Wie schafft man es nach einer Krebstherapie zurück in den Alltag?

"Ich würde Ihnen empfehlen, an unserem ambulanten onkologischen Rehabilitationsprogramm (ORA) teilzunehmen. In diesem speziell für Onkologiepatienten ausgerichteten Programm arbeiten unterschiedliche Fachbereiche der Hirslanden Klinik Aarau mit den Kliniken Schützen und Barmelweid sowie einer Ernährungsspezialistin eng zusammen. Das Basisprogramm besteht aus medizinischen und nicht ärztlichen Massnahmen, wie etwa Physiotherapie, Komplementärmedizin, Ernährungsberatung, Psychoonkologie, Sozialberatung, integrativer Pflege (Massage, Ohrakupunktur). In Ihrem Fall würde man zu Beginn an drei Themen arbeiten. Zum Ersten würden Sie eine Physiotherapie in unserem medizinischen Trainingscenter Hirslanden Training besuchen und danach weitere 18 Trainingseinheiten in der Gruppe absolvieren. Zugleich würden Sie zu Gesprächen mit einem Psychoonkologen eingeladen, mit dessen Unterstützung Perspektiven für alle Lebensbereiche aufgezeigt werden. Denn nicht selten fällt man nach Abschluss einer Krebsbehandlung, bei der man wochenlang betreut wurde, in ein Loch, weil man nun ganz auf sich allein gestellt ist.

Und gegen das Ausgelaugt- und Müdesein kann eine Ernährungsberatung helfen. Krebspatientinnen und -patienten sollten sich so weit wie möglich an die Grundsätze der gesunden und ausgewogenen Ernährung halten. Ist dies aufgrund der Nebenwirkungen nicht möglich, sollte die Kost mit genügend Energie und Eiweiss angereichert werden, um eine Mangelernährung zu verhindern. Falls weitere Therapien angezeigt sein sollten, wird sich der persönliche Coach, der Sie von Anfang an begleitet, darum kümmern. Denn jeder Patient, jede Patientin erhält bei uns ein massgeschneidertes Programm. Die Dauer der Rehabilitation beträgt in der Regel drei bis sechs Monate. Sie dürfen sich gerne über Ihren Hausarzt, Ihre Hausärztin an die Hirslanden Klinik Aarau überweisen lassen", sagt Dr. med. Christian von Briel, medizinischer Leiter ORA und Facharzt für Radioonkologie.

App Kaiku

Nebst dem Basis-Reha-Programm können auch nicht medizinische, integrative Massnahmen wie Achtsamkeitstherapie, Meditation, Hypnose oder Musiktherapie in Anspruch genommen werden. Zudem wird mit der App Kaiku gewährleistet, dass alle involvierten Personen in ständigem Kontakt bleiben. "Über einen Freund, der in seiner Klinik in Helsinki die Kommunikationsplattform Kaiku entwickeln liess, bin ich vor Jahren auf dieses 'Tool' aufmerksam geworden. Vor drei Jahren haben wir diese App in unser Reha-Programm aufgenommen. Über die App haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, persönliche Fortschritte und Probleme laufend zu erfassen. Dadurch können alle Fachpersonen zeitnah auf Änderungen reagieren. Dank diesem laufenden Informationsaustausch wird das Erreichen der individuellen Therapieziele optimal unterstützt", sagt von Briel.

Vorausschauende Modelle

"Zudem werden regelmässig standardisierte Fragebögen verschickt, um die Begleitung der Patientinnen und Patienten aufrechtzuerhalten, damit niemand durch die Maschen fällt", betont von Briel. Alle bereitgestellten Informationen unterliegen der medizinischen Schweigepflicht und werden streng vertraulich behandelt. In Zusammenarbeit mit 27 anderen Kliniken werden mit den gesammelten Daten Modelle erstellt. Dank dieser "vorausschauenden" Modelle, die eine mögliche Entwicklung des Patienten etwa bei der Strahlentherapie prognostizieren, kann die Strategie sofort individuell angepasst werden. Das sei allerdings noch Zukunftsmusik, sagt von Briel.