Bei Schädel-Hirntraumen ist insbesondere die Schwere der Hirnverletzung für die Prognose ausschlaggebend. Oft weisen die Betroffenen trotz erheblicher Hirnverletzung keine schweren äusseren Verletzungszeichen oder Schädelfrakturen auf. Schwere Folgen einer Hirnverletzung sind Blutungen im Hirngewebe bzw. zwischen Schädeldecke und Gehirn. Durch die blutungsbedingte Erhöhung des Druckes im Schädel können nachhaltige Störungen der Hirnfunktion verursacht werden. Daher steht die Normalisierung des Schädelbinnendrucks und die regelrechte Durchblutung des Hirngewebes im Rahmen der Akuttherapie von Schädel-Hirnverletzungen im Vordergrund.

 

Die Schwere eines Schädel-Hirn-Traumas kann anhand der Bewusstseinsstörung nach dem Unfall beurteilt werden. Eine Bewusstlosigkeit von bis zu 15 Minuten deutet auf ein Schädel-Hirn-Trauma 1. Grades hin. Hier sollten sich die Symptome, wie Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, innert vier Tagen zurückgebildet haben.

 

Bei einer Verletzung 2. Grades mit einer länger andauernden Bewusstlosigkeit sollten sich die Symptome, darunter auch Sinnesstörungen, spätestens nach einem Monat zurückgebildet haben. Beim Trauma 3. Grades dauert die Bewusstlosigkeit länger als eine Stunde, meist mit bleibenden Folgeerscheinungen trotz Therapie. Zur näheren Eingrenzung des klinischen Zustandes in der Akutsituation wird standardmässig der sog. Glasgow-Coma-Scale-Score erhoben. Schädelfrakturen: Der Blutergruss bei den Augenlidern, das sogenannte Brillenhämatom, aber auch der Blut- oder Ausfluss des Nervenwassers aus Nase, Mund oder Ohren sind indirekte Anzeichen einer Schädelbasisfraktur.

 

Knöcherne Verletzungen des Schädeldachs oder der Schädelbasis sind in der Akutphase der Behandlung von Schädel-Hirn-Traumen zunächst wenig relevant. In der Postakutphase kann jedoch eine knöcherne Verletzung des Schädeldachs oder der Schädelbasis durchaus relevant werden, z.B. wenn Knochensplitter einen dauerhaften Reiz auf das Gehirn ausüben, eine lokale Knocheninfektion vorliegt oder die harte Hirnhaut im Bereich der Schädelbasis (insbesondere der Frontobasis) zerrissen wurde und Nervenwasser austritt: Hier besteht die erhebliche Gefahr einer Hirnhaut- oder Gehirnentzündung.

 

Die Entfernung von Knochensplittern und die Rekonstruktion des Schädeldachs bzw. der Schädelbasis mit Rekonstruktion der Hirnhaut können dann notwendig werden. Wichtig sind eine detaillierte bildgebende Darstellung der knöchernen Verletzungen sowie ggf. die genaue Darstellung einer Liquorfistel (Übertritt von Nervenwasser durch die verletzte Schädelbasis in den Nasen-Rachenraum) vor der definitiven chirurgischen Versorgung. Frakturen des Gesichtsschädels werden gemeinsam behandelt von Neurochirurgen, Kieferchirurgen und Schädelbasischirurgen?

 

Hirnödem und Blutungen im Kopf

Die schockartige Druckverletzung im Hirn kann dazu führen, dass die Durchlässigkeit der kleinen Blutgefässe erhöht wird. Dadurch kann es zum Hirnödem und zu einer verminderten Hirndurchblutung kommen. Der resultierende Sauerstoffmangel wiederum führt aufgrund des Energiemangels zu einer Schwellung der Hirnzellen.

 

In der Folge vergrössert sich das Hirnvolumen, und es entsteht eine zunehmende Erhöhung des Schädelbinnendrucks, der die Hirndurchblutung weiter senkt: es entsteht somit eine bedrohliche, selbstunterhaltende Kettenreaktion. Diese muss durch verschiedene Massnahmen unterbrochen werden: Das Hirnödem kann durch Infusion osmotisch aktiver Substanzen (Mannitol, Glycerol) reduziert werden. Ferner kann in schweren Fällen eine Öffnung des Schädeldaches zur Druckverminderung durchgeführt werden.

 

Einer zunehmenden Minderdurchblutung des Gehirns wird durch medikamentös unterstützte Kreislauftherapie mit erhöhtem Blutdruck entgegengewirkt. Raumfordernde Blutungen innerhalb oder ausserhalb des Gehirns müssen zügig entfernt werden.

 

Posttraumatischer Wasserkopf

Das gesamte Zentralnervensystem – Gehirn inklusive Wirbelsäule – ist vom Nervenwasser, einer wasserklaren Flüssigkeit – Liquor – umspült. Damit wird zum einen der Temperaturausgleich geregelt. Andererseits ist der Liquor mitverantwortlich für den Stoffwechsel. Durch Blutungen und entzündliche Veränderungen an den Hirnhäuten ist die natürliche Resorption des Liquors nach einem Schädel-Hirn-Trauma oft anhaltend gestört. Der Druck im Liquorsystem nimmt dann kontinuierlich zu, man spricht von einem posttraumatischen Hydrozephalus (Wasserkopf).

 

Die uneinheitlichen Symptome wie Koordinationsstörungen oder psychische Beeinträchtigung überlagern sich mit den anderen Symptomen des Traumas. Der erhöhte Liquordruck muss dann operativ entlastet werden mit einem sog. Shunt, einer Verbindung von den Hirnkammern über einen Silikonschlauch in den Bauchraum.

 

Generell erfordern Schädel-Hirn-Traumen, besonders bei höherem Schweregrad, eine sehr intensive Überwachung und Behandlung auf der Intensivstation.