Patientenzeitschrift "Focus"

Der Luzerner Raphael Nosetti (51) gehört weder zur Risikogruppe noch hat er akute Beschwerden. Und trotzdem lässt er sich den Dickdarm spiegeln. Ein weiser Entscheid, wie sich noch während der Untersuchung herausstellen wird.

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Abb. 1
Raphael Nosetti (Mitte) zeigt Mut – nicht nur in seinen Vorsorgeentscheiden.

«Am Freitag gilt es bei mir ernst. Ich lasse meinen Darm spiegeln. Und ab heute esse ich zur Vorbereitung des Untersuchs nur noch, was ich darf ...», beginnt der vielbeschäftigte Raphael Nosetti seinen Tagebucheintrag. Er ist bereit, uns in seine Aufzeichnungen rund um einen nicht ganz einfachen Entscheid hineinblicken zu lassen.

Gehöre ich zur Risikogruppe?

Nein, ich gehöre nicht dazu. Weder Geschwister, Eltern noch Grosseltern sind von Darmkrebs betroffen. Ein Referat des Magen-/Darmspezialisten Dr. Nico Wiegand hat mich dann aber doch hellhörig gemacht: «Ab 50 gehört Darmspiegelung für alle zur Vorsorge», sagt er.

Was mache ich, wenn der Arzt etwas findet?

Soll ich nun, oder soll ich nicht? Meine Gefühlslage ist eher labil, ich bin nervös. Was nur, wenn der Eingriff etwas Beunruhigendes an den Tag bringt? Ist so ein Untersuch später zu spät? Ich bin im Zwiespalt. Dann entscheide ich mich kurzerhand für die Vorsorgeuntersuchung. Bei Dr. Wiegand erhalte ich einen Sprechstunden-Termin.

Die Vorbereitung hat's in sich

Damit mein Dickdarm frei von Stuhlresten ist, muss ich meinen Darm am Vortag zuerst richtig entleeren. Denn nur so kann der Arzt die feine Struktur der Darminnenwand wirklich beurteilen. Eine kleine Hochleistungs-Kamera liefert ihm perfekte Bilder dazu.

So viel Abführmittel zu trinken – gelöst in Wasser oder Sirup – war nun doch eine Herausforderung. Zwei Liter am Vorabend, ein Liter vor der Untersuchung. Und der Geschmack ist eines verwöhnten Gaumens nicht gerade würdig. Aber was sein muss, muss halt sein.

Und dann kam der grosse Tag

Ich werde herzlich vom Endoskopie-Team empfangen. Die Assistentin von Dr. Wiegand sieht mir meine Nervosität an. Ihre beruhigende Art schätze ich. Dann ausführliche Erklärungen vom Arzt sowie von Stefan Vogel, der die Endoskopie leitet. Halbschlaf oder Tiefschlaf? Ich entscheide mich für das zweite und schlafe gleich tief ein.

Mehr als nur Vorsorge

Von der Spiegelung selbst merke ich rein gar nichts, auch nicht davon, dass der Arzt drei kleine Gewebestücke zur Abklärung aus der Darmwand herauszwickt. Es sind kleine Polypen, die mich zurzeit weder geplagt noch sich sonst auffällig verhalten haben. Aber vielleicht hätten sie sich in einigen Jahren zu Darmkrebs entwickelt. So war der Entscheid, heute meinen Dickdarm unter die Lupe nehmen zu lassen, der einzig richtige und der Eingriff somit mehr als nur Vorsorge.
Ich möchte dir, mein Tagebuch, nicht vorenthalten, dass ich kurze Zeit später das Untersuchungsresultat mit Dr. Nico Wiegand besprechen konnte: «Alles paletti! Keine veränderten Zellen, ich bin glücklich!»

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Abb. 2
Drei kleine Polypen (Pfeil), die während der Darmspiegelung abgetragen wurden.

Darmkrebs: Früherkennung erhöht Heilungschancen

In der Schweiz erkranken pro Jahr rund 4000 Menschen an Darmkrebs. Er gehört zu den häufigsten bösartigen Erkrankungen. Wird Darmkrebs aber früh genug erkannt und behandelt, kann er in bis zu 90 Prozent der Fälle geheilt werden.

Darmkrebs im frühen Stadium macht selten Beschwerden. Treten erste Symptome auf, ist der Krebs häufig bereits fortgeschritten, und die Heilungschancen sind deutlich schlechter. Das ist die Tücke dieser Krankheit.

Darmkrebs kann verhindert werden

Darmkrebs entwickelt sich sehr langsam. Über 10 bis 15 Jahre bilden sich aus Krebsvorstufen, sogenannte Polypen. Werden diese Polypen bei einer vorsorglichen Darmspiegelung früh genug entdeckt und entfernt, kann Darmkrebs erst gar nicht entstehen. Daher sollte der Darm vorsorglich untersucht werden, bevor erste Beschwerden auftreten.

Das Risiko für Polypen und Darmkrebs ist bei Personen ab dem 50. Altersjahr generell erhöht. Es steigt bei familiärer Vorbelastung zusätzlich an.

Wie erkennt der Arzt Darmkrebs?

Zwei der wichtigsten Abklärungen auf Dickdarmkrebs sind

  • die Stuhluntersuchung auf verstecktes Blut
  • die Darmspiegelung mit einem dünnen Kamera-Instrument, das über den Enddarm eingeführt wird.

Falls Ihr Hausarzt in Ihrer Stuhlprobe Blutspuren nachweist, sollte auf jeden Fall eine Darmspiegelung erfolgen. Polypen und Darmkrebs bluten aber nicht immer. Ein Fehlen von Blut im Stuhl ist also kein Beweis dafür, dass nicht doch Polypen oder Krebs im Darm wuchern. Achten Sie daher weiterhin auf mögliche Warnsymptome (siehe Box).

Mit der Darmspiegelung, bei der mit einer kleinen Hochleistungskamera ins Innere des Dickdarmes geblickt werden kann, lassen sich Polypen und Darmkrebs mit hoher Sicherheit aufspüren. Werden Polypen gesichtet, können sie im gleichen Arbeitsgang, also noch während der Spiegelung, entfernt werden. Der modernen Technik sei Dank.