Permanente Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Knie können Hinweise auf eine Abnützung des Gelenks, eine Arthrose, sein. Wenn die verschiedenen konservativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft wurden und längerfristig keinen Erfolg zeigten, könnte im fortgeschrittenen Stadium eine Operation die beste Lösung sein.

Ich (67, m) war immer aktiv, habe Wanderungen unternommen und Golf gespielt. Nun nehme ich Schmerzmittel gegen meine Kniebeschwerden. Die Physiotherapie brachte keine Linderung. Muss ich mich operieren lassen?

Bei den von Ihnen beschriebenen Beschwerden handelt es sich meist um eine Kniearthrose. Solange die Beschwerden erträglich sind, drängen sich keine zwingenden Massnahmen auf. Eine Reduktion der Belastung durch Gewichtsabnahme und die Anpassung sportlicher oder beruflicher Aktivitäten können zu einer raschen Linderung führen. Wenn hingegen – wie in Ihrem Fall – die konservativen Therapien wie Physiotherapie keinen langfristigen Erfolg zeigen, sollte eine vertiefte Abklärung beim Orthopäden erfolgen. In einer Erstkonsultation werden Ihre Beschwerden aufgenommen und Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Ist eine Operation unumgänglich, empfehle ich, sie nach dem Rapid-Recovery-Konzept durchzuführen. Dieses Konzept beinhaltet eine optimale Vorbereitung auf die Operation, eine hochstandardisierte Behandlung, die Begleitung durch ein interprofessionelles Team, eine schonende Operationstechnik und umfassende Nachbetreuung. Zudem wird für eine Schmerztherapie nach dem Eingriff gesorgt und unverzüglich mit der Mobilisation begonnen. Die Hirslanden Klinik Aarau ist die erste Belegarztklinik der Schweiz, die eine Behandlung nach den strengen Rapid-Recovery-Richtlinien anbietet.

Für eine detaillierte Abklärung dürfen Sie sich gerne über Ihren Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin in meine Sprechstunde überweisen lassen. Falls eine Operation nötig ist, wird sie in der Hirslanden Klinik Aarau durchgeführt, an der ich als Belegarzt tätig bin.

Wie entstehen Arthrosen?

Eine Arthrose im Knie entsteht durch eine Abnützung des Gelenkknorpels oder als Unfallfolge nach Meniskusschäden und Band- oder Knochenverletzungen. Das heisst, dass der Knorpel ausdünnt und bei fortgeschrittener Arthrose vollständig verschwunden ist. Dadurch reiben Knochen auf Knochen. Neben Schmerzen stellt sich ein zunehmender Bewegungsverlust ein.

Beim Hüftgelenk sitzt der kugelförmige Oberschenkelkopf in einer passgenauen Hüftpfanne. Als Gleitschicht dient der Gelenkknorpel. Die Knorpelschicht, die das Gelenkspiel ermöglicht, wird zunehmend aufgebraucht. Bei einer fortgeschrittenen Hüftarthrose ist der Knorpel ebenfalls stark beschädigt oder verschwunden. Auch hier reiben Knochen an Knochen.

OP nach Rapid-Recovery-Konzept

Das Ziel des Behandlungskonzepts ist es, den Genesungsprozess nach dem Gelenkersatz zu fördern und die Operationsrisiken zu minimieren. Dafür werden die Patientinnen und Patienten aktiv in das Behandlungsprogramm integriert. In einer Informationsveranstaltung erhalten Betroffene und ihre Begleitperson zunächst einen Überblick über die anstehende Behandlung. Mithilfe einer App werden sie während der gesamten Therapie an die nächsten Schritte erinnert und so umfassend durch den Genesungsprozess begleitet.

Die Patientinnen und Patienten treten am Operationstag in die Klinik ein. Bereits wenige Stunden nach dem Eingriff werden erste Gehversuche unternommen. Durch die frühe Mobilisation des Gelenks wird die Genesung gefördert und Operationsrisiken wie die Thrombose- und Infektionsgefahr werden minimiert.

Ein fachübergreifendes Team begleitet die Patientinnen und Patienten während der gesamten Therapie. Neben der fachärztlichen Betreuung erhalten sie umfassende Instruktionen durch die Physiotherapie. Über die Rapid-Recovery-App können die Betroffenen zusätzlich Videos mit Heimübungen abrufen. In der Anästhesiesprechstunde werden sie über die geeigneten Narkoseformen aufgeklärt. Auch der Hausarzt bzw. die Hausärztin wird in die Behandlung eingebunden. Allfällig nötige Zusatzabklärungen werden direkt in der Hausarztpraxis durchgeführt, die für die Beurteilung des Gesundheitszustands und somit auch für die Reduktion von Operations- oder Narkoserisiken wichtig sind.

Dr. med. Roger Sprecher
Facharzt für Orthopädie und Traumatologie