Unsere Expertinnen und Experten der Klinik Hirslanden und Klinik Im Park in Zürich engagieren sich auch bei karitativen Einsätzen. Prof. Dr. med. Jan Schmidt und sein Team führten kürzlich in Georgien 18 Operationen an der Universitätsklinik in Tiflis durch. Weshalb hier seine Erfahrung insbesondere für Nierentransplantationen bei Kindern und Jugendlichen zählt, davon berichtet er in diesem Gespräch.

Herr Prof. Schmidt, Sie engagieren sich zum Wissenstransfer und aktiv mit Operationen bereits seit nahezu zwei Jahrzehnten an der Universitätsklinik in Tiflis. Weshalb wird Ihre Hilfe dort in der Nephrologie so dringend benötigt?

Prof. Schmidt: Unser oberstes Ziel ist es, die Transplantationschirurgie bei Kindern wie auch bei Erwachsenen vor Ort in Tiflis sicherzustellen. Bereits ein einziger Todesfall wäre sehr schlimm. Indem ich an der Universitätsklinik in Tiflis regelmässig Transplantationen insbesondere bei Kindern durchführe, gebe ich meine Erfahrung vor allem auch an die dortigen Kolleginnen und Kolleginnen weiter. Mit diesem Wissen ausgestattet, müssen die georgischen Chirurginnen und Chirurgen nicht erst die Lernkurve durch vermeidbare Fehler durchlaufen. Das hilft entscheidend mit, Leben zu retten.

Wie stellen Sie die Vorbereitungen für den reibungslosen Verlauf der Nierentransplantationen mit Ihren georgischen Kolleginnen und Kollegen sicher?

Da wir das Programm schon seit 2008 betreiben, sind die Abläufe gut eingespielt. Schon bei der Ankunft unseres Zürcher Teams steht fest, wie viele Eingriffe durchgeführt werden. Die Nephrologen vor Ort bereiten die Spender und Empfänger auf die Operationen vor. Sie führen im Vorfeld bereits alle Voruntersuchungen und die immunologischen Abklärungen sowie die Vorstellung vor der Ethikkommission durch. Am Vortag der Transplantationen entscheide ich auf Basis der Voruntersuchungen schliesslich darüber, auf welcher Seite die Niere entnommen wird –  dann geht es schon los.

Inzwischen sind einige Wochen nach den erfolgreichen Eingriffen vergangen. Wie geht es den Spendern und Empfängern der transplantierten Nieren heute?

Allen Spendern und Empfängern geht es gut. Die transplantierten Nieren funktionieren und deshalb müssen die Patienten nicht mehr dialysiert werden. Sie können wieder alles trinken und essen, wieder verreisen, zur Schule gehen, eine Ausbildung absolvieren oder studieren und später einen Beruf ausüben. Durch die bessere Entgiftung können sie wieder ein normales Leben führen – mit einer guten Lebenserwartung. 

Warum ist eine derartige Hilfe aus Ihrer Sicht so wirkungsvoll?

Unsere Tätigkeit ist in mehrfacher Hinsicht sehr nachhaltig, da wir den Patienten unmittelbar wieder ein uneingeschränktes Leben ermöglichen können. Gleichzeitig steuern wir wesentliche Erkenntnisse zur Ausbildung der Kolleginnen und Kollegen vor Ort bei. Mittlerweile sind bereits zwei Chirurgen dort so weit von uns ausgebildet, dass sie eine Transplantation bei Erwachsenen alleine durchführen können. Auch diese Operationen finden oft während unseres Aufenthaltes statt, so dass ich mit meinem Team als Back-up im Hintergrund unterstützen kann.

Herr Prof. Schmidt, herzlichen Dank für die Einblicke in Ihr grossartiges Engagement. Wir wünschen Ihnen dazu weiterhin viel Erfolg!

In seiner früheren Tätigkeit leitete Prof. Schmidt langjährig das Transplantationsprogramm am Universitätsklinikum Heidelberg. Gesamthaft führte er dort rund 400 Leber- und 500 Nierentransplantationen durch. In dieser Zeit entstand auch der Kontakt zu den Ärztinnen und Ärzten aus Georgien, der bis heute anhält. Pro Jahr transplantiert er in seiner Freizeit an der Universitätsklinik von Tiflis an die 30 Nieren karitativ. Bei Kindern sind es häufig angeborene Fehlbildungen, die eine Nierentransplantation notwendig machen. Die Erfolgsquote, dass die transplantierte Niere voll funktioniert und vom Körper der Empfängerinnen und Empfänger nicht abgestossen wird, liegt bei 98 Prozent.

Prof. Dr. med. Jan Schmidt in Georgien
Nathalie mit einem Nierentumor wurde vor vier Jahren von Prof. Dr. med. Jan Schmidt in Tiflis operiert.