Prostatakrebs gilt in Industrieländern als häufigste Krebsart bei Männern. Eine Behandlungsmöglichkeit ist die Brachytherapie, bei der die Prostata mithilfe kleiner radioaktiver Stäbchen bestrahlt wird. Die Therapie hat weniger Nebenwirkungen als die Operation und die Strahlentherapie von aussen. Jedoch eignet sie sich nicht für alle Patienten. Wichtigste Voraussetzung ist ein nur niedrig oder mittelmässig aggressiver Tumor.

Ich (m, 66) bin an Prostatakrebs erkrankt. Die Therapiewahl ist noch offen. Ich habe von der Brachytherapie gehört. Sie soll besonders schonend sein. Wie läuft diese Therapie ab? Ist sie auch für mich geeignet?

Die von Ihnen erwähnte Brachytherapie ist eine spezielle Strahlentherapie. Sie ist tatsächlich die vergleichsweise schonendste Behandlungsmethode bei Prostatakrebs. Mit der wichtigen Einschränkung, dass sie nicht für alle Patienten infrage kommt: Für eine Brachytherapie darf der Prostatakrebs nur niedrig oder mittelmässig aggressiv sein (Stufen 1 und 2 auf einer Skala von 5). Nicht tauglich ist sie ferner bei einer grossen Prostata und vorbestehenden Schwierigkeiten beim Wasserlösen. 

Bei Prostatakrebs gibt es mehrere Therapieoptionen. Tumoren mit geringer Aggressivität können auch aktiv mit wiederholten Blut- und Gewebeproben nachkontrolliert werden. Wenn sich eine Behandlung aufdrängt, werden häufig 2 bewährte Verfahren besprochen: Eine Operation, bei welcher die Prostata entfernt wird (radikale Prostatektomie), oder eine externe (perkutane) Strahlentherapie, bei welcher der Tumor täglich über mehrere Wochen von aussen bestrahlt wird. Meist wird diese Strahlenbehandlung mit einer Hormonbehandlung verbunden. Sowohl die Operation als auch die Strahlentherapie sind mit gewissen Nachteilen verbunden, unter anderem einer erektilen Dysfunktion (Impotenz).

Schonender ist die seltener besprochene Brachytherapie, bei welcher die Prostata von innen aus kurzer Distanz behandelt wird. «Brachys» kommt aus dem Griechischen und heisst übersetzt «kurz». 

Prostata wird quasi von innen bestrahlt

Zum Bestrahlen werden dabei in die Prostata reiskorngrosse radioaktive (Jod-125) Titanstäbchen eingesetzt, sogenannte Seeds. Sie bestrahlen die Prostata quasi von innen. Die Seeds verbleiben dauerhaft in der Prostata, ihre Strahlung nimmt aber kontinuierlich ab. Nach 60 Tagen ist die Hälfte der Strahlung appliziert. 

Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose und dauert rund 3 Stunden. Zunächst wird eine Ultraschallsonde in den Enddarm eingeführt. So kann die Prostata präzise vermessen werden. Anhand des dabei erstellten dreidimensionalen Modells der Prostata kann die für die notwendige Strahlendosis erforderliche Anzahl Seeds und deren Lokalisation errechnet werden. Danach werden durch den Damm über Hohlnadeln die Seeds ultraschallgesteuert eingesetzt. 

Für den Eingriff braucht es neben dem Urologen auch einen Strahlenphysiker und einen Radioonkologen. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ist auch ein Grund, weshalb die Brachytherapie längst nicht so häufig zum Zuge kommt, wie es möglich und auch angebracht wäre.

Erste Wahl bei niedrig aggressiven Tumoren

Die Brachytherapie ist keine experimentelle, sondern eine etablierte Therapiemethode. Sie wird daher in den europäischen Leitlinien auch empfohlen, und beim niedrig aggressiven Prostatakrebs ist sie gemäss diesen Leitlinien zusammen mit einer aktiven Überwachung die erste Wahl. 

Für die Brachytherapie braucht es einen kurzen Spitalaufenthalt von 2 Nächten. In Bezug auf Erektionsfunktion und Harnkontinenz ist es die schonendste Therapieform. Ganz ohne Nebenwirkungen ist aber auch die Brachytherapie nicht: Vor allem im ersten halben Jahr kann es zu Beschwerden beim Wasserlösen kommen, was sich aber medikamentös gut verbessern lässt. Auch die Potenz kann abnehmen, aber das Problem ist weniger ausgeprägt als bei den anderen erwähnten Therapiemethoden.

An der Hirslanden Klinik Aarau seit langem bewährt

Die Brachytherapie wurde in der Hirslanden Klinik Aarau vor genau 20 Jahren erstmals durchgeführt. Wir haben damit langjährige und sehr gute Erfahrungen machen können. Ob Sie für diese Therapie infrage kommen, wird bei uns an der Klinik durch das Studium Ihrer vollständigen Krankenakte, der Beantwortung von Fragen bezüglich dem Wasserlösen und der exakten Vermessung der Prostata eingehend und sorgfältig abgeklärt. Wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, spreche ich mit Ihnen gerne über den genauen Ablauf und was Sie bei dieser etablierten Therapiemethode erwarten dürfen.

Dr. med. Karim Saba
Facharzt für Urologie am Urologie Zentrum Aarau