Da die Hirslanden Klinik Aarau als einziges Aargauer Spital über den kantonalen Leistungsauftrag in der Herzchirurgie verfügt, werden herzchirurgische Eingriffe wie eine Bypass-Operation nur in Aarau durchgeführt. Das ärztliche Herz-Team des Kantonsspitals Baden und der Hirslanden Klinik Aarau ist dabei aber praktisch identisch.
Ein Kollege aus Baden kam mit einem Herzinfarkt ins Kantonsspital Baden. Die eigentliche Therapie (Bypässe) erfolgte dann aber an der Hirslanden Klinik Aarau. Warum läuft da so? Ist das kein Zusatzrisiko, wenn die Behandlung durch ganz andere Ärzte erfolgt?
Die Geschichte Ihres Kollegen ist nicht ungewöhnlich und gibt mir Gelegenheit, die Kooperation zwischen dem Kantonsspital Baden und der Hirslanden Klinik Aarau aufzuzeigen. Die nach einem Herzinfarkt notwendige Behandlung kann tatsächlich an beiden Orten erfolgen, ausgeführt aber nicht von «ganz anderen Ärzten», sondern von einem eingespielten Herz-Team. Die involvierten Fachärzte arbeiten klinikübergreifend Hand in Hand und bieten Gewähr für die individuell optimale Behandlung nach dem «Aargauer Modell». Wie dieses abläuft, schildere ich Ihnen anhand eines dafür typischen Falles: Im Frühjahr 2022 rief eine Frau aus Baden abends die 144 an, weil ihr Mann (62) an heftigen Brustschmerzen litt, verbunden mit Schweissausbrüchen und Atemproblemen. Nach der Erstversorgung durch die Ambulanz wurde der Mann ins Kantonsspital Baden (KSB) gebracht und umgehend von den KSB-Notfallärzten und -Kardiologen beurteilt. Die Symptome des Mannes deuteten auf einen Herzinfarkt hin, was sich schnell bestätigte. Zum Glück war der Patient auf dem Notfall aber wieder symptomfrei, weshalb keine sofortige Intervention nötig war.
Um das genaue Ausmass der Schädigung der Herzkranzgefässe beurteilen zu können, wurde am anderen Morgen im KSB eine Koronarangiografie durchgeführt: Unter Lokalanästhesie wird über eine Arterie im Handgelenk (oder in der Leiste) ein Katheter zum Herzen vorgeschoben. Dort wird ein Kontrastmittel gespritzt. Der risikoarme Eingriff dauert rund eine halbe Stunde. Vorgenommen wird er von einem invasiven Kardiologen, zu denen auch ich gehöre. Wir arbeiten sowohl an der Hirslanden Klinik Aarau als auch am Kantonsspital Baden, wo wir als Leitende Ärzte angestellt sind.
Herzchirurgie im Kanton Aargau nur in Aarau
Beim Patienten zeigte sich, dass alle drei Herzkranzgefässe durch Kalkablagerungen stark verengt oder gar verschlossen waren. Diese komplexe Situation machte es technisch extrem schwierig, die Verengungen durch Stents (kleine Gitterröhrchen) zu beheben. Kommen Stents zum Einsatz, erfolgt der Eingriff in Baden, ausgeführt wiederum von invasiven Kardiologen. Im vorliegenden Fall des 62-Jährigen herrschte im Herz-Team aber übereinstimmend die Meinung vor, dass eine Bypass-Operation das Richtige war.Mit einem Bypass wird der Blutfluss künstlich umgeleitet, bestehende Verengungen können so umgangen werden. Um einen Bypass anzulegen, werden «entbehrliche» Blutgefässe aus dem Bein oder der Brustwand entnommen.Während der Operation wird das Herz stillgelegt, eine Herz-Lungen-Maschine übernimmt den Bluttransport im Kreislauf. Eine Bypass-Operation ist anspruchsvoll, ausgeführt von einem erfahrenen Chirurgen aber ein Routineeingriff mit sehr gutem Erfolg und geringen Komplikationsrisiken.Die Hirslanden Klinik Aarau verfügt als einziges Aargauer Spital über den kantonalen Leistungsauftrag in der Herzchirurgie. So werden Überkapazitäten vermieden, und durch die Fokussierung auf einen Standort wird viel Erfahrung und Wissen gebündelt.
Nach drei Monaten wieder voll leistungsfähig
Für die Operation wurde der Mann deshalb nach Aarau verlegt. Professor Lars Englberger und sein Team von der Herzchirurgie setzten ihm in einem dreistündigen Eingriff vier Bypässe ein. Danach kam der Patient auf die Intensivstation – üblich sind ein bis zwei Tage – und blieb danach noch eine knappe Woche in der Klinik, ehe er nach Hause entlassen werden konnte. Es folgte ein Rehabilitationsprogramm, das entweder stationär (im Aargau meist in der Klinik Barmelweid) oder wie im Falle dieses ansonsten fitten Mannes ambulant durchgeführt wird. Für das Aufbautraining kam er dreimal pro Woche ins Kantonsspital Baden. Nach drei Monaten war er wieder voll leistungsfähig.Ich hoffe, dass ich Ihnen mit dieser Fallschilderung verständlich machen konnte, weshalb Ihr Kollege sowohl in Baden wie in Aarau war. Versichern darf ich Ihnen, dass er an beiden Orten von praktisch demselben Team die bestmögliche Therapie erhalten hat.