Bei Kreuzbandrissen ist meistens das vordere Kreuzband betroffen, welches sich im Zentrum des Kniegelenks befindet. Hintere Kreuzbandrisse sind äusserst selten.

Gründe

Das vordere Kreuzband hat mehrere Funktionen:

  • Stabilisierung des Kniegelenkes gegen Schub nach vorne und hinten.
  • Führung des Kniegelenkes. Bei Beugen des Kniegelenkes findet eine Roll-Gleit-Bewegung statt. Für das Einleiten dieses Gleitens ist das vordere Kreuzband unabdingbar.
  • Stabilisierung bei Drehbewegungen. Hier finden auch die meisten Verletzungen statt (z.B. bei Drehungen des Oberkörpers mit fixiertem Unterschenkel, wie es beim Skifahren oder Fussball spielen der Fall ist).
  • Im Kreuzband befinden sich Nervenzellen, welche Informationen über die jeweils aktuelle Position des Kniegelenkes an das Gehirn weiterleiten (ähnlich wie ein Mikrochip). Dies erlaubt die sofortige und optimale Antwort auf verschiedene Belastungen.

Fehlt das vordere Kreuzband so ist das Kniegelenk bei gewissen Bewegungen instabil (Giving-Away-Gefühl: Das Knie „gibt nach“). Dadurch können Scher- und Rotationskräfte auftreten, d.h. das Gelenk rutscht in der Bewegung so, dass es den Meniskusknorpel zusätzlich beschädigt (insbesondere Aussenmeniskus-Knorpelschäden).

Je nach Zustand der anderen Kniestrukturen (Meniskus, Seitenbänder etc.) kann ein gut trainierter Patient oder eine gut trainierte Patientin diese Instabilität kompensieren. In diesem Fall reicht eine konservative Behandlung aus. Ob ein Ersatz des vorderen Kreuzbandes tatsächlich sinnvoll ist, entscheidet der Orthopäde zusammen mit dem Patienten oder der Patientin, abhängig von individuellen sportlichen Ansprüchen und unter Abwägung der Folgeschäden.

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Kreuzbandriss

Eingriff

Die genaue Bezeichnung des Eingriffes lautet Vordere Kreuzbandplastik (VKB). Dabei ist das Wort „Plastik“ verwirrend, denn bei diesem Eingriff wird kein Kunststoff verwendet. Der Begriff sagt vielmehr aus, dass das Kreuzband durch ein anderes Material (meistens Sehnenmaterial) ersetzt bzw. rekonstruiert wird. Dabei wird das gewonnene Sehnenmaterial anstelle des Kreuzbandes eingefügt, in einen Knochenkanal in Ober- und Unterschenkel versenkt und angespannt. In den letzten Jahren hat sich die VKB-Rekonstruktion deutlich entwickelt. Im Vordergrund stehen zunehmend gewebeschonende, arthroskopisch unterstützte Verfahren.

Für die Rekonstruktion können verschiedene Sehnen verwendet werden. Jede dieser Sehnen hat Vor- und Nachteile und die optimale Entnahme muss mit dem Patienten oder der Patientin abgesprochen werden:

  • Entnahme des mittleren Drittels der Patellar-Sehne zwischen Kniescheibe und Oberschenkel mit je einem kleinen Knochenblock. Es handelt sich um die am Häufigsten verwendete Sehne.
  • Drei Sehnen der Quadrizepssehne (Oberschenkel) mit kleinen Knochenblöcken aus der Kniescheibe.
  • Semitendinosus-Sehne (Sehnenmaterial im Bereich des inneren Oberschenkels).
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Rekonstruktion des Kreuzbandes

Nachbehandlung

Der Verlauf des Eingriffs und der Heilung gliedert sich in drei Stufen:

Unmittelbar nach der Operation

Nach dem Eingriff beginnt bereits die intensive Physiotherapie. Die Entlassung findet statt, wenn der Patient oder die Patientin Treppensteigen kann, das Knie 90° gebogen wird (ausser bei Meniskusnähten) und die Wunde gut verheilt. Dies dauert meistens 2-4 Tage. Der Wundschmerz nimmt stark ab und die Fäden können in der Regel nach 10 Tagen entfernt werden.

Einheilung des Transplantates

Dieser Prozess dauert normalerweise 4-6 Wochen. Das Transplantat wächst in den Ober- und Unterschenkelkanal ein und bildet dadurch die nötige Stabilität. In dieser Zeit wird der Patient oder die Patientin meistens mit Gehstöcken unterwegs sein, um die Einheilung nicht zu gefährden.

Verwandlung der Sehne in ein vorderes Kreuzband / Programmierung

Während der nächsten 6-9 Monate findet auf der anatomischen Eben eine Umwandlung des Sehnenmaterials in ein Kreuzband statt. Zusätzlich wird das Gelenk über die im Sehnenmaterial vorhandenen Nervenzellen (Propriozeptoren) laufend wie ein Microchip neu programmiert. Eine Kniebandage kann diesen Prozess unterstützen. Entgegen der landläufigen Meinung behindert eine leichte Bandage den Muskelaufbau nicht, sondern der Muskel „weiss besser“ wann und wo er sich anspannen muss. Allgemein sollte während dieser Zeit gezielt Muskelaufbau betrieben werden. Erlaubt sind z.B. Velofahren, Schwimmen, aufwärts Joggen etc. Kontakt- und Kampfsportarten dürfen jedoch nicht ausgeübt werden (Fussball, Skifahren, Judo etc.).

Bei gutem Heilungsverlauf ist das Knie ebenso belastbar wie vor der Verletzung. Es ist aber keinesfalls stabiler als vor der Verletzung. In unserer Praxis in Zürich bespricht Ihr Orthopäde mit Ihnen Ihre Erwartungen und klärt Sie über die Prognose auf.