Wird anhand eines MRIs oder CTs ein Hirntumor festgestellt, ist dies lediglich ein erhärteter Verdacht. Erst durch eine Operation oder eine Gewebeentnahme kann verbindlich festgestellt werden, um welche Art von Hirntumor es sich handelt. Im fachübergreifenden Austausch wird anschliessend das Ergebnis analysiert und entschieden, welche Therapieschritte eingeleitet werden.

Ich (w, 61) habe die Diagnose Hirntumor bekommen. Eine Operation scheint unausweichlich. Trotzdem möchte ich gerne von Ihren Neurochirurgen eine Zweitmeinung einholen.

"Es gibt über 200 verschiedene Hirntumore, die entweder als Zufallsbefund oder aufgrund von Symptomen und Ausfällen diagnostiziert werden. Diese Diagnose, die aufgrund einer Bildgebung (MRI oder CT) gemacht wird, zeigt jedoch bloss einen erhärteten Verdacht. Erst durch eine Operation oder eine Gewebeentnahme (Biopsie) kann verbindlich festgestellt werden, um welche Art von Hirntumor es sich handelt. Deshalb wird man in Ihrem Fall eine Operation empfohlen haben. Wenn Sie möchten, können Sie sich gerne über Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin an unserer Klinik für Neurochirurgie einen Termin geben lassen. Als Teil des Neurozentrums Aarau gehört die Klinik für Neurochirurgie zur Hirslanden Klinik Aarau", sagt Prof. Dr. med. Javier Fandino, Neurochirurg mit über 30-jähriger Erfahrung auf diesem Gebiet.

Hirntumor ist ein genereller Begriff

Es gibt grosse und kleine, gute und bösartige Tumore. Auch können sie an verschiedenen Stellen lokalisiert sein. Häufig werden sie als Zufallsbefund bei einem MRI oder CT entdeckt, die aufgrund von starken Kopfschmerzen, einem Burnout oder einer Depression gemacht werden. Ein Befund kann jedoch auch durch Symptome oder Ausfälle – etwa Epilepsie, Sprachstörungen, eine Schwäche im Arm – erhoben werden.

Es gibt zwei Arten von Hirntumoren. Sie können sich in der Hirnzelle und Hirnhaut oder aber ausserhalb des Gehirns entwickeln. Diejenigen, die sich ausserhalb befinden, sind in den meisten Fällen gutartig. "Am Neurozentrum Aarau der Hirslanden Klinik Aarau arbeiten renommierte Fachärzte für Neurologie, Neurochirurgie, Neuroradiologie und Neuropsychologie fachübergreifend zusammen. D. h., dass sich ein Expertenteam die Bilder anschaut, sich austauscht und gemeinsam einen Konsens sucht. Aufgrund dieser vertieften Abklärung wird festgehalten, ob man etwa bei einem Zufallsbefund des Tumors ausserhalb des Gehirns und ohne Symptome eine abwartende Haltung einnehmen soll. In einem solchen Fall würde man drei Monate später eine weitere Kontrolle ansetzen", sagt Prof. Fandino.

Gewissheit dank Biopsie oder Operation

Wenn sich der Tumor hingegen an einer heiklen Stelle im Gehirn befindet, wird im Gremium besprochen, ob eine Gewebsentnahme oder Operation angezeigt ist. "Grosse, primäre Tumore werden immer als erstes entfernt, um wieder Platz zu schaffen. Das Gewebe wird danach analysiert", sagt der Neurochirurg. Häufig werde nach einer solchen Operation die Frage gestellt "bin ich nun geheilt?". Eine schwierige Frage, denn je nachdem, ob der Tumor gut oder bösartig war, wird eine entsprechende Nachbehandlung definiert. Auch hier wird wiederum fachübergreifend gearbeitet, um für jeden spezifischen Fall die bestmögliche Lösung zu finden. Bei bösartigen Tumoren kommen eine fokussierte Bestrahlung, eine Chemotherapie oder eine Behandlung mit Tabletten in Frage. In Fällen, wo sich der Tumor an einer heiklen Stelle befindet, kann unter Umständen nicht alles entfernt werden, um das Gehirn nicht zu schädigen. Damit soll die Lebensqualität möglichst gut erhalten bleiben. Häufig wachsen bösartige Tumore nach – was für die Betroffenen bedeutet, dass ihnen eine Lebensdauer von eineinhalb bis drei Jahren bleibt. "Es ist wichtig, transparent zu kommunizieren, damit dem Patienten, der Patientin Zeit bleibt, um alles zu regeln", betont Prof. Fandino.

Erfreulich ist hingegen, dass dank besserer Operationstechniken die Lebenserwartung bei solch schweren Fällen länger geworden ist. Und erfreulich ist zudem, dass Hirntumore häufig gutartig sind, komplett entfernt werden können und weitere Nachbehandlungen nicht nötig sind. 

Prof. Dr. med. Javier Fandino
Facharzt für Neurochirurgie und Belegarzt an der Hirslanden Klinik Aarau
Klinik für Neurochirurgie
Hirslanden Klinik Aarau
Rain 34 5000 Aarau