Die Hüftarthrose ist eine häufige Erkrankung des Bewegungsapparates, welche zumeist ab etwa 50-60 Jahren auftritt. Vereinzelt kann die Arthrose schon früher auftreten, teils schon im jugendlichen Alter, vor allem wenn die Geometrie der Hüfte etwas atypisch ist. Wir unterscheiden zwischen einer primären Hüftarthrose und einer sekundären Hüftarthrose. Bei letzterer ist die Ursache der Arthrose bekannt, bei ersterer beim heutigen Zustand des Wissens noch nicht. Wir kennen viele Gründe für eine sekundäre Arthrose. Einige werden nun nachfolgend noch ausführlicher beschrieben. Prinzipiell kann man unterscheiden zwischen mechanischen Störungen, wie sie z.B. bei der Hüftdysplasie oder bei der Offset-Störung vorkommen und entzündlichen Abnützungsfolgen, wie sie bei etwa der Polyarthritis auftreten.

Das Hauptproblem der Hüftarthrose ist die Abnützung der Knorpelschicht an Hüftkopf und Hüftpfanne. Dies führt zum einen zu einer Entzündung im Gelenk, welche als schmerzhaft empfunden wird, zum anderen zu einer zunehmenden Inkongruenz der beiden Gelenkflächen, welche dann diesen Abriebprozess noch beschleunigt. Als Reaktion auf Abrieb und Entzündung können am Hüftknochen Veränderungen auftreten. Es können sich Zysten, d.h. kleine Löcher bilden, sodann kommt es häufig zu Knochenanlagerungen an Hüftkopf und Pfanne und auch zu einer Verhärtung (Sklerose) des gelenknahen Knochens (Abb. 2). Es gibt jedoch auch Arthroseformen, welche relativ areaktiv verlaufen, diese sind dann meist rasch progredient und aufgrund der geringen Veränderung nicht selten schwierig diagnostizierbar. Die Hüftarthrose führt zu Schmerzen durch eine Reizung der Gelenkschleimhaut. Die Schmerzen werden überwiegend in der Leiste wahrgenommen, weniger häufig auf der Hüftaussenseite oder im Gesäss. Typisch ist auch eine Ausstrahlung in das Knie, teils auch in den Unterschenkel, selten in den Fuss. Die Schmerzen sind initial belastungsabhängig, können fluktuieren und abwechseln mit schmerzfreien Phasen. Ruheschmerzen bedeuten dann eher ein spätes Stadium.

Das Röntgenbild zeigt die typischen Veränderungen. Die Korrelation zwischen Röntgenbild und klinischen Beschwerden ist nicht sehr eng, d.h. das Röntgenbild kann eine starke Arthrose anzeigen, ohne dass die Beschwerden entsprechend sind, umgekehrt können starke Beschwerden vorliegen bei mässigen radiologischen Befunden.  

Therapie

Initial, zu Beginn einer Arthrose, können Medikamente (Schmerzmittel, welche die Entzündung hemmen), Anpassung der Belastung an das Gelenk und Physiotherapie zur Lockerung der verspannten Hüftmuskulatur helfen. Knorpelaufbauende Präparate oder Nahrungsmittelzusätze sind nicht nachgewiesenerweise geeignet die Symptome und den Verlauf langfristig zu verbessern. Der Zeitpunkt zur Operation ist dann gekommen, wenn gelenkerhaltende Massnahmen nicht mehr sinnvoll sind und die Lebensqualität des Patienten zu stark eingeschränkt ist. Dieser Zeitpunkt ist sehr individuell und hängt vor allem davon ab, wie gut ein Patient mit der Arthrose bezüglich Schmerzen und Einschränkung umgehen kann. Nebst den Schmerzen ist ein häufiges Symptom die eingeschränkte Beweglichkeit, welche sich dann störend beim An- und Ausziehen von Schuhen, Socken oder Hosen bemerkbar macht, sodann ein belastungsabhängiges Hinken, welches vor allem der Umgebung auffällt und zu Nachfragen veranlasst. Die Festlegung einer Operation wird zusammen mit dem Arzt gemacht, wobei die Funktion des Arztes eher die eines Beraters ist, welcher die Operation erklärt, Vor- und Nachteile sowie Risiken aufzeigt und auf noch sinnvolle Alternativen oder Anpassungen der Belastung des erkrankten Hüftgelenkes hinweist.

Die operative Versorgung der Hüftarthrose

Die effektivste Behandlung der Hüftarthrose in einem fortgeschrittenen Stadium ist die Implantation einer Hüfttotalprothese. Die Operation wird nun schon seit sehr vielen Jahren durchgeführt. Sie gilt als der erfolgreichste orthopädische Eingriff mit weltweiter Verbreitung und grosser Häufigkeit. Die hohe Zahl an Operationen führt zum einen zu einer grossen Routine und Erfahrung mit diesem Eingriff, so dass heutzutage die Implantation einer Hüfttotalprothese als sicher gilt. Zum anderen hat jedoch die starke Verbreitung dieser Operation auch dazu geführt, dass sozusagen alle Komplikationen, die bei einer Operation auftreten können, mittlerweile aufgetreten sind und bekannt sind. Wir werden separat darüber berichten.

Seit einigen Jahren wird der sogenannte mini-invasive Zugang (MIS-Zugang) zur Hüfte verwendet. Diese Entwicklung hat die Ursache in dem früheren Zugang zur Hüfte, welcher häufig zu einer Muskelverletzung führte. Bei diesem früheren Zugang wurde ein Teil des Hüftmuskels abgelöst, die Hüfte dann durch diese entstandene Lücke eingesetzt und der Muskel anschliessend wieder am grossen Trochanter fixiert. Diese Fixation war postoperativ häufig einem zu hohen Stress ausgesetzt und konnte nicht allzu selten nicht stabil anwachsen. Die Patienten beklagten dann Schmerzen auf der Hüftaussenseite, in wechselnder Intensität, teils sogar eine Schwäche. Als Alternative zu diesem seitlichen Hüftzugang besteht schon lange die Möglichkeit, die Hüfte über einen hinteren (dorsalen) Zugang einzusetzen. Dieser Zugang umgeht die Schwächung des Hüftmuskels. Der dorsale Zugang ist ein sehr bewährter Zugang, hat allerdings das etwas erhöhte Risiko einer Hüftluxation (Ausrenkung) des neu angesetzten Gelenkes früh postoperativ.

Der MIS-Zugang ist nun heutzutage ziemlich verbreitet, er ist muskelschonend, d.h. eine Muskelablösung ist nicht mehr erforderlich. Dies wirkt sich auch positiv für den Patienten aus, er ist rascher mobil, hat zumeist weniger Schmerzen und die ganze Erholungszeit verkürzt sich hierdurch.