Informationsblatt Störfaktoren in der Molekulargenetik
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Das «Hirslanden Precise Labor für genetische Medizin» ist das auf genetische Diagnostik spezialisierte Labor der Hirslanden Gruppe. Das Labor unter Leitung von Prof. Dr. phil. nat. Sabina Gallati wurde im Zuge der gruppenweiten Ausrichtung der personalisierten Medizin etabliert. Das Labor ist seit 2022 operativ und bietet ein breites Portfolio an molekulargenetischen Laboranalysen an. Neben der Hauptanalyse des «Whole Exome Sequencing» (WES) werden eine Vielzahl an weiteren Methoden eingesetzt um die DNA unserer Patienten nach höchsten Qualitätsstandards und dem aktuellsten Stand der Forschung und Diagnostik zu analysieren.
Bevor genetische Analysen durchgeführt werden ist die gesetzlich vorgeschriebene genetische Beratung durchzuführen, in welcher unter anderem die jeweiligen Analysen festgelegt werden. Diese bieten wir in unserer ambulant ärztlichen Institution an verschiedenen Standorten in der Schweiz.
Der diagnostische Hauptfokus unseres Labors liegt in der hereditären Onkologie und Kardiologie, sowie auf weiteren Schwerpunkten wie Mitochondriopathien, Bindegewebserkrankungen, dem unerfüllter Kinderwunsch, sowie syndromalen und pharmakogenetische Abklärungen. Alle weiteren Fachbereiche sind in unserem Auftragsformular aufgeführt.
Unser Labor ist neben der Hirslanden Gruppe allen interessierten Zuweisern zugänglich. Ärzte oder Zuweiser mit bisher wenig oder keiner Erfahrung in genetischen Abklärungen werden auf Wunsch aktiv von uns beraten wie die molekulargenetische Diagnostik bestmöglich in Ihre Abläufe, Therapiefindung und Diagnostik implementiert werden kann.
Da genetische Daten per Gesetz (GUMG Gesetzgebung Genetische Untersuchungen) zu besonders schützenswerten Daten zählen werden die von uns erhobenen Daten ausschliesslich national bearbeitet und auf internen Servern gespeichert. Dies schützt Ihre Daten besonders, da alle Speicherorte dem schweizerischen Datenschutzgesetz (Neues Datenschutzgesetz (revDSG)) unterstellt sind.
In diesem Bereich finden Sie das Analysenspektrum der Hirslanden Precise.
Genetische Analysen werden gemäss der Analysenliste der Krankenpflege-Leistungsverordnung KLV vergütet, welche neben dem Analysenspektrum in diesem Bereich zum Download verfügbar steht.
Anfragen zur Vergütung bzw. den Kosten können während der genetischen Beratung oder per Mail an hirslanden.precise@hirslanden.ch gestellt werden.
Bearbeitungszeiten (Turn-around-time) sind als Richtwert angegeben und können abweichen. Für dringende Untersuchungen bieten wir Ihnen unseren «FAST TRACK» Service an. Proben qualifizieren sich ausschliesslich für den Fast Track Status bei dringender medizinischer Indikation, insbesondere auch bei akuten Therapieanpassungen und bereits geplanten Operationen. Die Hirslanden Precise behält es sich vor, den Fast Track Status mit Ihnen zu besprechen und zu beurteilen.
Abschliessend finden Sie generelle Informationen über Störfaktoren in der Molekulargenetik, welche die Qualität der Resultate beeinflussen können.
NGS, auch als Hochdurchsatz-Sequenzierung bekannt, ist eine Methode zur schnellen und parallelen Sequenzierung von DNA. Sie ermöglicht die Sequenzierung großer Mengen an DNA in kurzer Zeit. NGS hat die traditionelle Sanger-Sequenzierung weitgehend abgelöst und wird in vielen Bereichen der Genomik angewendet, wie zum Beispiel bei der Entschlüsselung von Genomen, der Aufklärung genetischer Variationen oder bei der Untersuchung von Krankheitserregern. Bei der Hirslanden Precise wird das Sequencing by Synthesis (SBS), eine Technologie, die von Illumina für die Next-Generation-Sequenzierung (NGS) entwickelt wurde eingesetzt. Hauptsächlich setzen wir das Sequencing by Synthesis zur Entschlüsselung des gesamten Exoms (Proteinkodierender Anteil des Erbgutes) ein. Zusätzlich wird das mitochondriale Genom parallel sequenziert, welches Aufschlüsse über mögliche Mitochondriopathien gibt. Die Verteilung von möglichen mitochondrialen Varianten und des Wildtyps (Heteroplasmie) wird hierbei auch bestimmt.
Die in der Whole Exome Analyse (Whole Exome Sequencing; WES) eingesetzte DNA gewinnen wir in der Regel aus EDTA Blut. Zusätzlich zu der WES Analyse können wir Varianten, welche nur in bestimmten Geweben vorkommen und nicht in der gesamten Keimbahn analysieren und quantifizieren (Mosaizismus). Beispiel hierfür sind Varianten, verantwortlich für vaskuläre Malformationen, welche in Biopsien des betroffenen Gewebes nachgewiesen werden.
Die Sanger-Sequenzierung, benannt nach dem britischen Biochemiker Frederick Sanger, ist eine von ihm entwickelte Methode zur Bestimmung der DNA-Sequenz. Sie basiert auf der Verwendung von DNA-Polymerasen, welche die DNA kopieren und dabei spezielle modifizierte Nukleotide einbauen. Bei Sanger-Sequenzierung wird die DNA in Einzelstränge aufgetrennt und mit Hilfe von markierten Nukleotiden, die bestimmte Basen repräsentieren, sequenziert. Die fragmentierte DNA wird dann durch Elektrophorese getrennt und die resultierenden Fragmente geben Aufschluss über die DNA-Sequenz.
Die Sanger Sequenzierung wird bei der Hirslanden Precise zum Nachweis bzw. Ausschluss von familiär bekannten Varianten genutzt, bei welchen nur ein kurzer Bereich des menschlichen Genoms kontrolliert werden muss. Andererseits zur Bestätigung pathogener Varianten, welche im NGS eruiert wurden, oder bei Bedarf zur Ergänzung nicht genügend durch NGS abgedeckter Einzelgen-Bereiche und seltener auch zur Analyse einzelner kleiner Gene bei spezifischer Fragestellung.
MLPA ist eine Methode zur Detektion von Kopienzahlvarianten in der DNA. Sie beruht auf der Verwendung von spezifischen Sonden, die an spezifische Genorte binden können. Durch Ligation der Sonden an die Zielregionen und anschließende PCR-Amplifikation kann die Anzahl der spezifischen DNA Sequenzen bestimmt werden. MLPA wird häufig verwendet, um Deletionen oder Duplikationen in bestimmten Genen oder Genomregionen zu identifizieren, welche mit genetischen Erkrankungen assoziiert sind.
MS-MLPA wird zur Untersuchung von DNA-Methylierungsänderungen, in den durch die Sonden-Mixe definierten Genen, eingesetzt. Methylierung ist eine wichtige epigenetische Modifikation, die das Genexpressionsmuster beeinflusst. MS-MLPA ermöglicht die schnelle und parallele Detektion von Methylierungsänderungen in mehreren Zielsequenzen. Durch Verwendung verschiedener DNA-Sonden kann MS-MLPA spezifische Methylierungsmuster in verschiedenen Genomregionen identifizieren.
Grundlage einer Fragmentlängenanalyse, d.h. einer Bestimmung der Grösse eines PCR-Produkts, ist eine sogenannte Endpunkt-PCR. Durch die Verwendung eines fluorophor-markierten Primers trägt je ein Strang der entstehenden PCR-Produkte am Ende einen Fluoreszenzfarbstoff (labeling). Mittels hochauflösender Kapillarelektrophorese und einer spezifischen Software kann die Länge der PCR-Fragmente auf das Nukleotid genau bestimmt werden.
Diese Methode kommt vor allem bei Triplett-Repeat-Expansions-Erkrankungen, wie fragile X (FMR1-Gen, spinozerebelläre Ataxien etc.), zum Einsatz. Die Methode kann aber auch zum Nachweis spezifischer Punktmutationen in einem Gen eingesetzt werden indem die Primer so generiert werden, dass die entstehenden Fragmentlängen mutationsspezifisch variieren wie z.B. bei der Analyse bezüglich der 50 häufigsten CFTR-Mutationen, die mit cystischer Fibrose (CF) einhergehen.
Das Kostenmodell für genetische Analysen setzt sich immer aus Positionen der Analysenliste des Bundesamt für Gesundheit (BAG) zusammen. Die Positionen sind durch die Art der zu beantwortenden Fragestellung, aber auch der Anzahl der zu analysierenden Gene und die Art der Methode definiert. Welche Kombination von Positionen und die damit verbunden TAX Punkte für die angestrebten Analysen benötigt werden wird während der genetischen Beratung festgelegt. Die aktuelle Analysenliste kann im unten aufgeführten Link eingesehen werden. Genetische Analysen sind in Abschnitt «B – Medizinische Genetik» aufgeführt.
Für die meisten Untersuchungen wird eine Rückvergütung durch die Krankenkasse angestrebt. Hierfür wird von unseren Berater*innen ein Kostengutsprachengesuch gestellt, welches die medizinische Relevanz der Analyse erklärt. Dies wird an den Vertrauensärztlichen Dienst der jeweiligen Krankenkasse gesandt, welcher entscheidet ob die Analyse übernommen wird. Alle Analysen können auch auf Wunsch des Patienten selbst übernommen werden.
Für die Kosten gerne auf die Analysenliste verweisen und diese als PDF anhängen. Des Weiteren auf die Genetische Beratung verweisen in welcher die Patientenspezifischen Analysen definiert und somit auch ein individuelles Kostenmodell erstellt werden kann.