Dass ein zu hoher Blutdruck durch eine medikamentöse Therapie nicht oder nur ungenügend gesenkt werden kann, ist keine Seltenheit. Falls eine Anpassung des Lebensstils und eine medikamentöse Therapie nicht den gewünschten Erfolg bringen, kann in vielen Fällen eine Renale Denervation helfen, den Blutdruck zu senken. In einem risikoarmen Kathetereingriff werden dabei überaktive Nerven an der Nierenarterie durch Verödung unterbrochen.

"Ich (m, 61) leide an ausgeprägtem Bluthochdruck, mit einem oberen Wert, der oft um 165 mmHg liegt. Mein Problem ist wohl auch familiär bedingt. Medikamente haben kaum etwas gebracht. Gibt es nicht auch noch neue Möglichkeiten zur Blutdrucksenkung?"

Bei ungefähr einem Drittel aller Hochdruck-Patientinnen und -Patienten bringt eine medikamentöse Therapie und die Anpassung des Lebensstils nicht den gewünschten Erfolg. Das heisst, wenn sie sich unter anderem gesund ernähren, auf ihr Körpergewicht achten, sich viel bewegen, nur mässig Alkohol trinken, aufs Rauchen verzichten und versuchen, belastenden Stress zu vermeiden. All die genannten Faktoren können neben Medikamenten mit verschiedenen Substanzen dazu beitragen, den Blutdruck zu senken.

Wann sprechen wir von Bluthochdruck

Von Bluthochdruck (Fachwort Hypertonie) spricht man, wenn der Wert praktisch konstant über 140/90 mmHg liegt. Als Ursache lässt sich grossmehrheitlich keine zugrunde liegende Erkrankung feststellen (=essenzielle Hypertonie). Nur in etwa 10 Prozent der Fälle entsteht Bluthochdruck aufgrund einer bestehenden Erkrankung (= sekundäre Hypertonie), z. B. der Nieren. 

Bei Hypertonie drückt das Blut zu stark gegen die Arterienwände. Auf Dauer kann dies die Gefässe schädigen, und das Herz wird permanent zu Schwerstarbeit gezwungen. Mit der Zeit kann das lebensbedrohliche Folgen wie Herzschwäche, koronare Herzkrankheit, Schlaganfall oder Nierenversagen haben. Heimtückisch ist, dass Bluthochdruck meist kaum Symptome verursacht. Viele Betroffene wissen nichts von der latenten Gefahr. Deshalb empfiehlt es sich insbesondere mit zunehmendem Alter, den Blutdruck regelmässig zu kontrollieren, sei es beim Hausarzt, sei es durch Selbstmessungen.

Renale Denervation als mögliche Alternative

Bei einem zu hohen Blutdruck wird zunächst versucht, durch eine Anpassung des Lebensstils und durch Medikamente eine Besserung zu erzielen. Bei sekundärer Hypertonie wird selbstverständlich (auch) die Grunderkrankung therapiert. Bleibt der gewünschte Erfolg aus, kann bei Patienten mit essenzieller Hypertonie die sogenannte Renale Denervation (RDN) in Erwägung gezogen werden. Dabei werden in einem minimal-invasiven, d. h. «Schlüsselloch»-Eingriff überaktive Nerven an der Nierenarterie durch Verödung unterbrochen. Dies, weil solche überaktiven «Stressnervenfasern» einen ungünstigen Einfluss auf den Blutdruck haben. Studien zeigen, dass sich durch RDN eine Senkung von bis zu 17 mmHg erreichen lässt. Dadurch sinken die mit Hypertonie verbundenen Risiken um bis zu 30 Prozent.

Die Renale Denervation ist ein komplikationsarmer Eingriff, der eine bis anderthalb Stunden dauert. Eine Vollnarkose ist nicht nötig. Über die Leiste wird ein kleiner Hohlschlauch (Katheter) bis zur Nierenarterie geführt. Der sogenannte Ablationskatheter hat an der Spitze eine Elektrode, mit der die für den Bluthochdruck massgeblichen Nervenbahnen verödet werden. Dadurch werden die Nieren vom Stressnervensystem entkoppelt. Für den Eingriff ist meist ein stationärer Aufenthalt mit 2 Übernachtungen erforderlich. Die Kosten trägt die Krankenkasse.

Die Ergebnisse stimmen optimistisch

Ob Patientinnen und Patienten für eine RDN in Frage kommen, wird sorgfältig abgeklärt, u. a. mit einer 24-Stunden-Messung des Blutdrucks und einer Bestimmung des persönlichen Risikos für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Profitieren von der RDN können Patientinnen und Patienten mit essenziellem Bluthochdruck, dessen oberer (systolischer) Wert auch mit einer hoch dosierten Einnahme von 3 verschiedenen Blutdruckmedikamenten nicht unter 150 mmHg sinkt.

Studien belegen, dass der durch RDN gewonnene Effekt sicher 3 Jahre anhält. Zudem deutet anhand der laufend aktualisierten Studienlage einiges darauf hin, dass sich die RDN als wichtige Säule der Bluthochdruck-Therapie etablieren wird.

PD Dr. med. Christoph Kalka, Facharzt für Angiologie und Belegarzt an der Hirslanden Klinik Aarau