Das Delir äussert sich in einer akuten Verwirrtheit der Patientin oder des Patienten. Es zeichnet sich durch sein plötzliches Auftauchen aus und unterscheidet sich dadurch beispielsweise von der Demenz, die sich langsam und kontinuierlich entwickelt. Im Zustand des Delirs befinden sich Patientinnen und Patienten in ihrer eigenen Welt. Es ist ihnen nicht möglich, Aussagen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften oder Bekannten korrekt einzuordnen.

Obwohl ein Delir in jedem Lebensabschnitt auftreten kann, häuft es sich mit dem Alter. Es kann während eines Spitalaufenthalts als medizinische Komplikation auftreten und ist heute, aufgrund des zunehmenden Alters der Patientinnen und Patienten sowie der Intensität der Behandlungen, häufiger als früher und kein seltenes Krankheitsbild mehr.

Risikofaktoren

Die Auslöser für ein Delir sind vielfältig. Folgende Risikofaktoren können jedoch das Delir begünstigen:

  • Höheres Lebensalter (über 65 Jahre)
  • Erkrankungen des zentralen Nervensystems
  • Schwere Erkrankungen, Infektionen oder Stoffwechselstörungen
  • Gewisse Umweltfaktoren (z.B. Zimmerwechsel, fehlende Uhren oder Kalender auf dem Zimmer, wenig Besuch)
  • Seelische und körperliche Belastungen wie z.B. Schmerzen, ungewohnte Spitalumgebung, Stress oder Depressionen
  • Wechsel- und Nebenwirkungen von Medikamenten
  • Mangelernährung und/oder Vitaminmangel
  • Alkoholabhängigkeit, Substanzgebrauch
  • Beeinträchtigung der Wahrnehmung (zum Beispiel fehlende Brille, fehlendes Hörgerät oder fehlende Zahnprothese)
  • Delir in der Vorgeschichte
  • Dehydration und Austrocknung
  • Chirurgischer Eingriff – vor allem in der Aufwachphase kann sich ein Delir entwickeln

Symptome

Die Symptome eines Delirs können psychischer sowie körperlicher Natur sein und variieren während des Krankheitsverlaufs, insbesondere was die Intensität betrifft, oft stark. Zudem treten die Anzeichen eher plötzlich als schleichend auf.

Folgende Symptome können Anzeichen für ein Delir sein:

Delir-Betroffene …

  • weisen eine Veränderung der Persönlichkeit auf
  • haben einen starken Bewegungsdrang und sind unruhig oder sind schläfrig und bewegen sich/antworten nur langsam
  • sind verwirrt: Die Person weiss nicht, wer sie ist, welcher Tag heute ist oder wo sie sich befindet
  • sind abwechselnd schläfrig und unruhig
  • sind reizbar oder legen ein aggressives Verhalten an den Tag
  • sind übermässig heiter oder ängstlich
  • haben einen veränderten Tag-Nacht-Rhythmus
  • halluzinieren (sehen, hören, riechen Dinge, die nicht vorhanden sind)
  • sprechen undeutlich und können Gesprächen nicht folgen
  • sind appetitlos / verweigern das Essen und Trinken

 

Verlauf und Prognose

Verschiedene Faktoren wie bestehende Grunderkrankungen, der Allgemeinzustand oder das Alter eines Menschen beeinflussen bei einem Delir den Verlauf und die Prognose.

Nach dem akuten Beginn bessert sich ein Delir bei der entsprechenden Behandlung in den meisten Fällen nach einigen Tagen. In Ausnahmefällen kann ein Delir auch über Wochen anhalten und eine Behandlung auf der Intensivstation erfordern. Ganz selten gelingt keine vollständige Erholung der Patientin oder des Patienten.

Da ein Delir vor allem bei älteren und körperlich geschwächten Patientinnen und Patienten das Sturz- und Infektionsrisiko vergrössert, kann dieses eine Verlängerung des stationären Aufenthaltes notwendig machen. Delirpatientinnen und -patienten sind in ihrem Lebensalltag funktionell stärker eingeschränkt, zudem verschlechtert ein Delir einen bereits kritischen kognitiven Zustand weiter. Statistisch steigen durch ein Delir die Pflegebedürftigkeit und die Mortalitätsrate der betroffenen Patientinnen und Patienten sowie die Notwendigkeit einer Heimeinweisung. Die Lebenserwartung nach der Spitalentlassung kann sich verringern.

 

Diagnose und Behandlung

Die symptomatische Behandlung geschieht bei uns in der Klinik Hirslanden interdisziplinär unter Einbezug sämtlicher relevanter Fachrichtungen. Zusätzlich werden störende Umgebungsfaktoren soweit möglich minimiert. Orientierungshilfen wie Uhren, Kalender, Brillen oder Hörgeräte können bei der Behandlung eines Delirs ebenfalls helfen. Auch Angehörige können einen Beitrag zur Genesung leisten. Lesen Sie mehr dazu in unserer Broschüre und sprechen Sie mit dem verantwortlichen Arzt oder der verantwortlichen Ärztin.

 

Prävention

Einige einfache Massnahmen können das Risiko für ein Delir reduzieren und vorbeugend wirken.

  • Frühe Mobilisation nach einem chirurgischen Eingriff mit der Unterstützung der Therapien der Klinik Hirslanden
  • Geistige Aktivitäten fördern
  • Den Tag-Nacht-Rhythmus unterstützen und damit den Schlaf verbessern
  • Durch den Einsatz von Uhren, Kalendern, Brillen und Hörgeräten sowie den Einbezug von Angehörigen und Fotos ein bekanntes Umfeld schaffen und Reorientierung bieten
  • Eine gute Ernährung – optimierte Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme
  • Psychische Belastungen durch eine unzureichende Schmerztherapie, Reizüberflutung und fehlenden Tagesplan vermeiden