Dr. med. Adam Magyar

Vor Allem alters- und vererbungsbedingt, aber auch durch Fehlstellungen, kann es zu einer massiven Abnützung der Knorpelschicht auf Hüftkopf und Hüftpfanne kommen. Dies wiederum führt zu einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung der Hüfte. Ein Hüftgelenkersatz kommt dann zum Zug, wenn die Hüftschmerzen trotz Medikamenten und Physiotherapie so stark zunehmen, dass sie für die Patienten nicht mehr tragbar sind.

Eingriff

Bei der Hüfttotalendoprothese werden sowohl die Hüftpfanne, als auch der Hüftkopf ersetzt. Dabei wird ein künstlicher Hüftkopf mit Hilfe eines Schaftes im Oberschenkel verankert. Früher wurde bei der Hüftprothese ein Zement verwendet, welcher den Hohlraum zwischen Knochen und Schaft füllt. Heutzutage werden die meisten Hüfttotalprothesen in der Schweiz zementfrei durchgeführt.

Anstelle der Hüftpfanne wird ein Titanring in den Beckenknochen eingeschlagen, welcher innerhalb von 6-8 Wochen fest mit dem Beckenknochen verwächst. Um die Reibung zwischen den beiden neuen, künstlichen Knochenpartner zu verringern, wird ein Kunststoff in den Titanring eingesetzt, welcher als eine Art Kunstknorpel dient.

Operationstechnik

Es gibt verschiedene Methoden, mit welchen eine Hüftprothese eingesetzt werden kann. Von mir bevorzugt ist die sogenannte minimal-invasive Operationstechnik, welche auch AMIS („Anterior Minimal-Invasive Surgery“) genannt wird. Es handelt sich um eine an sich Technik, welche von Dr. Laude in Paris für das Einsetzen der Hüftprothese optimiert wurde. Hierbei wird der Zugang zum Hüftgelenk so gelegt, dass keine Muskeln oder Sehnen durchtrennt werden müssen (im Gegensatz zu anderen Methoden) und der benötigte Schnitt möglichst klein ausfällt. Beim Eingriff kommen verschiedene speziell für diese Technik entwickelte Instrumente und Hilfsmittel zum Einsatz. Unter Anderem ist es so möglich, die gelenkseigene Hüftgelenkskapsel zu erhalten, was die Luxationsgefahr (Ausrenkung) deutlich verringert.

Das minimal-invasive Verfahren ist technisch herausfordernd, bietet aber meines Erachtens viele Vorteile gegenüber herkömmlichen Ansätzen. Sie ist besonders gewebeschonend. Die Patienten spüren dadurch nach der Operation weniger Hüftschmerzen, müssen sich weniger lange im Spital aufhalten und haben ein gutes Organgefühl und eine gute Gelenkstabilität. Der kürzere Hautschnitt bietet ästhetische Vorteile, und durch die kürzere Bettlägerigkeit besteht ein niedrigeres Infektions- und Thromboserisiko.

In der Schweiz wurde diese Technik erstmals 2004 angewendet. Die Resultate waren derart eindrücklich, dass dieser Eingriff inzwischen an Universitätskliniken als Standard eingeführt worden ist. Persönlich führe ich diesen Eingriff seit Ende 2004 durch, nachdem ich mich bei Dr. Laude in Paris von seinen Vorteilen überzeuge konnte. Inzwischen gehört es zu meinem Standardrepertoire und rund 80% meiner Patienten und Patientinnen können so versorgt werden.

Nachbehandlung

Nach einem minimal-invasiven Eingriff können die Patienten rasch wieder mobilisiert werden. Häufig ist eine Vollbelastung schon am Tag nach des Hüftgelenkersatzes möglich. Patienten sind oft bereits am zweiten bzw. dritten Tag selbständig und können in der Regel bereits nach 5-7 Tagen aus dem Spital entlassen werden. Dies hat den Vorteil, dass auf Grund der kurzen Liegedauer weniger Folgeschäden wie z.B. Thrombosen oder Dekubitus entstehen.

Die Patienten benötigen dank dem schonenden Hüftgelenksersatz auch weniger Therapien, können rascher aus dem Spital entlassen werden und verfügen über eine grössere Mobilität. Die postoperativen Hüftschmerzen sind im Vergleich zu nicht minimal-invasiven Techniken deutlich geringer.