Plötzliche Schmerzen im Knie, ein rasches Anschwellen und ein spür- und hörbarer "Knall" sind typische Anzeichen für einen Kreuzbandriss. Bei jungen, sportlichen Patientinnen und Patienten sollte in dem Fall operiert werden, vor allem wenn sie weiterhin aktiv Sport treiben möchten. Alternativ kann ein isolierter Kreuzbandriss auch konservativ behandelt werden. Um die optimale Lösung zu finden, werden die Bedürfnisse des Betroffenen analysiert und ein Therapieplan erstellt.
Ich (m, 22) bin begeisterter Hobbyfussballer. Bei einem Spiel habe ich mich verletzt. Diagnose des Arztes: Riss des vorderen Kreuzbandes. Ist eine Operation unumgänglich oder gibt es auch Alternativen?
"Nicht jeder Riss des vorderen Kreuzbandes muss operiert werden. Wenn es sich um einen isolierten Kreuzbandriss handelt – ohne Begleitverletzungen wie etwa eine Meniskusschädigung –, kann ein konservativer Therapieversuch durchgeführt werden", erklärt der Orthopäde Dr. med. Sébastien Azizi. "Hingegen empfiehlt sich die operative Therapie bei jungen, sportlichen Patientinnen und Patienten, deren Meniskus ebenfalls verletzt ist, oder beim fehlgeschlagenen konservativen Therapieversuch mit anhaltender Instabilität. Wenn Sie weiterhin Fussball spielen möchten, wäre der operative Eingriff zu empfehlen. Allerdings muss danach mit einer Rehabilitation von gut einem Jahr gerechnet werden. Während dieser Zeit werden Sie mit Hilfe der Physiotherapie schrittweise Ihre Alltagsaktivitäten reintegrieren. Später werden Sie mit sportspezifischen Übungen für die Rückkehr zum Sport vorbereitet. Für eine vertiefte Abklärung der Diagnose dürfen Sie sich gerne über Ihren Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin in meine Sprechstunde überweisen lassen. Sollten Sie sich für die operative Sanierung entscheiden, wird diese in der Hirslanden Klinik Aarau durchgeführt, an der ich als Belegarzt tätig bin."
Kreuzbandruptur ist spür- und hörbar
Das vordere Kreuzband ist mit dem hinteren Kreuzband ein zentraler Stabilisator des Kniegelenks. Die Ruptur tritt meist komplett auf, kann aber auch nur einen Teil des vorderen Kreuzbandes betreffen. "Verdrehtraumata des Knies bei Sportarten mit Gegnerkontakt, raschen Stop-and-gos oder pivotierenden Bewegungen (sich um das Standbein drehen) sind die häufigsten Ursachen der vorderen Kreuzbandruptur", sagt Dr. med. Sébastien Azizi, der seit Jahren als Facharzt Orthopädie, Traumatologie und Chirurgie tätig ist. Umso wichtiger sind eine gute muskuläre Kondition und das gezielte Aufwärmen – gerade im Fussball, beim Basketball oder beim Skifahren.
Häufig sind junge, sportliche Menschen davon betroffen, Frauen tendenziell etwas mehr als Männer. "Biomechanische Geschlechtsunterschiede wie etwa schwache Hüftabspreizer, ein schmaleres vorderes Kreuzband und auch zyklische Geschlechtshormonveränderungen spielen eine Rolle", betont Azizi. Ein solches "Verdrehtrauma" ist mit einem spür- und hörbaren "Knall", akutem Schmerz und einem raschen Anschwellen des Knies verbunden. Bei solchen Symptomen sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Falls es sich um einen isolierten Kreuzbandriss handelt, wird erst das Abklingen der Entzündungsphase abgewartet, bevor eine allfällige Operation in Frage kommt. Sind Begleitverletzungen vorhanden, muss der Therapieplan diese berücksichtigen.
Nähen oder mit Sehne ersetzen?
Am häufigsten wird das gerissene vordere Kreuzband durch körpereigene Sehnen, wie etwa aus der Oberschenkelmuskulatur, rekonstruiert. Etwas seltener kann das vordere Kreuzband bei bestimmten Rissformen innerhalb der ersten 3 Wochen nach dem Unfall mit ähnlich guten Resultaten genäht werden.
Für den Leistungssportler bleibt die Rekonstruktion der optimale Standard. Der Eingriff wird in der Regel unter Rückenmarksanästhesie oder Vollnarkose durchgeführt. Ob genäht oder ersetzt, der Eingriff als Kniegelenksspiegelung in der sogenannten Schlüssellochtechnik erfolgt über kleine Schnitte. Bei einer Rekonstruktion wird das neue Band anatomisch in entsprechenden Bohrkanälen am Oberschenkelknochen und am Schienbein fixiert. Nach der Operation ist eine umfassende Rehabilitation erforderlich, um die volle Funktion des Knies wiederherzustellen. Dies beinhaltet in der Regel Physiotherapie, um die Beweglichkeit wiederherzustellen und die knieübergreifende Muskulatur aufzubauen.