Die Kniearthrose, auch als Gonarthrose bekannt, ist eine Gelenkerkrankung, die weltweit Millionen Menschen betrifft. Sie verursacht zunehmend Schmerzen und reduziert die Gelenkfunktion, was erhebliche Einschränkungen im Alltag und im Sport zur Folge haben kann. Konservative Therapien bewirken in vielen Fällen eine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs und eine Besserung der Beschwerden. In fortgeschrittenen Stadien hilft indessen oft nur noch ein künstlicher Gelenkersatz.

Bei einer Arthrose kommt es zu einem fortschreitenden Abbau des Gelenkknorpels, der eine wichtige Funktion als Stossdämpfer im Gelenk einnimmt. Durch den allmählichen Verlust des Knorpels können mit der Zeit die Knochen aufeinander reiben, was zu Schmerzen, Entzündungen und Funktionseinschränkungen führt. Die Ursache einer Arthrose kann vielfältig sein. Die häufigsten Risikofaktoren sind Alter, Genetik, Übergewicht und vorgängige Knieverletzungen. Der fortschreitende Knorpelabbau wird in vier Grade eingeteilt (vgl. Abb. 1).

Konservative Therapien

In der konservativen Therapie der Kniearthrose wird versucht, den degenerativen Prozess zu verlangsamen und die Begleitsymptome wie Schmerzen und Funktionseinschränkungen zu mildern oder zu beseitigen. Hierfür stehen folgende Therapien zur Verfügung, die im Rahmen eines umfassenden Behandlungsansatzes kombiniert werden können, abhängig vom Schweregrad der Beschwerden und von den individuellen Patientenbedürfnissen:

1. Gewichtsreduktion bei Übergewicht: Schon ein paar Kilogramm weniger reduzieren die Belastung der Gelenke und können zu einer deutlichen Beschwerdereduktion führen und den Krankheitsverlauf verlangsamen.

2. Lebensstiländerung: Die Vermeidung von übermässiger Belastung der Knie, etwa durch sportliche Aktivitäten mit hoher Aufprallenergie, sowie das Tragen von bequemem Schuhwerk können hilfreich sein.

3. Physiotherapie: Sie zielt auf einen Muskelaufbau zur Kniestabilisation. Dadurch kommt es zu einer Entlastung, Funktionsverbesserung und Schmerzreduktion des betroffenen Gelenks. Wichtig ist, die Übungen regelmässig auch zu Hause durchzuführen.

4. Nahrungsergänzungsmittel: Chondroitin, das natürlicherweise im Knorpel vorkommt, kann zur Linderung der Gelenkschmerzen und zur Verbesserung der Gelenkfunktion führen. Ein Therapieversuch über sechs Monate wird empfohlen. 

5. Medikamentöse Therapie: Antientzündliche Schmerzmittel (nichtsteroidale Antirheumatika; NSAR) in Tablettenform und/oder lokaler Anwendung sind erste Wahl, wenn keine Kontraindikation besteht. Aufgrund des Nebenwirkungsprofils der NSAR sind dabei immer auch Begleiterkrankungen zu beachten. Eine Schmerzmedikation ist dementsprechend stets sehr individuell.

6. Intraartikuläre Infiltrationen (Injektionen): Eine Indikation für eine Infilt ation besteht bei fehlender Beschwerdekontrolle durch die bereits genannten Massnahmen. Idealerweise werden die Infilt ationen ultraschallgesteuert durchgeführt, damit das Wirkmittel am richtigen Ort ins Gelenk appliziert wird. Hierfür haben wir drei Wirkstoffe zur Auswahl:

a. Depot-Steroide (Kortison): Diese finden ihre Anwendung insbesondere bei aktivierter Arthrose, bei der das Kniegelenk schmerzhaft geschwollen ist. Das Kortison wirkt dabei stark antientzündlich und führt in der Regel zu einer    deutlichen Beschwerdeabnahme und Abschwellung. Meist werden dabei Kristallsuspensionen mit verzögernder Medikamentenfreisetzung eingesetzt. Dabei gilt es zu beachten, dass intraartikuläre Kortisoninjektionen nicht mehr als    drei- bis viermal pro Jahr durchgeführt werden sollten, weil das Kortison gewebeschädigend sein kann bei zu häufigem Einsatz.

b. Hyaluronsäure: Diese ist ein wichtiger natürlicher Bestandteil des Knorpels. Ihre Injektion hat zum Ziel, die Viskosität (Zähflü sigkeit) und die Schmierung der Gelenkflü sigkeit zu erhöhen und damit die Gelenkfunktion zu verbessern    und die Schmerzen zu lindern. Die Studienergebnisse bezüglich der Wirkung sind gemischt. Auch die Erfahrung zeigt, dass die Wirksamkeit von Patient zu Patient unterschiedlich ist. Bei jenen, die ein gutes Ansprechen zeigen, scheint    die Wirkung von Hyaluronsäure allerdings nachhaltiger zu sein als jene von Kortison. 

Klassifikation von Arthrosen nach Outerbridge

c. Eigenblut-Infiltrationen: Platelet Rich Plasma (PRP): Dabei wird Blutplasma mit einer erhöhten Konzentration von Blutplättchen ins Gelenk appliziert. PRP wird aus dem Eigenblut der Patientin oder des Patienten hergestellt. Auch hier ist die Studienlage bezüglich der Wirksamkeit gemischt. So gibt es grosse Unterschiede im Ansprechen, aber auch Hinweise für eine nachhaltigere Wirkung als bei Hyaluronsäure.

Die Kosten für Hyaluronsäure und PRP sind von der Grundversicherung nicht gedeckt. Gewisse Zusatzversicherungen übernehmen sie aber. Welche Art von Infilt ation bei wem angezeigt ist, wird im individuellen Patientengespräch bei einem qualifizier en Orthopäden oder Rheumatologen erörtert.

Operative Therapien

Eine Arthrose des Kniegelenkes kann im fortgeschrittenen Stadium eine Operation notwendig machen. Das ist dann der Fall, wenn alle konservative Massnahmen ausgeschöpft sind und keine Linderung der Symptomatik mehr erbringen.

Um zu beurteilen, welches Operationsverfahren für eine Patientin oder einen Patienten das richtige ist, bedarf es einer Vorstellung beim Kniespezialisten. In der ersten Konsultation wird das Kniegelenk genauestens untersucht. Des Weiteren wird festgestellt, ob die benötigten Röntgenaufnahmen bereits vorliegen oder ob es weitere Aufnahmen braucht. In Einzelfällen müssen Röntgenbilder aktualisiert oder auch durch eine Magnetresonanztomographie (MRI) ergänzt werden.

Am Kniegelenk unterscheidet man drei Gelenkanteile, die einzeln für sich oder auch zusammen von einem Gelenkverschleiss, d.h. einem Knorpelabbau (Gonarthrose) befallen sein können.

Die häufig te Arthrose findet sich in den gelenktragenden Anteilen des inneren und äusseren Kniegelenks. Man spricht dann von einer medialen und lateralen Kniearthrose. Es kommt auch vor, dass nur ein Gelenkanteil von einem Gelenkverschleiss betroffen ist, d.h. nur der innere (mediale) oder der äussere (laterale) Teil. In selteneren Fällen besteht eine isolierte Abnützung zwischen der Kniescheibe und dem Gleitlager des Oberschenkels, was als femoropatelläre Arthrose bezeichnet wird.

Bei Vorliegen einer einseitigen Gonarthrose, sei es innen oder aussen, kann eine Teilprothese des betroffenen Gelenkanteils eingesetzt werden. Im Falle einer isolierten Arthrose zwischen Kniescheibe und Oberschenkelknochen, dem sogenannten femoropatellären Gleitlager, wird dem Patienten zu einem teilweisen Oberflächeners tz des Kniescheiben-Gleitlagers geraten.

Bei fortgeschrittener Arthrose des inneren und äusseren Kniegelenkes kann nur ein kompletter Oberflächeners tz, eine sogenannte Knietotalprothese, zu einer Verbesserung der Kniesymptomatik führen (vgl. Abb. 2). 

Knietotalendoprothese

Der klinische Untersuchungsbefund und die bildgebenden Befunde tragen dazu bei, festzustellen, welche Gelenkanteile betroffen sind und welche Behandlungsmethode die richtige und notwendige ist.

Es gibt heutzutage verschiedene Arten von künstlichen Kniegelenken. Der behandelnde Orthopäde berät die Patientin und den Patienten, ob eine individuelle, massgeschneiderte Knieprothese aus dem 3D-Drucker oder eine Standardknieprothese die beste Lösung für ihr Knie darstellt. Dazu kommt, dass Knieprothesen aus unterschiedlichen Materialien bestehen können. Vor allem bei Allergikern sollte man eine nickelfreie, hypoallergene Prothese wählen.

Eine Operation ist langfristig und immer in Zusammenschau mit dem gesundheitlichen Zustand der Patientin oder des Patienten zu planen. Der genaue Ablauf – von der Operationsvorbereitung über den Operationszeitpunkt bis zu den anschliessenden Rehabilitationsmassnahmen – wird in einem oder mehreren Gesprächen mit dem behandelnden Arzt genauestens besprochen und erläutert. 

Auf diese Weise wird die Grundlage für eine erfolgreiche Operation gelegt. Ziel ist es, dank der künstlichen Kniegelenksprothese sowohl Schmerzfreiheit zu erreichen als auch die Bewegungs- und Gehfähigkeit der Patientin oder des Patienten wiederherzustellen.

Orthopädie Zentrum Zürich
Klinik Im Park
Seestrasse 259
8038 Zürich

Glossar

  • Intraartikulär: Innerhalb der Gelenkkapsel, d.h. der bindegewebigen Umhüllung eines Gelenks
  • Infiltration: Injektion eines Medikaments in die Umgebung des Zielgewebes oder direkt in das Zielgewebe
  • Kristallsuspension: Wirkstoff in Form kleiner Kristalle in einer Lösung, was zu einer verzögerten Freisetzung und damit einer Depotwirkung führt
  • Blutplättchen: Kleine Zellen, die hauptsächlich für die Blutgerinnung verantwortlich sind, auch Thrombozyten genannt
Regina Gerdes
Regina Gerdes
Leiterin Marketing & Kommunikation
Klinik Hirslanden