Unklare Strukturen im Beckenbereich lassen sich mit bildgebenden, schonenden Verfahren, die speziell für Frauen entwickelt wurden, aufschlüsseln. In einem solchen Fall kommt die Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz (ohne Röntgenstrahlen), mit der die Gebärmutter, die Eierstöcke, die Scheide und der Beckenboden untersucht werden kann. (cfr)

Bei mir (45) wurden bei einer Ultraschalluntersuchung bei der Frauenärztin unklare Strukturen im Becken entdeckt. Ich werde deshalb an die Radiologie überwiesen. Wie läuft diese Untersuchung ab – ich kenne nur die Mammographie?

«Mammographie ist in der Tat der Bereich in der Radiologie, der am bekanntesten ist. Wir Radiologen können mit bildgebenden Verfahren nicht nur Brüste untersuchen, sondern auch das gesamte Becken, um etwa unklare Strukturen – wie in Ihrem Fall - sichtbar zu machen. Mittels Magnetresonanztomographie (MRT) können wir die Gebärmutter, Eierstöcke, Scheide und den Beckenboden untersuchen. Häufig wird ein Kontrastmittel über die Vene appliziert. Das MRT liefert uns detaillierte Bilder, die ohne Röntgenstrahlen erzeugt werden. Die Bilder geben uns Aufschluss über allfällige Fehlbildungen und Veränderungen der inneren Organe. Es muss sich nicht immer um bösartige Veränderungen handeln. Es gibt auch Erkrankungen, bei denen es zu gutartigen Gewebsveränderungen kommt, wie beispielsweise bei einer Endometriose («verirrtes» Gewebe im Unterleib), die sich ebenfalls als unklare Strukturen zeigen können. Dies kann sehr belastend für die Frau sein, da die Endometriose oft lange unentdeckt bleibt. Solche Untersuchungen in der «Röhre» dauern 20 bis 45 Minuten und werden von uns täglich gemacht. Für eine Diagnose ist aber ein fundiertes Wissen und eine entsprechende Expertise unerlässlich. Der Befund wird dann an den behandelnden Arzt weitergeleitet. In Ihrem Fall würde Ihre Frauenärztin den Bericht mit Ihnen anschauen. Wenn Sie möchten, dürfen Sie sich gerne für eine vertiefte Abklärung an unser interdisziplinäres Beckenbodenzentrum bei der Hirslanden Klinik Aarau wenden», sagt Dr. med. univ. (H) Sylvia Kelemen, Radiologin und Expertin für Female Imaging mit entsprechenden Weiterbildungen im In- und Ausland.

Was genau ist Female Imaging?

Frauen haben andere anatomische und physiologische Merkmale als Männer, die oft nicht ausreichend in allgemeine Studien einfliessen. Bildgebende Verfahren, die vor allem bei Frauen eingesetzt werden, berücksichtigen diese Unterschiede und können genauere Diagnosen schonend liefern. Dazu gehören verschiedene Techniken wie Mammographie, Ultraschall und MRT. Female Imaging kann dabei helfen, Probleme wie Brust-, Gebärmutter- oder Eierstockkrankheiten besser zu erkennen – etwa auch durch regelmässige Screening-Programme für die Brust. Je früher eine Krankheit sichtbar wird, umso besser kann eine gezielte Behandlung erfolgen. Female Imaging wird immer wichtiger in der individualisierten Behandlung, indem es detaillierte Informationen über geschlechtsspezifische Erkrankungen bereitstellt und damit bessere Behandlungsansätze fördert.

Anatomisch anspruchsvoll

«Im Beckenbereich gibt es viele Organe, deren Gewebe unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Zudem können sich hormonell bedingt Veränderungen zeigen. Eine Diagnose erfordert deshalb eine hohe Expertise und ein tiefes Verständnis der weiblichen Anatomie», sagt Dr. Kelemen. Früher habe man bei gut- und bösartigen Veränderungen im Unterleib direkt operiert. Heute bekommt der Operateur dank spezieller Verfahren vor der Operation einen genaueren Überblick. Man arbeite engmaschig mit Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Gynäkologie, Chirurgie, Urologie und weiteren Fachgebieten zusammen. Um diese Zusammenarbeit noch effizienter und zielführender zu gestalten, hat die Hirslanden Klinik Aarau ein neues, interdisziplinäres Beckenbodenzentrum gegründet. Im Juli/August werden Dr. med. univ. (H) Sylvia Kelemen sowie ihre Kollegin Dr. med. univ. Marta Bobkiewicz, die ebenfalls ein fundiertes Wissen in Female Imaging aufweist, zum Fachärzte-Team des Beckenbodenzentrums stossen. 

Dr. med. univ. (H) Sylvia Kelemen
Dr. med. univ. (H) Sylvia Kelemen
Fachärztin Radiologie, Female Imaging
Beckenbodenzentrum Hirslanden Klinik Aarau
Schänisweg 5001 Aarau Schweiz