Hirslanden Fachartikel

Der Bereich Lehre hat für die Hirslanden-Gruppe einen hohen Stellenwert. Nebst den Kooperationen mit drei Universitäten in der Schweiz besteht deshalb seit 2022 eine Partnerschaft mit der Universität Nikosia. Nach vier Jahren Medizinstudium in Zypern verbringen die Studierenden zwei Jahre in der Klinik Hirslanden in Zürich mit Schwerpunkt Klinik und Patientenbetreuung. Der Abschluss ist in der Schweiz, in ganz Europa und in Nordamerika anerkannt. Über das Programm und seine Vorteile haben wir mit Prof. Dr. Ulf Petrausch und den beiden Studierenden Martina Wollheim aus Schweden und Omar Abdelaal aus Ägypten gesprochen.

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PD Dr. med. Thomas Hermanns, Facharzt für Urologie am Zentrum für Urologie der Hirslanden Kliniken in Zürich, und Ludovico Zeppegno, Medizinstudent des Nikosia-Programms, in einer Besprechung/Ausbildungssituation.

Herr Dr. Petrausch, was ist Ihre Rolle beim Ausbildungsprogramm für Medizinstudierende der Hirslanden-Gruppe und der Universität Nikosia?

Dr. Petrausch: Ich bin Facharzt für Medizinische Onkologie und unterrichte die Studierenden, die ihr 5. und 6. Jahr des Medizinstudiums in der Klinik Hirslanden absolvieren, während zwei bis vier Wochen pro Jahr in Palliativmedizin und Onkologie. In der zweijährigen Praxisausbildung finden meine Blockkurse von zumeist 5 Tagen in der Klinik Hirslanden und in meinen Praxisräumlichkeiten statt. Rund 100 Kolleginnen und Kollegen decken alle anderen Fachrichtungen ab. Das heisst, die Studierenden werden sowohl von angestellten Ärztinnen und Ärzten (Innere Medizin, Notfall, Intensiv, Anästhesie) als auch von Partnerärztinnen und -ärzten (alle Fachbereiche) der Hirslanden-Gruppe und von Partnerkliniken unterrichtet.

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Dr. med. Ulf Petrausch

Was schätzen Sie besonders an diesem Programm?

Dr. Petrausch: Wir geben Wissen weiter und gestalten die Zukunft mit. Das finde ich persönlich sehr motivierend. Zudem schätze ich den Austausch mit den jungen Menschen, gerade auch in Bezug auf die Digitalisierung. Die digitale Transformation ist in der Medizin ein grosses Thema. Im Gegensatz zu mir sind die Studierenden «Digital Natives» und haben einen anderen Zugang zur Medizin. Das sind spannende Diskussionen. Ebenfalls sehr interessant sind die unterschiedlichen kulturellen Prägungen. Die Studierenden kommen aus vielen verschiedenen Ländern. Sie alle denken Medizin, Krankheiten und Patientinnen und Patienten anders. Das ist bereichernd für beide Seiten. Insgesamt würde ich sagen, dass dieses gegenseitige Lernen für die Klinik Hirslanden als Institution ein Vitalitätsschub ist.

Was sind die Vorteile des Programms?

Dr. Petrausch: Wir arbeiten in Zweier- oder Dreiergruppen, das macht es sehr intensiv. Wir Ausbildende können uns mit den Studierenden unterhalten und das Wesentliche vermitteln. In meinem Fachbereich, zum Beispiel, wissen die Studierenden am Schluss alles, was sie über Onkologie wissen müssen, ohne Onkologen zu sein. Sie wissen, worauf sie achten müssen. Die Zweier- oder Dreiergruppen sind auch für Patientinnen und Patienten viel angenehmer und bieten einen geschützten intimen Rahmen. Das ist eine ganz andere Dynamik und ermöglicht viel Raum für Gespräche, den man sonst nicht hat.

Was ist im Vergleich zu anderen Medizin-Studiengängen anders?

Dr. Petrausch: Die Arbeit in Zweier- oder Dreiergruppen und die hohe Verbindlichkeit, die dadurch auf beiden Seiten entsteht. Sitze ich zwei Studierenden gegenüber, muss ich performen. Und sie auch. Aus einer so kleinen Gruppe kann man sich nicht eben mal ausklinken oder kurz am Handy spielen. Ich muss etwas geben und die Studierenden müssen Interesse zeigen, etwas nehmen. Dazu muss man sie nicht motivieren, das geschieht in diesem persönlichen Rahmen automatisch.

Frau Wollheim, Sie absolvieren Ihr zweites Praxisjahr in der Klinik Hirslanden in Zürich. Können Sie sich an Ihren Start erinnern?

Martina Wollheim: Wir konnten uns für die beiden Praxisjahre in verschiedenen Ländern bewerben. Meine erste Wahl war die Schweiz. Ich habe mich sehr gefreut, als ich erfahren habe, dass ich an die Klinik Hirslanden in Zürich kommen kann. Nach vier Jahren Studium in Zypern war es hier in der Schweiz dann sehr anders – dafür aber ähnlich wie in Schweden, wo ich herkomme. Ich kam mit vier Kolleginnen und Kollegen hierher, die ich vom Studium kenne. Wir wurden an der Klinik Hirslanden sehr freundlich aufgenommen.

Können Sie beschreiben, wie Ihre praktische Ausbildung abläuft?

Martina Wollheim: Während des Medizinstudiums in Nikosia konnten wir eher wenige klinische Erfahrungen machen. So richtig los ging das erst hier an der Hirslanden Klinik. Es war und ist harte Arbeit. Dafür ist die Lernkurve sehr steil. Die Ausbildung ist in verschiedene Blöcke aufgeteilt, damit wir alle Fachrichtungen kennenlernen können. Im ersten Praxisjahr absolvierten wir neun Blöcke, im zweiten sind es sechs. So lernen wir die wichtigsten Krankheiten in jedem Fachgebiet kennen. Pro Block ist ein Professor oder eine Professorin für uns verantwortlich. Sie schulen uns, wir begleiten sie bei Patientenbesuchen, bei Konsultationen und bei Operationen. Es ist wie ein Mentoring und sehr persönlich.

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Omar Abdelaal

Herr Abdelaal, auch Sie sind im zweiten Praxisjahr und kurz vor Abschluss Ihres Studiums. Gab es gewisse Kriterien, die Sie für den Ausbildungsplatz an der Klinik Hirslanden erfüllen mussten?

Omar Abdelaal: Ja, die gab es. Ich habe am 15. August 2022 in der Klinik Hirslanden angefangen. Dass ich in die Schweiz komme, wusste ich lediglich vier Monate vorher. Ich sprach zwar bereits etwas Deutsch, habe aber sofort mit einem Intensivkurs begonnen. Ich absolvierte während eines Monats 18 Stunden Unterricht pro Woche, um das geforderte Deutsch-Zertifikat B2 zu erlangen. Zum Glück ist mir das gelungen.

Das ist bemerkenswert, herzliche Gratulation. Und wie haben Sie die praktische Ausbildung bisher erlebt?

Omar Abdelaal: Sehr positiv, und die praktische Ausbildung hat meine Erwartungen sogar übertroffen. Wir erhalten Einblick in alle Fachrichtungen, und ich konnte bereits bei mehr als 50 Operationen dabei sein. Das ist für mich besonders spannend, da ich nach dem Studium eine Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie absolvieren möchte. Ich schliesse mich aber Martina an: Am Anfang war es harte Arbeit. Und die Sprache war für mich trotz Intensivkurs eine Herausforderung. Beides habe ich aber erwartet, und ich war bereit, viel zu leisten. Das Gute ist, dass an der Klinik Hirslanden alle sehr offen und hilfsbereit sind. Wir können immer fragen und entsprechend unglaublich viel lernen.

Unser Spezialist

Facharzt für: Medizinische Onkologie , Allgemeine Innere Medizin , Allergologie und klinische Immunologie

Dr. med. Ulf Petrausch ist Facharzt für Medizinische Onkologie, Allgemeine Innere Medizin, Allergologie und klinische Immunologie im Onkozentrum Zürich sowie Partnerarzt in der Hirslanden Klinik im Park und in der Klinik Hirslanden. Er ist zudem als Clinical Associate Professor der Universität Nikosia als ausbildender Facharzt für Medizinstudierende tätig.