Medizin

Verhärtungen in Form kleiner Knoten oder Stränge in der Handinnenfläche oder über der Beugeseite der Finger, welche sich zum Beispiel beim Händeschütteln oder bei Gartenarbeiten erstmals bemerkbar machen können, sind mögliche Anzeichen für Morbus Dupuytren in einem frühen Stadium. Schmerzhaft sind die Veränderungen nur selten, weshalb sie häufig auch mit Schwielen verwechselt werden. Die Krankheit kann später zu einer zunehmenden Einschränkung der Hand- und Fingerfunktion führen. Auch wenn die Erkrankung als solche nicht behandelt werden kann, gibt es Möglichkeiten, die störenden Bewegungseinschränkungen zu verbessern. Welche Möglichkeiten es gibt, finden Sie nachfolgend im Beitrag.

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Ursache

Die Dupuytren’sche Erkrankung ist eine gutartige Erkrankung des Bindegewebes der Handinnenfläche und der beugeseitigen Finger. Die Erkrankung hat vermutlich einen genetischen Hintergrund. So tritt die Erkrankung bei Männern 4x häufiger auf als bei Frauen. In skandinavischen Ländern ist die Erkrankung ca. 4x häufiger als bei uns. Auch wenn kein direkter Erbgang bekannt ist, gibt es doch oft eine familiäre Häufung. Auch wenn der Krankheitsausbruch meist spontan ist, werden die typischen Veränderungen mit Knoten und Strängen auch nach Verletzungen oder chirurgischen Eingriffen im Bereich der Hand beobachtet. Patienten mit Diabetes mellitus oder medikamentös behandelter Epilepsie erkranken häufiger an einem Morbus Dupuytren.

Die Symptome

Symptome von Morbus Dupuytren sind meist zunächst punktförmige Verhärtungen und dann möglicherweise Einziehungen der Haut. Im weiteren Verlauf können harte Stränge und Knoten, die auf eine übermässige Bildung von Kollagen (Bindegewebe) zurückzuführen sind, entstehen. Das veränderte Bindegewebe hat die Eigenschaft, sich zusammenzuziehen und kann dadurch zu einer Streckhemmung der Finger führen. Der Verlauf kann über Jahre sehr langsam sein oder rasch fortschreiten. Die Veränderungen sind gutartig und können auch an Fusssohlen und Penis auftreten und gelten als Sonderformen oder verwandte Erkrankungen.

Solange die Veränderungen nicht zu einer Einschränkung der Beweglichkeit führen, darf zugewartet werden. Eine ursächliche Behandlung oder ein Aufhalten der Erkrankung ist leider nicht möglich. Prophylaktische Massnahmen zur Verhinderung oder Verlangsamung des Krankheitsverlaufs gibt es nicht. Dehnübungen oder Physiotherapie sind nicht wirksam. Wenn dann die Fingergelenke nicht mehr gestreckt werden können, sollte eine Beurteilung durch einen Handchirurgen in Betracht gezogen werden, der Sie über die Möglichkeiten einer Behandlung beraten kann. Nachdem die Spritzenbehandlung seit 2020 in Europa nicht mehr zugelassen ist, verbleiben nur verschiedene operative Verfahren, um die Streckfähigkeit der Finger wiederherzustellen.

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Wann operieren?

Erst wenn eine funktionell störende Streckhemmung eines Fingers vorliegt (ab ca. 20° Streckverlust), wird eine operative Behandlung empfohlen. Vorher sind die funktionellen Behinderungen zu gering, um die möglichen Risiken einer Operation zu rechtfertigen. Ein zu frühzeitiges Operieren kann den Krankheitsverlauf im Bereich der restlichen Hand nämlich auch beschleunigen.

Therapievariante 1: Strangdurchtrennung - Fasziotomie

Wenn ein gut abgrenzbarer längsverlaufender Strang die Streckung behindert, kann wie bei der kleinen Variante die einfache Durchtrennung des Stranges mittels einer Kanüle oder einem winzigen Hautschnitt vorgenommen werden. Dabei wird nur der Strang durchtrennt, das erkrankte Gewebe verbleibt in der Hand, behindert aber die Fingerfunktion nicht mehr. Neu kann diese Strangdurchtrennung auch unter Ultraschallkontrolle erfolgen. Eine Strangdurchtrennung kann unter lokaler Betäubung und ambulant durchgeführt werden. Innerhalb von 1-2 Wochen ist wieder eine weitgehend normale Handfunktion zu erwarten. Leider kommt es bei einer einfachen Strangdurchtrennung häufig in den Jahren danach zu einer erneuten Strangbildung (Rezidiv).

Therapievariante 2: Entfernung des erkrankten Gewebes - Fasziektomie

Dieses Vorgehen stellt schon einen grösseren Eingriff dar, welcher in einer regionalen Betäubung des Armes oder einer Vollnarkose durchgeführt wird. Dabei wird das erkrankte Bindegewebe von der Haut und den darunterliegenden Strukturen ausgelöst und entfernt. Hierfür sind längere und oft auch mehrere Hautschnitte auf der Beugeseite der Hand und der Finger erforderlich. Bei fortgeschrittenen Stadien und oft langjährigen Verläufen der Erkrankung ist es manchmal zusätzlich erforderlich, eine Lösung der betroffenen Gelenke vorzunehmen. Eine Dupuytren-Operation mit Entfernung des betroffenen Gewebes erfordert fast immer eine mehrmonatige Nachbehandlung (3 Monate) unter der Anleitung eines Handtherapeuten.