Liegt eine Schädigung des Knorpelbelages am Kniegelenk im Rahmen einer Arthrose mit Schmerzen und Bewegungseinschränkung vor und ist die konservative Therapie ausgeschöpft, muss die Implantation einer Knietotalprothese (auch Kniegelenksarthroplastik) empfohlen werden. Wir erklären Ihnen gerne welches Stadium der Arthrose bei Ihnen vorliegt und welche Therapievarianten noch möglich sind. Bringen Sie bitte zum Sprechstundentermin alle vorliegenden Unterlagen (Berichte, Röntgenbilder, MRI, etc.) mit.   

Es ist heutzutage nicht immer notwendig eine Knie-Total-Prothese zu implantieren. Bei einseitiger Abnutzung des Knorpelbelages kann man seit einigen Jahren auch nur den betroffenen Gelenksanteil durch eine Knie-Teil-Prothese ersetzen, was eine deutlich bessere Funktion des Kniegelenkes erzielen lässt, da die Kreuzbänder erhalten werden können.

Moderne Knieprothesen ersetzen den abgenutzten Knorpelbelag des Kniegelenkes. Es wird also nicht das gesamte Gelenk, sondern nur dessen Oberfläche durch ein hochpoliertes Metallteil (Cobalt-Chrom-Legierung) ersetzt. Dies geschieht auf der Oberschenkelseite und auf der Schienbeinseite. Das Metall wird mit Knochenzement, wie er seit Jahrzehnten aus der Dentalchirurgie bekannt ist in den Knochen zementiert, was eine sofortige Belastbarkeit ermöglicht. Der Meniskus, welcher als Stossdämpfer zwischen den Knochenenden fungiert wird durch den Gleitflächenersatz aus hochvernetztem Polyethylen ersetzt.

Unikondyläre Kniegelenksprothese - «Schlittenprothese»

Eine unikondyläre Knieprothese kann bei einer lokal begrenzten Arthrose des Kniegelenkes zur Anwendung kommen wenn nur die Innen- oder die Aussenseite des Gelenkknorpels abgenutzt ist. Der noch gut erhaltene, schmerzfreie Gelenksanteil wird nicht tangiert. Die Patienten profitieren dann von einer nahezu anatomischen Funktion des operierten Kniegelenkes, da alle Bandstrukturen erhalten werden können. Einige Patienten haben bei der Halbjahreskontrolle ihr Kniegelenk bereits „vergessen“.

Operationszeitpunkt

Der optimale Zeitpunkt für eine Knie-Prothesen-Operation wird vom Patienten selbst festgelegt. Dabei spielt das Alter des Patienten nur eine untergeordnete Rolle. Ausschlaggebend ist vor allem der Leidensdruck aufgrund der eingeschränkten Lebensqualität. Wir erklären Ihnen gerne anhand der Untersuchungsbefunde und der Röntgenbilder ob eine Operation sinnvoll ist und in wie weit Sie von der Implantation eines künstlichen Kniegelenkes profitieren können. 

Risiken

Die Implantation eines künstlichen Kniegelenkes ist keine Notfalloperation. Der Arzt kann sie zusammen mit dem Patienten in Ruhe vorbereiten und die Rehabilitation planen. Risiken, die wie bei jedem chirurgischen Eingriff vorhanden sind, können auf ein Minimum reduziert werden. Auf ein gewisses Restrisiko von Komplikationen wie Thrombose, Embolien, Infektionen, Wundheilungsstörung, Bluterguss, Verletzungen von Nerven oder Blutgefässen, Vernarbungen mit schlechter Beweglichkeit und Funktion des Kniegelenkes muss der Patient vor der Operation hingewiesen werden. Alle diese Risiken sind jedoch sehr selten und treten in weniger als einem Prozent der Fälle auf. Dr. Rapp erläutert dies Ihnen gerne anhand des Aufklärungsprotokolles, welches vor jeder Operation zusammen mit dem Patient ausgefüllt wird. 

Vorbereitung

Nach der Konsultation vereinbaren wir mit Ihnen die genauen Daten des Anästhesiegespräches mit dem Narkosearzt und das Spitaleintrittsdatum. Vorgängig ist in der Regel noch eine präoperative Routineuntersuchung notwendig. Bitte vereinbaren Sie hierzu einen zeitnahen Termin bei Ihrem Hausarzt. Wir werden dem zuweisenden Arzt sowie dem Hausarzt einen orthopädischen Bericht zur Information zukommen lassen. Bei der Planung einer Kniegelenksprothese ist eine sogenannte „Ganzbeinaufnahme" in der Radiologie  zur Bestimmung der Beinachsen notwendig. Dies ist zur genauen Planung der Operation unerlässlich.

Klinikaufenthalt

Sie können normalerweise am Tag der Operation im Spital eintreten. In seltenen Fällen, meist bei Patienten mit Herz-Kreislauf-oder Lungenproblemen ist der stationäre Eintritt am Vortag sinnvoll. Bitte entnehmen Sie der Broschüre was Sie in Ihr Köfferchen packen sollen. Nach Bezug des Zimmers werden Sie in Ihrem Bett vom Pflegepersonal in den Vorbereitungsraum des Operationssaals gebracht. Dort erwartet Sie bereits die Equipe der Anästhesie zur OP-Vorbereitung. Hier erhalten Sie einen venösen Zugang für die Narkosemedikamente und werden auf dem „Operationstisch“ durch einen Lagerungsfachmann bequem gelagert. Wir sind dann bereits im Operationssaal und überprüfen die korrekte Lagerung bevor mit der Desinfektion des zu operierenden Beines begonnen wird. Da die Operation unter sterilen Bedingungen stattfindet und das gesamte Operationsgebiet mit sterilen Tüchern abgedeckt werden muss ist ein Zuschauen nicht möglich. Die eigentliche Operation dauert in der Regel zwischen 60 und 90 Minuten. Nach der Operation ist ein kurzer Aufenthalt im „Wachsaal“ zur Überwachung der Vitalfunktionen nach der Narkose eingeplant. Bei stabilen Kreislaufverhältnissen kann der Patient anschliessend direkt wieder auf die Pflegestation verlegt werden. Auf dem Weg dorthin wird ein Zwischenstopp in der Röntgenabteilung eingelegt, um ein postoperatives Röntgenbild anzufertigen. Dies dient zur Stellungskontrolle der implantierten Prothese. Bereits am Operationstag beginnt die Physiotherapie mit kontinuierlichem Bewegen des Kniegelenkes auf einer elektrischen Motorschiene, die eine möglichst frühzeitige passive Mobilisation des Kniegelenkes erlaubt und einer Narbenbildung vorbeugt. Ausserdem wird eine entzündungshemmende Therapie mit Medikamenten und lokaler Kälteanwendung eingeleitet, welche die ersten zwei Wochen weitergeführt wird. Am ersten Tag nach der Operation erfolgt bereits die Mobilisation an 2 Gehstöcken im Patientenzimmer, wobei das operierte Kniegelenk zunehmend belastet werden darf. Am zweiten Tag erfolgt die Mobilisation auch ausserhalb des Patientenzimmers und ab dem dritten oder vierten Tag werden die Treppen in Angriff genommen. Die Visite mit Wundkontrolle erfolgt jeden Tag persönlich. Nach fünf bis sieben Tagen ist die Mobilisation meist schon so weit fortgeschritten, dass der Patient mit einer Beugefähigkeit von über 90° und reizlosen Wundverhältnissen nach Hause entlassen werden kann. Nachkontrollen sind zwei Wochen nach Operation beim Hausarzt zur Wundkontrolle und sechs Wochen nach Operation zur Funktionsprüfung und Röntgenkontrolle des „neuen“ Kniegelenkes in der Praxis.

Rehabilitation

Auf Wunsch des Patienten kann nach Kostengutsprache der Versicherung eine stationäre Rehabilitation für weitere zwei Wochen durchgeführt werden. Vor allem bei älteren Patienten, welche sich alleine versorgen müssen ist dies eine sinnvolle Variante. Drei Wochen nach erfolgter Knieprothesen-Operation sind die meisten Patienten soweit in der Lage sich selbständig zu versorgen. Sollte eine stationäre Rehabilitation nicht gewünscht werden, ist die Physiotherapie ambulant (heimatnah) fortzuführen. Sie erhalten ein entsprechendes Rezept bei Austritt aus dem Spital. Die ganze Rehabilitationsphase nach Kniegelenksersatz dauert in der Regel drei Monate. Nachuntersuchungen werden zur Qualitätskontrolle sechs Wochen, drei Monate sowie sechs und zwölf Monate nach der Operation durchgeführt. 

Prognose

Weltweit werden jährlich ungefähr 1 Million Knieprothesen implantiert, in der Schweiz liegen die Zahlen bei circa 10'000 pro Jahr. Langzeituntersuchungen zeigen, dass ein korrekt eingesetztes und gut eingeheiltes Kniegelenk problemlos mehr als 20 Jahre funktionieren kann. Die Statistiken bestätigen, dass in über 90 Prozent der Fälle die Patienten mit dem künstlichen Kniegelenk sehr zufrieden sind und ein normales unbeschwertes Leben führen können.

Kunstgelenk und Sport

Sinnvolle Sportarten für Patienten mit einem künstlichen Gelenk sind Velofahren, Walking, Crosstrainer und Schwimmen. Weniger sinnvoll sind repetitive Stossbelastungen, wie sie beim Joggen, Tennis, Squash oder bei Kontaktsportarten auftreten können. In dosiertem Mass sollte jedoch auch dieser Sport weiterhin ausgeübt werden können.