Bei einem erhöhten Risiko für Thrombosen werden blutverdünnende Medikamente eingesetzt. Ist das Thromboserisiko bei jungen Frauen durch eine genetische Belastung erhöht, empfiehlt es sich, auf die Einnahme der Pille zu verzichten. Bei der Impfung gegen Covid-19 sollte in dem Fall einer der mRNA-Impfstoffe von Pfizer oder Moderna eingesetzt werden.

"Ich (w, 25) nehme die Pille. Ganz wohl ist mir jedoch nicht dabei, denn mein Vater hatte in jungen Jahren eine Thrombose mit Lungenembolie. Was kann ich tun, damit ich nicht das gleiche Schicksal erlebe? Und kann ich mich gegen Corona impfen lassen?"

Erworbene und angeborene Risikofaktoren

Von einer Thrombose sprechen wir, wenn es zu einer krankhaften Bildung eines Gerinnsels in einem Blutgefäss kommt. Geschieht dies in einer Arterie, sprechen wir von einer arteriellen Thrombose, die u. a. zu einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall führen kann. Gerinnt das Blut in den Venen, handelt es sich um eine venöse Thrombose mit der möglichen Folge einer Lungenembolie.

"Das Risiko, an einer venösen Thrombose zu erkranken, liegt bei 0.1%. Dabei kommt es in 40 bis 50% der Fälle zur gefürchteten Lungenembolie. Das Alter, Geschlecht und äussere Faktoren wie Operationen und Krankheiten können das Risiko um das 10- bis 80-Fache erhöhen. Frauen haben beispielsweise etwas häufiger Thrombosen, dafür sind Rückfälle bei männlichen Patienten häufiger.", erklärt der Gefässmediziner Dr. med. Christian Regli vom Zentrum für Gefässmedizin Mittelland.

Es wird zwischen angeborenen und erworbenen Risikofaktoren unterschieden. Erworbene können zeitlich begrenzt sein, z. B. bei längeren Reisen oder der Einnahme der Pille. Sie können aber auch permanent bestehen, beispielsweise durch das Rauchen.

Gegebenenfalls Verzicht auf Pille

Um das persönliche Thromboserisiko abschätzen zu können, empfiehlt Dr. Regli erst einmal ein Gespräch mit Aufnahme aller bekannten Krankheiten, der Einnahme von Medikamenten sowie der persönlichen und familiären Krankengeschichte. Je nach Verdacht kann eine Gerinnungsabklärung und ein Ultraschall der Venen durchgeführt werden. "Da im Falle der Patientin das Thromboserisiko durch die Einnahme der Pille erhöht ist, drängt sich die Abklärung einer angeborenen Gerinnungsstörung mit familiärer Häufung von Thrombosen auf. Sollte der genetische Risikofaktor vorhanden sein, würde die Patientin die Pille nicht mehr einnehmen dürfen.", erklärt der Angiologe. 

Grundsätzlich ist es das ärztliche Bestreben, thrombotische Ereignisse zu verhindern. So werden in offensichtlichen Risikosituationen zuverlässige und hochwirksame blutverdünnende Medikamente eingesetzt. "Eine Hochrisikosituation besteht etwa dann, wenn bei angeborener Gerinnungsstörung eine lange Reise (über 4 Stunden) mit langem Sitzen bevorsteht. Dann empfehlen wir zur Prophylaxe ein Blutverdünnungsmittel.", so Dr. Regli.

Impfung mit Pfizer oder Moderna

"Zum Schutz vor Covid-19 empfehle ich der Patientin die Impfung mit einem der mRNA-Impfstoffe von Pfizer oder Moderna. Bei diesen wird keine gerinnungsaktive Reaktion und damit auch kein erhöhtes Thromboserisiko beobachtet.", empfiehlt Dr. Regli.

Dr. med. Christian Regli, Facharzt für Angiologie am Zentrum für Gefässmedizin Mittelland und Belegarzt an der Hirslanden Klinik Aarau