Sobald die Temperaturen steigen, werden auch Zecken aktiver. Zeckenbisse sind nicht nur lästig, sondern können unter Umständen auch Krankheiten übertragen. Wie entfernt man die Zecke richtig und wann sollte man einen Arzt konsultieren?
Zeckenbiss frühzeitig entdecken
Ein Zeckenbiss verursacht keine Schmerzen und bleibt aus diesem Grund oft unbemerkt. Entsprechend macht es Sinn, nach einem Aufenthalt in der Natur den ganzen Körper und die Kleidung nach Zecken abzusuchen. Besonders die Achselhöhlen, der Nacken, die Kniekehlen und die Armbeugen sollten gut überprüft werden, da sich Zecken gerne an warmen und feuchten Orten aufhalten.
Es ist wichtig, die Zecke früh zu erkennen und sie zu entfernen, weil die Erreger von der Zecke zum Menschen umso häufiger übertragen werden, je länger die Zecke saugen kann.
Wie entfernt man eine Zecke richtig?
Die Zecke sollte rasch nach deren Entdeckung vorsichtig entfernt werden:
- Führen Sie die Pinzette hautnah an die Zecke heran (für die Entfernung gibt es auch spezielle Zeckenpinzetten).
- Umschliessen Sie die Zecke mit der Pinzette möglichst am Kopf und achten Sie dabei darauf, dass Hinterteil der Zecke nicht zu quetschen.
- Ziehen Sie die Zecke unter sanftem Zug nach oben heraus.
- Bewahren Sie die Zecke in einem Döschen auf (damit bei einem Verdacht auf eine Erkrankung später die Zecke analysiert werden kann) und desinfizieren Sie die Stichstelle.
- Beobachten Sie die Einstichstelle in den nächsten Tagen auf Rötungen und achten Sie auf Krankheitssymptome.
Lyme-Borreliose
Lyme-Borreliose wird durch den eigentlichen Biss von infizierten Zecken übertragen. Gemäss dem Bundesamt für Gesundheit sind in der Schweiz 5 bis 30% der Zecken mit dem Borrelia Bakterium infiziert. Dies führt jährlich bis zu 10’000 Erkrankungen.
Die Borreliose ruft bei Erkrankten verschiedene Symptome hervor. Eine Laboruntersuchung der Zecke kann eine Diagnose vereinfachen.
Frühsommer-Meningo-Enzepalitis (FSME)
FSME ist eine von Zecken übertragene Viruserkrankung, welche das zentrale Nervensystem befällt. In der Schweiz schwanken die Fallzahlen zwischen 100 und 250 Erkrankungen pro Jahr. Günstige klimatische Bedingungen führen zu einem deutlichen Anstieg von infizierten Zecken. Die Ursachen von FSME können nicht behandelt werden, es können lediglich die Symptome gelindert werden.
Hasenpest
Die Hasenpest oder Tularämie ist eine Infektion mit dem Bakterium Francisella tularensis. Die Krankheit ist insbesondere bei Hasen und Nagetieren verbreitet, daher der Name Hasenpest. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt via Zeckenbiss. Die Hasenpest beim Menschen ist eine seltene Erkrankung. In den letzten Jahren sind allerdings steigende Fallzahlen zu beobachten mit 130 – 150 Fällen pro Jahr.
Alongshan Virus (ALS)
Das Alongshan Virus (ALS Virus) wurde 2017 erstmals in der Mongolei bei einem Patienten nach einem Zeckenbiss entdeckt. Mittlerweile hat sich das Virus weltweit verbreitet und wurde im Dezember 2022 auch in der Schweiz nachgewiesen. Nachfolgende Untersuchungen haben ergeben, dass das Alongshan Virus in der Schweiz insgesamt sogar häufiger aufzutreten scheint als das FSME Virus, mit dem es verwandt ist.
Borreliose (Wanderrötung)
An der Zeckenbiss-Stelle bildet sich eine Hautentzündung, die sich ringförmig ausbreitet. Die ringförmige Ausbreitung mit zentraler Aufhellung wird Wanderröte genannt. Die Wanderröte kann wenige Tage nach dem Zeckenbiss erscheinen oder auch erst nach ein paar Wochen. Daneben können grippeähnliche Beschwerden wie Müdigkeit, erhöhte Temperatur, Gelenk- und Muskelschmerzen auftreten. Manchmal befallen die Borrelien auch das Nervensystem (Neuroborreliose). Ein Befall der Nerven äussert sich mit Symptomen wie gürtelförmige Nervenschmerzen, Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen. Eine frühzeitige Erkennung der Erkrankung und Einleitung der Behandlung ist wichtig, um Folgeschäden zu verhindern.
Frühsommer-Meningo-Enzepalitis (FSME)
Ein bis zwei Wochen nach einer Übertragung mit FSME können grippeartige Symptome auftreten. In vielen Fällen verläuft die Infektion mit FSME aber völlig symptomlos. Bei etwa 5 bis 10 % der Infizierten kommt es nach einem gewissen Zeitraum zum Befall des zentralen Nervensystems mit Ausbildung einer Hirnentzündung. Diese macht sich mit Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel, Lichtempfindlichkeit, Gehstörungen und Konzentrationsstörungen bemerkbar. In schweren Fällen können Lähmungen von Armen und Beinen oder von Gesichtsnerven auftreten.
Hasenpest
Bei einer Infektion mit der Hasenpest treten Entzündungszeichen an der Zeckenbiss-Stelle auf, die sich zu Hautgeschwüren entwickeln können. Fieber, geschwollene Lymphknoten, Muskel- und Gelenkschmerzen sind weitere mögliche Symptome der Hasenpest.
Alongshan Virus (ALS)
Eine Infektion mit dem ALS Virus verursacht ähnliche Symptome wie bei einer Erkältung: Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit, Muskelschmerzen und Gliederschmerzen. Obwohl es zurzeit noch wenig Daten zu Krankheitsfällen mit dem Alongshan Virus gibt, gehen die Forscher davon aus, dass nach einer Infektion mit dem ALS Virus viel weniger häufig Hirnhautentzündungen oder Hirnentzündungen auftreten als beim FSME Virus.
Dann sollten Sie einen Arzt aufsuchen
Wenn nach einem Zeckenbiss Beschwerden wie Fieber, Müdigkeit, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Wanderrötung oder Geschwürbildung an der Biss-Stelle auftreten, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Die rechtzeitige Diagnose und Einleitung der Behandlung sind wichtig, um schwerwiegende Verläufe dieser Erkrankungen zu vermeiden. Zur Behandlung der Lyme-Borreliose und der Hasenpest stehen Antibiotika zur Verfügung. Bei der FSME können lediglich die Beschwerden behandelt werden, eine ursächliche Behandlung ist nicht möglich.
Wie kann ich mich vor Zecken schützen?
Zecken halten sich bevorzugt in Gräsern und Büschen in Wäldern oder Gärten auf. Sie sitzen auf niedrigen Pflanzen, von wo aus sie sich abstreifen und an den Menschen heften. Um einen Zeckenbiss zu vermeiden empfehlen sich folgende Massnahmen:
- Tragen Sie lange und geschlossene Kleidung
- Socken über die Hosen ziehen
- Helle Kleidung hilft Zecken leichter zu erkennen
- Vermeiden Sie hohes Gras und Unterholz, wo Zecken sich bevorzugt aufhalten
- Nutzen Sie insektenabweisende Mittel
- Suchen Sie nach dem Aufenthalt im Freien Ihren Körper und Kleidung ab. Speziell in den Kniekehlen und Armbeugen, unter den Armen, hinter den Ohren und im Schambereich
- Kleidung nach dem Aufenthalt im Freien waschen
Welche Impfungen sind zu empfehlen?
Gegen Hasenpest und Borreliose gibt es keine Impfung. Die FSME-Impfung ist zu empfehlen für alle Menschen ab 6 Jahren, die sich regelmässig in der Natur oder im Garten aufhalten. Diese Impfempfehlung gilt für alle Gebiete in der Schweiz mit Ausnahme der Kantone Genf und Tessin. Diese Kantone gehören nicht zu den Risikogebieten für FSME.