Medizin

In diesem Blogartikel begleiten wir Anna Wolkenstein, eine leidenschaftlichen Sportlerin, die sich bei einem Unfall auf dem Fussballplatz das vordere Kreuzband gerissen hat. Nach einem schnellen Sprint, um den Ball zu erobern, dreht sie sich abrupt – und spürt im selben Moment einen heftigen Knall im Knie. Sie fällt zu Boden. Der Schmerz ist intensiv. Sie weiss sofort, dass etwas nicht stimmt. Wir beleuchten in diesem Artikel nicht nur ihren Weg zurück auf den Fussballplatz, sondern geben Ihnen auch spannende Einblicke in präventives Training, medizinische Behandlungsmöglichkeiten und biologische Fakten.

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Sport ist für viele Menschen nicht nur eine Leidenschaft, sondern auch ein wichtiger Bestandteil des Lebensstils. Für Sportler*innen ist die Gesundheit der Gelenke von entscheidender Bedeutung. Dr. med. Christian Warzecha vom Gelenkzentrum Bern ist Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates mit Schwerpunkt Sportmedizin und Partnerarzt von Hirslanden Bern. Er ist zudem aktiv in der Sportmedizin tätig und betreut bspw. die Schweizer U18 Eishockey Nationalmannschaft. «Knieverletzungen sind in vielen Sportarten leider häufig. Besonders schnelle Stop-and-Go-Bewegungen mit oder ohne gegnerische Einwirkung führen oft zu vorderen Kreuzbandrissen. Frauen sind je nach Sportart davon zwei bis acht Mal häufiger betroffen als Männer», erläutert der Kniespezialist.

Risikofaktoren für Kreuzbandrisse

Sportarten wie Fussball, Handball oder Basketball beinhalten häufig schnelle Richtungswechsel, Sprünge und Landungen, die das Knie stark belasten. Eine Kombination aus anatomischen, biomechanischen und hormonellen Faktoren sowie sportartspezifischen Bewegungsmustern führt dazu, dass Frauen ein höheres Risiko für vordere Kreuzbandrisse haben. Präventive Massnahmen, wie gezieltes Training zum Muskelaufbau und Aufklärung über richtige Techniken für risikoarme Bewegungsmuster, können helfen, das Risiko zu reduzieren. Im Frauensport wird neuerdings vermehrt auf zyklusorientiertes Training gesetzt. Das ist eine Trainingsmethode, welche die verschiedenen Phasen des Menstruationszyklus einer Frau berücksichtigt, um die Leistung, das Wohlbefinden und die Gesundheit zu optimieren. Und vor allem auch das Verletzungsrisiko zu senken.

Kleiner Fehltritt, grosse Wirkung

Doch zurück zum Unfallmoment: Anna Wolkenstein und ihr Team kämpfen an einem sonnigen Samstagmorgen intensiv um den Sieg. Bei einem Zweikampf um den Ball mit schnellem Richtungswechsel verletzt sich die junge Frau schwer am Knie. Die Schiedsrichterin unterbricht das Spiel sofort. Alle laufen zu ihr, um zu schauen, wie es Anna Wolkenstein geht. Die Stürmerin hat starke Schmerzen am linken Bein. Ihre Mitspielerinnen machen sich wahnsinnige Sorgen. Eine Kollegin fährt sie ins Krankenhaus. Dort muss sie in die Notfallstation, wo Christian Warzecha das betroffene Knie untersucht. Er hat den Verdacht, dass sich die Fussballspielerin einen vorderen Kreuzbandriss zugezogen hat. Um die Vermutung zu bestätigen, ordnet er eine Magnetresonanz-Tomografie (MRT) an. Die Ergebnisse bestätigten die Verdachtsdiagnose: Anna Wolkenstein hat sich das vordere Kreuzband gerissen. Die Saison ist für sie gelaufen.

Operation im Hirslanden Salem-Spital

Christian Warzecha erklärt seiner Patientin die nächsten Schritte: «Eine Operation zur Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes ist abhängig vom Patientenprofil, bei einer ambitionierten Sportlerin in einer dynamischen Sportart ist sie notwendig. Ich empfehle anschliessend eine sorgfältige Rehabilitation mit intensiver Physiotherapie. Eine Wettkampfpause von neun Monaten oder länger ist vernünftig.» Christian Warzecha führt die arthroskopische Operation erfolgreich durch. Arthroskopisch heisst, der Operateur kontrolliert alles über die Kamera auf dem Bildschirm. Die Operation dauert rund eine Stunde. Es wird eine knienahe Sehne als Transplantat entnommen, das gerissene Kreuzband entfernt, Knochentunnel zur Platzierung gebohrt und das neue vordere Kreuzband eingezogen und fixiert. Zusätzlich werden weitere Strukturen wie die Menisken und die Knorpeloberflächen überprüft.

Spitalaufenthalt und langsame Besserung

Anna Wolkenstein bleibt zwei Nächte im Salem-Spital. Die ersten Tage nach der Operation kämpft die Patientin mit Schmerzen und Schwellungen. Die ersten Tage bis Wochen muss sie zur Sicherheit an Krücken gehen. Ihr Bein darf sie bald wieder voll belasten, sobald es von den Schmerzen her geht. Sie kann bereits wieder vorsichtig spazieren gehen. Zusammen mit ihrem Arzt und ihrer Physiotherapeutin aus dem Medical Center Wankdorf erarbeitet sie einen detaillierten und individuellen Rehabilitationsplan, um gezielt und möglichst bald wieder auf den Fussballplatz zurückzukehren. Die nächsten Monate sind geprägt von harter Arbeit und Disziplin. 

Rehabilitation und Rückkehr aufs Spielfeld

Nach rund sechs Wochen beginnt Anna Wolkenstein mit leichten Belastungsübungen. Anschliessend macht sie gezielte Übungen zur Stärkung der Muskulatur und zur Wiederherstellung der Beweglichkeit. Anna Wolkenstein geht regelmässig in die Physiotherapie im Medical Center Wankdorf, das auf Sportler*innen spezialisiert ist. Ihre Physiotherapeutin überwacht Fortschritte und erarbeitet mit ihr Übungen, um ihre Muskulatur und Koordination gezielt zu trainieren. Nach mehreren Wochen intensiven Trainings kann sie schliesslich wieder mit leichtem Laufen beginnen. Dann endlich, nach über einem halben Jahr: Die Rückkehr auf das Spielfeld. Zunächst trainiert sie noch ohne Stop-and-Go Bewegungen, nach rund neun Monaten kann sie ohne Einschränkungen wieder im Training und an Spielen teilnehmen. Es ist ein emotionaler Moment für Anna Wolkenstein. 

Zyklusorientiertes Training zur Prävention

Nach ihrem schmerzhaften Unfall, erwirbt die Fussballerin fundiertes Wissen über verschiedene Präventionsmethoden. Sie trainiert jetzt zyklusorientiert. Christian Warzecha sagt dazu: «Das ist eine vielversprechende Methode, um die sportliche Leistung zu optimieren und gleichzeitig das Risiko für Verletzungen zu reduzieren.» Zyklusorientiertes Training ermutigt Sportlerinnen, ihr Training an die jeweilige Phase ihres Zyklus anzupassen. Durch die Berücksichtigung der hormonellen Veränderungen können Frauen gezielt Verletzungsrisiken minimieren. Auch Ernährung spielt dabei eine wichtige Rolle, da sie den Hormonhaushalt und die Energieversorgung beeinflusst. Eine angepasste Ernährung hilft, den weiblichen Zyklus optimal zu unterstützen, die Regeneration zu fördern und die Trainingsleistung zu verbessern. In Phasen, in denen das Verletzungsrisiko zyklusbedingt höher ist, können spezifische Übungen zur Stabilität und Kräftigung der Muskulatur durchgeführt werden, um das Risiko von Verletzungen wie Kreuzbandrissen zu verringern. Das weiss jetzt auch Anna Wolkenstein. 

Fazit

Anna Wolkensteins Reise von der Verletzung bis zur Rückkehr auf das Spielfeld zeigt, wie wichtig eine umfassende medizinische Betreuung und Rehabilitation sind. Ein Kreuzbandriss kann eine erhebliche Herausforderung darstellen, aber mit der richtigen Unterstützung und einem klaren Plan ist es möglich, mit voller Leistung auf den Platz zurückzukehren.