Mein Wort zur frohen Fastenzeit

Jedes Jahr beginnt mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit, die 40 Tage bis Ostern dauert. Es ist eine Zeit der Besinnung, der Reflexion und des Innehaltens. In unserem Leben können wir nicht nur hektisch rennen, um grosse Leistungen zu erbringen, die uns ein Wertgefühl geben und an denen wir oft auch gemessen werden. Eine Pause ist immer wieder nötig, wenn wir physisch und psychisch gesund bleiben wollen.

Denken wir an das Fasten, kommt uns meistens ein Verzicht in den Sinn. Verzichten auf etwas, fällt uns eher schwer. Den Gegensatz, das Konsumieren, haben wir viel lieber.

Fastenzeit bietet uns Gelegenheit, Antworten auf die Fragen, die für unsere gegenwärtige Situation von Bedeutung sind, zu finden. Was beschäftigt mich jetzt? Wonach strebe ich? Bewege ich mich in die richtige Richtung? Ist das, was ich tue, gut für mich, für mein Leben oder braucht es eine Korrektur auf meinem Kurs. Was soll ich für meinen Geist, meine Seele tun, damit ich wirklich gesund bleibe.

Bei der Suche nach den Antworten auf diese Fragen fordert die Tradition des Fastens Verzicht auf z.B. viel Essen, vor allem auf Fleisch oder anderen Dinge, die wir im Alltag besonders gerne geniessen. Der bewusste Verzicht darauf soll helfen, unseren Geist aufblühen zu lassen.

Fasten muss uns aber gar nicht so stark belasten. Es kann auch schön sein und Freude machen. 

Ulrich Kessler schildert in einem seiner Gedichte ein fröhliches Programm zum Fasten:

Frohe Fasten!

Man könnte täglich fröhlich fasten:
Darauf verzichten stets zu hasten

Statt atemlos vorbei zu eilen
Auf jedem Weg ein Stück verweilen

Statt sich in Zeitdruck zu verstecken
Was sonst verborgen blieb entdecken

An Brünnlein sitzen die da fliessen
Und Blumen sehen die da spriessen

Man könnte hat man nichts zu lachen
Sich selber eine Freude machen

Sogar mit Lust an andre denken
Und statt zu sparen sie beschenken

Das wär in einer Welt voll Leid
Mal eine frohe Fastenzeit!

Ein frohes Fasten wünscht Ihnen
Josef Sowinski, Ihr Klinikseelsorger

Esther Wannenmacher
Josef Sowinski
Diakon, katholischer Theologe