Brustkrebs wird im Moment noch operativ entfernt. Nach dem Eingriff werden der Patientin je nach Art des Tumors eine Anti-Hormon-, eine Chemo- und/oder eine Radiotherapie empfohlen. Mit einer internationalen Studie soll herausgefunden werden, ob nach einer erfolgreichen Vorbehandlung und anschliessender Biopsie auf eine Operation verzichtet werden kann.
Ich bin 34 Jahre alt und habe vor kurzem die Diagnose Brustkrebs bekommen. Ist eine Operation in jedem Fall die beste Lösung oder gäbe es auch Alternativen?
"Aktuell ist es so, dass die Behandlung von Brustkrebs immer mit einer Operation einhergeht. Allerdings laufen Studien, mit denen untersucht wird, ob künftig, wenn die Patientin gut auf eine notwendige Vorbehandlung mit einer Chemo-, Antikörper- oder Immuntherapie anspricht, nur noch eine Biopsie – ohne Operation – durchgeführt werden kann. Dies bedingt allerdings, dass keine lebenden Tumorzellen nach der Vorbehandlung mehr vorhanden sind. Weil noch keine Studienergebnisse vorliegen, wird im Moment der Tumor immer zuerst operativ entfernt. Danach kann je nach Krebsart noch eine Anti-Hormontherapie, eine Chemotherapie und/oder eine Radiotherapie notwendig sein.
Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs. Welche Therapien nach dem operativen Eingriff für Sie die bestmöglichen sind, wird Ihr Arzt, Ihre Ärztin mit Ihnen besprechen. Sie dürfen sich aber auch gerne an unsere Brustsprechstunde im Brust Zentrum der Hirslanden Klinik Aarau für weitere Abklärungen überweisen lassen. Hier arbeiten Kolleginnen und Kollegen aller Disziplinen eng zusammen, um Patientinnen bestmöglich zu betreuen und sie auf ihrem Weg zur Genesung optimal zu unterstützen. Dazu gehört auch die Betreuung durch unsere Breast Care Nurse", sagt PD Dr. Nik Hauser, klinischer Direktor am Brust Zentrum der Hirslanden Klinik Aarau.
Neue Behandlungsmöglichkeiten
Ziel ist immer, die Therapien auf das Notwendige zu reduzieren und die Nebenwirkungen möglichst tief zu halten. "Früher wurden Patientinnen häufig überbehandelt", sagt Nik Hauser. In den letzten Jahren wurden in der Forschung grosse Fortschritte erzielt. Ein Beispiel für die Fortschritte in der Therapie ist der sogenannte HER-2-positive Brustkrebs. Er gehört zu den aggressiveren Arten, und noch vor 20 Jahren war die Prognose für die Patientinnen sehr schlecht. Dann kamen Medikamente auf den Markt, mit denen man genau diese Krebsart gezielt und nachhaltig behandeln kann. Beim HER-2-positiven und auch beim Triple-negativen Brustkrebs laufen Studien mit der Frage, ob künftig nach einer erfolgreichen Vorbehandlung eventuell sogar auf einen operativen Eingriff verzichtet werden kann. Voraussetzung ist, dass nach der Vorbehandlung keine Tumorzellen mehr vorhanden sind. "Das ist jedoch in die Zukunft geschaut", betont Hauser.
"Chemo" nicht immer zwingend
Nicht nur neue Medikamente brachten Verbesserungen, auch der Einsatz moderner Techniken, wie beispielsweise Gewebemarkierungen mit speziellen Magnetclips, führen zu schonenderen Operationen. Der Eingriff erfolgt bei etwa 75 Prozent aller Patientinnen brusterhaltend. Ist das nicht möglich, gibt es moderne Möglichkeiten für eine Rekonstruktion. Neuerungen gibt es auch bei der Chemotherapie. Sie ist je nach Tumor zwingend notwendig – aber nicht immer. Dank neuer Testmöglichkeiten können jene Patientinnen, bei denen darauf verzichtet werden kann, ohne dadurch ein Risiko einzugehen, ermittelt werden. Dies ist ein grosser Fortschritt und erspart Betroffenen die gefürchtete "Chemo" mit vorübergehendem Haarausfall, der zwar die vielleicht belastendste, aber nicht die gravierendste Nebenwirkung ist. Die Patientinnen kommen nach der Krebstherapie die ersten 3 Jahre alle 3 Monate, die folgenden 2 Jahre alles 6 Monate und danach jedes Jahr einmal zur Kontrolle. "Eine lebenslange Nachsorge ist angezeigt, da es sich beim Brustkrebs um eine Krebsart handelt, die auch nach vielen Jahren wieder ausbrechen kann", betont Hauser. Umso wichtiger ist es, die Vorsorge ernst zu nehmen und sich regelmässig beim Frauenarzt, der Frauenärztin untersuchen und auch einen Termin für die Mammografie geben zu lassen. Und dies ein Leben lang.