Medizin

Brustkrebs und Prostatakrebs gehören zu den häufigsten Krebserkrankungen in der Schweiz. Jährlich erkranken rund 6’660 Frauen an Brustkrebs und 7’800 Männer an Prostatakrebs. Bei Hirslanden Bern stehen das Brustzentrum Bern Biel sowie das Prostatakrebszentrum Bern im Zentrum der Diagnostik und Behandlung dieser Erkrankungen. Wir haben mit Dr. med. Patrizia Sager, Zentrumsleiterin Brustzentrum Bern Biel, und PD Dr. med. Jörn Kamradt, Zentrumsleiter Prostatakrebszentrum Bern, über die Herausforderungen, Fortschritte und Besonderheiten ihrer Arbeit gesprochen.

68909_02_HL_SA_SCREEN_Brust_ProstataKrebs_16-9_01_20240828_1

«Interdisziplinär denken und handeln»

Frau Sager, Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Was bedeutet das für Ihre tägliche Arbeit?

Patrizia Sager: Die hohe Zahl der Neuerkrankungen zeigt, wie wichtig spezialisierte Strukturen sind. Unser Brustzentrum ist zertifiziert und bietet Patientinnen eine ganzheitliche Betreuung – von der Früherkennung über die Diagnostik bis hin zur Therapie und Nachsorge. Dabei setzen wir auf modernste Methoden, enge interdisziplinäre Zusammenarbeit und eine individuelle Begleitung.

Herr Kamradt, Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung beim Mann. Wie begegnen Sie dieser Herausforderung?

Jörn Kamradt: Mit rund 7’800 neuen Fällen jährlich ist Prostatakrebs tatsächlich die häufigste Tumorerkrankung des Mannes. Unser zertifiziertes Zentrum bietet neben der Früherkennung, die komplette Diagnostik und Therapie unter einem Dach. Ein entscheidender Vorteil ist unsere interdisziplinäre Struktur: Urolog*innen, Onkolog*innen, Strahlentherapeut*innen und Nuklearmediziner*innen arbeiten eng zusammen. So können wir für jeden Patienten eine optimierte und individualisierte Diagnostik und Behandlung sicherstellen.

«Die Nuklearmedizin ist unverzichtbar»

Welche Rolle spielt die Diagnostik, insbesondere die Nuklearmedizin, in Ihren Zentren?

Patrizia Sager: Eine sehr zentrale. Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto

besser sind die Heilungschancen. Neben bildgebenden Verfahren wie Mammografie oder MRI ist die Nuklearmedizin (NUK) für uns unverzichtbar. Sie hilft, die Ausbreitung eines Tumors präzise darzustellen und die Therapie gezielt zu planen.

Jörn Kamradt: Das gilt auch für die Prostatakrebsdiagnostik. Besonders moderne PET/CT-Verfahren mit spezifischen Tracern sind die wichtigsten Neuerungen in unserer Prostatakrebsdiagnostik und -therapie in den letzten Jahren. Sie ermöglichen es uns, das Tumorwachstum viel genauer beurteilen zu können was eine präzisere und damit zum Teil auch schonendere Therapieplanung erlaubt.

«Wir begleiten Patient*innen auf ihrem Weg»

Wie profitieren Patient*innen von der interdisziplinären Zusammenarbeit in Ihren Zentren?

Patrizia Sager: Unsere Patientinnen werden von einem Team aus Onkolog*innen, Radiolog*innen, Patholog*innen, Brust- und Plastische Chirurg*innen und Nuklearmediziner*innen betreut. Gemeinsam erarbeiten wir für jede Frau einen massgeschneiderten Behandlungsplan. Das gibt Sicherheit und sorgt dafür, dass keine Facette der Erkrankung übersehen wird.

Jörn Kamradt: Bei Männern mit Prostatakrebs ist es ähnlich. Der Verdacht auf eine Krebserkrankung bzw. die Diagnose Krebs machen Angst. Uns ist wichtig, durch offene Gespräche Vertrauen aufzubauen, Ängste ernst zu nehmen und gleichzeitig alle medizinischen Optionen verständlich darzulegen. Die Einbeziehung des Patienten in die Behandlungswahl ist uns sehr wichtig. Unsere enge interdisziplinäre Zusammenarbeit stellt sicher, dass wir dabei nie die Bedürfnisse und Sorgen des einzelnen Menschen aus dem Blick verlieren.

«Bewusstsein schaffen»

Im Oktober und November setzen Sie zudem ein sichtbares Zeichen. Was hat es damit auf sich?

Patrizia Sager: Im Rahmen des Brustkrebsmonats Oktober wird das Salem- Spital in Pink beleuchtet. Das Pink soll symbolisch für Aufmerksamkeit, Solidarität und Sensibilisierung sorgen. Es soll zeigen, dass das Thema uns alle betrifft.

Jörn Kamradt: Und im November, dem sogenannten Movember, der Männergesundheit in den Fokus rückt, erstrahlt das Salem-Spital in Blau. Damit möchten wir ein Bewusstsein für Prostatakrebs und Männergesundheit schaffen und die Öffentlichkeit aktiv zum Hinschauen bewegen.

Krebsmedizin bei Hirslanden Bern – mehr als Brust- und Prostatakrebs

Bei Hirslanden Bern liegt unser Fokus zwar stark auf Brust- und Prostatakrebs, doch unser Engagement in der Krebsmedizin geht weit darüber hinaus. Wir behandeln auch Lungenkrebs, gastrointestinale Tumoren sowie Krebserkrankungen der Viszeralchirurgie – stets auf Basis modernster Diagnostik und in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit.