Erlebnisbericht Operation in Hypnose - Silvio Künzler
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Silvio Künzler, Hypnotiseur, wurde unter Hypnose operiert und berichtet ehrlich von seinen Erlebnissen. Er beschreibt, wie er in tiefe hypnotische Zustände gelangte, wie er den richtigen Moment für den Start der Operation abwartete und wie das Team mit dieser besonderen Situation umging. Sein Bericht gibt spannende Einblicke, wie Hypnose während einer Operation Ruhe, Kontrolle und Vertrauen schaffen kann – und wie sich das auf den gesamten Ablauf auswirkt.
Der Gedanke an eine Operation löst bei vielen Menschen Nervosität aus – so auch bei Silvio, der sich im Spital Stephanshorn einer Handoperation unter Hypnose unterzog. Trotz jahrelanger Erfahrung mit insgesamt 26 vorangegangenen Eingriffen, war dieser Tag besonders: Er entschied sich bewusst gegen eine klassische Narkose – und für einen Eingriff im Zustand hypnotischer Tiefenentspannung.
Schon am Vortag wurde der Ablauf gemeinsam mit dem Omnihypnosis Instruktor Hansruedi definiert. Schlüsselwörter wie „Schokolade“, „ABC“ und „Kiwi“ dienten als innere Anker für tiefe Entspannung, ebenso wie festgelegte Fingersignale. Noch vor der eigentlichen OP wurde eine erste Hypnosesitzung durchgeführt – zur Vorbereitung und Beruhigung.
„Ruhig und gelassen, friedlich und mit einem Lächeln. So erlebte ich mich in der restlichen Wartezeit.“, beschreibt er.
Im Operationssaal startete dann die eigentliche Hypnoseeinleitung. Innerhalb weniger Sekunden glitt der Patient in einen tiefen Zustand – den sogenannten Somnambulismus, eine hypnotische Tiefe, die für Operationen ausreicht. Zwar wurde der noch tiefere Esdaile-Zustand angestrebt, doch auch ohne diesen zeigte sich: Die Hypnose wirkte.
Der erste Schnitt?
Wurde wahrgenommen – aber nicht als Schmerz.
Das Ziehen an der Sehne?
Spürbar – aber kein Grund zur Abwehr.
Das Zunähen?
„Wie so ein Floh, der von links nach rechts und wieder nach links hüpfte“, beschreibt Silvio.
Selbst bei physiologischen Herausforderungen wie Schweissbildung oder Wärmeentwicklung gelang es ihm, durch Selbstsuggestion und Fokus in der Hypnose zu bleiben – unterstützt durch die kontinuierliche Begleitung des Hypnosetherapeuten.
Direkt nach der Operation kam es zu einer bemerkenswerten Beobachtung: Silvio war klar, wach und energetisch. Anders als bei früheren Eingriffen mit Vollnarkose hatte er keinen „Hangover“ zu verarbeiten. Schon am nächsten Tag konnte er erste sanfte Bewegungsübungen machen – und wenige Tage später wieder sportlich aktiv werden.
„Ich war noch nie so klar aus einem Operationssaal herausgeschoben worden. Da waren überwältigende Gefühle der Freiheit und des Glücks. Ich war klar wie ein Bergsee, fühlte mich lebendig und topfit."
Operationen in Hypnose sind kein allgemeingültiger Ersatz für Anästhesie – aber eine fundierte, begleitete Ergänzung. Wer offen dafür ist und sich mental gut vorbereitet, kann von einer sehr bewussten und dennoch schmerzarmen Erfahrung profitieren. Auch für den Heilungsverlauf kann die Hypnose unterstützend wirken: Die körpereigenen Selbstheilungskräfte werden durch den parasympathischen Zustand aktiviert, der Körper bleibt im Regenerationsmodus.
Diese Operation war nicht nur ein persönlicher Durchbruch, sondern ein Beispiel für interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen moderner Medizin und hypnotischer Therapie. Sie zeigt, was möglich ist, wenn Erfahrung, Vertrauen und Offenheit zusammenkommen.
„Operationen sind grundsätzlich zu vermeiden. Wenn es aber erneut zu einer Operation kommen würde, dann würde ich sie wieder mit der Hypnose machen."