Die Pharmazie kümmert sich an 365 Tagen im Jahr um die Medikationssicherheit und überwacht täglich klinikübergreifend definierte Hochrisiko-Medikamente.

Durch die gezielte Kontrolle von Hochrisiko-Medikamenten verhindern unsere Pharmazeuten und Pharmazeutinnen beispielsweise den Never Event einer potenziell tödlichen Methotrexat-Überdosierung. Solche Medikationsfehler sind ist in der Vergangenheit auch in unseren Kliniken wiederholt vorgekommen. 

Die fallführende Ärztin oder der fallführende Arzt wird im Falle einer gefährlichen Verordnung kontaktiert, um eine sofortige Therapieumstellung vornehmen zu können. An Wochenenden und Feiertagen erfolgt die Kontaktnahme durch die Pharmazieabteilung der diensthabenden Hirslanden-Klinik.

 

Unsere Patienten und Patientinnen...

… erhalten im Durchschnitt 10 Medikamente.
Das ergibt 45 möglichen Kombinationen für 1:1-Interaktionen.

… brauchen teilweise heikle Wirkstoffe.
Colchicin, Digoxin, Methotrexat, Phenprocoumon etc.

… sind anfällig für Überdosierungen.
Ca. 1/3 leidet unter Niereninsuffizienz.

Unsere Constant Drug Safety Strategie

Harm_Impact

Hintergrund

Mit der Ausnahme von Stürzen sind medikamentenbezogene Probleme die am häufigsten gemeldeten Probleme im CIRS der Hirslanden AG. Im Durchschnitt werden unseren Patienten auf den Normalstationen 10 verschiedene Medikamente pro Tag verordnet, was 45 möglichen Medikamentenpaaren entspricht. Auf unseren Intensivstationen erhalten die Patienten häufig 20-30 verschiedene Medikamente pro Tag, wobei IPS-Patienten besonders anfällig für unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind.

Bei vielen Medikamenten ändert sich das Nutzen-Risiko-Verhältnis drastisch, wenn sie mit anderen Medikamenten kombiniert werden. Wird die Dosis nicht an dynamische Veränderungen des Zustands der Patienten (z. B. Nieren- oder Leberfunktionsstörungen) angepasst, und fehlt eine sorgfältige Überwachung auf toxische Nebenwirkungen (z.B. Kardiotoxizität), kann sich das Risiko für schwere unerwünschte Arzneimittelwirkungen weiter erhöhen. Die Folgeschäden treffen unsere Patienten, unser Personal (als «second victim»), unseren Ruf und unseren wirtschaftlichen Erfolg.

Verschreibungsbedingte Medikationsfehler machen zwar nur ca. 25 % aus, sie treten jedoch früh im Medikationsprozess auf, sind vergleichsweise einfach zu analysieren und systematisch vermeidbar. Medikationsfehler durch Pflegekräfte (d.h. Fehler bei der Zubereitung und Verabreichung von Medikamenten), ereignen sich meistens «ausserhalb» der Klinikinformationssysteme und werden separat analysiert und klinikspezifisch angegangen, um entsprechende Präventionsmassnahmen zu ergreifen.

Interventionelle Pharmakoepedemiologie
Konzept von Prof. Stefan Russmann

Constant Drug Safety (CDS) Strategie

Für eine zuverlässige Vorbeugung von Verschreibungsfehlern benötigen wir hochsensible und ebenso spezifische automatisierte Algorithmen, die ständig überprüfen, ob bei unseren Patienten ein erhöhtes Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen besteht.

Es braucht aber auch klinische Spezialisten, die den Kontext jedes einzelnen Risikopatienten umfassend beurteilen, bevor sie dem Verordner eine pragmatische Lösung anbieten. Nur eine sorgfältige Analyse der realen Daten aus Klinikinformationssystemen und die anschließende Entwicklung validierter Lösungen für spezifische Fehler wird zu einer hohen Akzeptanz bei der Ärzteschaft führen, ohne dass «alert fatigue» entsteht. Durch die Priorisierung von Medikationsfehlern nach ihrer klinischen Relevanz und die Kombination von maschinengestützten Algorithmen mit klinischem Fachwissen streben wir eine effiziente, effektive und gut akzeptierte Prävention der häufigsten schweren unerwünschten Arzneimittelwirkungen an. Dieses, von Prof. Russmann entwickelte Konzept der «interventionellen Pharmakoepidemiologie» hat sich auch in anderen Spitälern der Schweiz bewährt.

Schritt 1

Unsere Kliniken

Unseren Patient*innen müssen oft eine Vielzahl von Medikamenten einnehmen. 

Schritt 2

Daten auf kritische Medikation prüfen

In unseren Datenbanken suchen wir nach besonders kritischen Wirkstoffen und gleichen diese ggf. mit weiteren klinischen Informationen, z.B. Laborwerten, ab.

Schritt 3

Evaluation durch DrugSafety Champions

Täglich prüfen unsere Drug Safety Champions – in der Regel Pharmazeut*innen – diese Daten auf Medikationsfehler, z.B. auf Überdosierungen oder Arzneimittelinteraktionen. 

Schritt 4

Benachrichtigung der Ärzteschaft

Liegt eine eindeutig unvorteilhafte Verordnung vor, wird die Ärzteschaft darüber informiert und ein entsprechender Vorschlag für eine Anpassung gemacht. 

Schritt 5

Sicherheit für die Patient*innen und unser Personal

Dies verhindert schwere Medikationsfehler und schützt unsere Patient*innen vor vermeidbaren Nebenwirkungen. Dadurch werden zudem Kosten reduziert, das klinischen Ergebnis verbessert und auch unsere Mitarbeitenden sind vor den Folgen schwerer Medikationsfehler geschützt und dadurch zufriedener. 

Medikamentenübersicht

Methotrexat

Die tägliche Verabreichung von Methotrexat ist ein «never event» und gehört zu den schlimmsten Medikationsfehlern überhaupt. In den Weiterführenden Informationen ist eine aktuelle Schweizer Studie dazu verlinkt. Auch werden dort Informationen zu Methotrexat-Überdosierungen von der Swissmedic und der Stiftung Patientensicherheit sowie ein Bericht aus Sicht des verursachenden Arztes angeboten. Zudem stellen wir ein Video mit einem Fallbeispiel aus einer unserer Kliniken zur Verfügung.

Schwere orale Mukositis mit hämorrhagischen Krusten
Quelle: Rampon G, Methotrexate-induced mucositis with extra-mucosal involvment after acidental overdose, An Bras Dermatol 2018
Methotrexat-Rezept, wie es war und wie es hätte sein sollen
Quelle: Denti F, Editorial CIRS nello studio medico, Tribuna Medica Ticinese 2020

Colchicin

Überprüfungsalgorithmus in Vorbereitung.

Ciprofloxacin

Überprüfungsalgorithmus in Vorbereitung.

Das Team

Unsere Constant Drug Safety Strategie wird in enger Zusammenarbeit zwischen Expert*innen in unseren Kliniken und im Corporate Office ausgerollt und weiterentwickelt. Nur ein interprofessionelles «together we care» ermöglicht es, effizient und effektiv die schlimmsten Medikationsfehler zu verhindern. Dabei stehen die lokalen Drug-Safety Champions als erste und wichtigste Ansprechpersonen im Klinikalltag im Mittelpunkt.

Lokale Drug-Safety Champions in unseren Kliniken

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Manuela Kaspar
Leitung Beschaffung, Logistik & Apotheke
Klinik Hirslanden
Dummy-Frau
Franziska Landolt
Apothekerin
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Dr. sc. Alessia Putelli
Klinische Pharmazeutin
Klinik Hirslanden
Dummy-Mann
Victor Voicu
Apotheker
Klinik Hirslanden
Sabine Schweiger
Sabine Schweiger
Klinische Pharmazeutin
Hirslanden Klinik Stephanshorn
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Pina Erni
Leitung Spitalapotheke
Hirslanden Klinik Im Park
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Lee Flückiger
Apotheker
Hirslanden Klinik Aarau
Dummy-Frau
Franziska Widmer
Apothekerin
Hirslanden Klinik Aarau

Team Hirslanden-Gruppe

David
Dr. sc. David Niedrig
Medication Safety and Drug Data Expert
Hirslanden-Gruppe
Hirslanden Konzernleitung COO Dominique Kuhlen
Dominique Kuhlen
Chief Clinical Officer
Hirslanden-Gruppe
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Prof. Dr. med. Ilona Funke, MBA
Head Clinical Governance & Performance
Hirslanden-Gruppe
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Helen Allemann-Guggisberg
Specialist Nursing Policies and Development
Head Workforce Management
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Rudolf Moos
Leiter Medizinisches System
Klinik Hirslanden
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Béatrice Schwark
Leiterin Qualitätsmanagement
Hirslanden-Gruppe
Dummy-Frau
Marlen Kühn
MA KIS
Hirslanden-Gruppe
Dummy-Frau
Pascalle Rovers
Medical Informatics Specialist / Data Scientist
Hirslanden-Gruppe
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Stefan Russmann
Facharzt für Klinische Pharmakologie und Toxikologie

Kontakt

Verweis auf das Meldeportal für UAW und TPSC, Rückmeldungen über die lokale Spitalpharmazie oder direkt an MSDDS (Links kommen noch via David)

Weiterführende Informationen

Fallbeispiel Überdosierung Methotrexat