Jedes Kind ist anders

Babys sind unglaubliche Bedürfnisbündel und nehmen keine Rücksicht auf ihre Eltern. Dies ist wichtig zu wissen. Viele Paare blenden diese Tatsache aus, wenn der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind wächst. Die Sehnsucht nach einer Familie ist bei vielen so groß, dass die Belastungen, die damit zusammenhängen, gerne verdrängt werden.

Trotz aller Vorbereitungen, jedes Kind ist anders: Die einen schreien viel, andere trinken nicht gut oder haben gesundheitliche Probleme. Natürlich gibt es auch entspannte Babys, die früh durchschlafen und immer ein seliges Lächeln auf den Lippen tragen. Das weiss man vorher nicht, hat aber enormen Einfluss auf das eigene Leben und die Partnerschaft.

Wenn aus Erwachsenen Partnern Mütter und Väter werden

Nicht nur das Kind ist ein kleines Überraschungsei, auch die Frage, wie der Partner als Vater oder die Partnerin als Mutter sein werden, lässt sich vorher nicht zweifelsfrei beantworten. Denn Eltern zu werden bedeutet immer auch, eine neue Identität zu entwickeln. Es gibt verschiedene Dinge, die einen erwachsenen Menschen ausmachen.

Plötzlich Vater und Mutter zu sein bedeutet eine ziemliche Umstellung, die auch auf der psychischen Ebene viel verändert. Mit einem Mal zeigt sich, wie das Paar der neuen großen Verantwortung gewachsen ist, wie der Partner, die Partnerin mit Stress und mit Schlafmangel umgehen kann. Eltern entwickeln einen Beschützerinstinkt und empfinden eine nie gekannte Liebe für ihr Kind. Möglicherweise hadern sie aber auch damit, dass sich ihre Mutter- oder Vatergefühle nicht so selbstverständlich eingestellt haben, wie gedacht.

Gleichzeitig können sich frischgebackene Eltern nicht einfach mal zurückziehen und sich um sich selbst zu kümmern. Eltern erleben einen großen Autonomieverlust. Sie haben viel weniger Zeit und Raum für ihre persönlichen Bedürfnisse. Vor allem Mütter wünschen sich, einfach nur mal in Ruhe ausschlafen zu können.

Balance zwischen Bindung und Autonomie

Und doch ist es wichtig, sich Freiräume zu schaffen. Denn das Geheimnis einer gelingenden Paarbeziehung ist die Balance zwischen Bindung und Autonomie. Bei jungen Eltern steht die Bindung durch die neue Dreisamkeit stark im Vordergrund. Diese können sie aber nur genießen, wenn sie auch mal mit sich und ihren Gedanken alleine sein dürfen. Eine gesunde Partnerschaft wird den Bedürfnissen beider Partner gerecht.

Wo die Anliegen der einzelnen Personen in der Familie längerfristig nicht befriedigt werden, steigt das Konfliktpotential. Es ist hilfreich, schon vor der Geburt des Kindes darüber zu sprechen, wie man sich das Familienleben wünscht. Aber auch wenn das Kind da ist, ist ein regelmäßiger Austausch wichtig. Je genauer die Partner ihre Vorstellungen entwickeln, voneinander kennen und abgleichen, desto weniger Streit gibt es.

Partnerschaft braucht Zeit

Auch die Frage, wie wollen wir als Eltern unsere Paarbeziehung weiterleben, spielt eine wichtige Rolle. Partnerschaft braucht Zeit und je stressiger der Alltag, desto schwerer ist es, als Paar zueinander zu finden. Deshalb ist es sinnvoll, frühzeitig zu klären, wie das Netzwerk zur Kinderbetreuung aussehen kann und wo die Familie im Alltag Unterstützung erhält. Eltern müssen nicht den Anspruch haben, alles alleine hinzukriegen. Wer sich helfen lässt, schützt auch die Partnerschaft. Wer sich regelmäßig offen über solche Dinge austauscht, vermeidet, dass kleine Alltagsprobleme zu handfesten Krisen werden. Viele Paare machen den Fehler und agieren nur noch als Mutter und Vater. Ein regelmäßiger Tapetenwechsel hilft, aus der Alltagsspirale auszubrechen und sich als Paar neu in den Blick zu nehmen.

Sich als Paar wiederfinden und neu erfinden

Wer der Partnerschaft auf diese Weise Raum gibt, öffnet die Tür für zärtliche Gefühle und Nähe. Man kann an das anschließen, was vor dem Baby war, muss sich in der neuen Situation aber auch als Paar neu erfinden. Das geht nicht von heute auf morgen, sondern kostet Zeit, Kraft und – wenn man einen Babysitter bezahlen muss – auch Geld. Schließlich lösen sich Erschöpfung, Stress und Ärger nicht sofort in Luft auf, nur weil man beispielsweise bei einem Wein im Restaurant sitzt.

Vor allem bei den ersten Paarabenden schweifen die Gedanken gerne zum Kind. Vielen fällt es schwer, sich zu lösen und anderen die Verantwortung zu übertragen. Eltern müssen erst lernen, darauf zu vertrauen, dass ihr Kind gut versorgt ist und sie das Recht haben, sich Zeit für ihre Partnerschaft zu nehmen. Je regelmäßiger sie einander Zeit widmen, desto schneller kann man die Zweisamkeit wieder genießen. Dabei sind kurze Zeitfenster (z.B. ein gemeinsamer Spaziergang) zu Beginn hilfreich, bevor man zu einem späteren Zeitpunkt einen gemeinsamen Abend ausser Haus plant.

Lust auf Lust entwickeln

Wo die Liebesbeziehung wieder einen größeren Stellenwert bekommt, wächst auch der Wunsch nach Intimität. Ein Thema, das bei jungen Eltern oft hintenansteht. In den ersten Wochen und Monaten als Familie gibt es viele Faktoren, die ein entspanntes Sexualleben behindern können. Fehlende Ruhe im Familienbett, Müdigkeit oder körperliche Probleme nach der Entbindung können die Lust beeinträchtigen. Das ist kein Grund zur Beunruhigung. Eine Erholungsphase ist wichtig und junge Elternpaare sollen sich keinesfalls unter Druck setzen.

Zärtlichkeit und Sexualität sind nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf seelischer Ebene ein wichtiger Bestandteil einer Paarbeziehung. Sex ist eine der intensivsten Formen, Nähe in der Partnerschaft zu erleben. Es ist ein wichtiges Gefühl, sich wieder als begehrenswerte Frau und als begehrenswerter Mann zu erleben - und als Liebespaar zu begegnen.

Richtig und respektvoll miteinander reden

Wie aber kommuniziert man richtig? Zunächst sollten sich die Partner darüber klar sein, was sie sich in der Beziehung wünschen und was ihnen fehlt. Dann gilt es, diese Aspekte anzusprechen, jedoch nicht als Vorwurf oder Schuldzuweisung, sondern als Wunsch oder Bitte formuliert. So zu kommunizieren ist eine hohe Kunst und muss geübt werden, manchmal kann auch professionelle Hilfe unterstützend sein.

Anerkennung und Wertschätzung

Gegenseitige Anerkennung dafür, dass sie eine belastende Zeit durchmachen, ist wichtig. Und gerade in solchen Phasen ist es wichtig zu erkennen, dass der andere sein Bestes gibt und das auch zu wertschätzen. Vor allem ist es auch wichtig, den Partner, die Partnerin mit all seinen/ihren Stärken und Schwächen zu akzeptieren.

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