Vergesslichkeit und vermehrte Stürze sollten auf jeden Fall in einem ersten Schritt in der Hausarztpraxis und später noch bei einem Neurologen abgeklärt werden. Gedächtnisverlust ist ein häufiges Symptom bei Demenz. Stürze kommen eher weniger vor. Was jedoch häufig mit Vergesslichkeit und erhöhter Sturzgefahr einhergeht, ist die Altersdepression.

Unser Vater (86) wird immer vergesslicher und fällt häufig hin. Ist das eine normale Alterserscheinung oder könnte dies der Anfang von Demenz sein? Sollten wir das abklären lassen? 

"Ob es sich bei Ihrem Vater um Demenz handeln könnte, sollte auf jeden Fall abgeklärt werden. Vergesslichkeit bzw. ein Gedächtnisverlust ist eines der häufigsten Symptome bei Demenzerkrankungen. Bei einigen Demenzformen kann es zudem zu einer vermehrten Sturzneigung kommen. Meistens in einer späteren Phase der Erkrankung. Es ist aber in aller Regel kein klassisches Symptom für Demenz und man muss deshalb nach weiteren möglichen Ursachen suchen.

Durch den Alterungsprozess verändert sich unsere Mobilität und auch das Sturzrisiko steigt. Es ist daher wichtig, die Risikofaktoren zu erkennen und proaktiv Massnahmen zu ergreifen. Man kann allerdings nicht sagen, dass Gangunsicherheit und Stürze ein normaler Alterungsprozess sind. Es ist daher wichtig, nach den Ursachen einer vermehrten Sturzneigung zu suchen und diese zu behandeln. Hilfreich kann dabei eine Ganganalyse in einem Ganglabor sein. Nicht selten ist jedoch nicht eine Demenz für Vergesslichkeit und allenfalls ein gewisses Sturzrisiko verantwortlich, sondern eine Altersdepression. Dies ist eine weit verbreitete Krankheit, von der vor allem alleinlebende Menschen ohne grosse soziale Kontakte betroffen sind. Deshalb würde ich empfehlen, erst einen Termin beim Hausarzt oder der Hausärztin abzumachen und sich für eine vertiefte Abklärung an einen Neurologen überweisen zu lassen. Einer solch fundierten Abklärung nehmen sich die Spezialisten des Neurozentrum Aarau in der Hirslanden Klinik Aarau gerne an", sagt Prof. Dr. med. Adam Czaplinski, Facharzt für Neurologie am Neurozentrum Aarau in der Hirslanden Klinik Aarau.

"Wenn Menschen vermehrt Sprach- und Kommunikationsschwierigkeiten haben, vergesslich werden, sich nicht mehr gut orientieren können, Schwierigkeiten beim Planen haben und Probleme bei alltäglichen Aufgaben bekommen, können das Zeichen für eine Demenz sein", sagt Prof. Czaplinski. Während sich in der Anfangsphase leichte Beeinträchtigungen bemerkbar machen, treten im mittleren Stadium Verwirrung, Persönlichkeitsveränderungen und ein Gedächtnisverlust verstärkt auf. Und im Spätstadium können weder die Umgebung noch die Menschen wahrgenommen werden. Umso wichtiger sei es deshalb für Demenzerkrankte, dass sie nicht allzu lange zuwarten, um familiäre und rechtliche Angelegenheiten mit einer Patientenverfügung zu klären.

Wie kann man Betroffene unterstützen?

Idealerweise sorgt man für konstante Tagesstrukturen und möglichst viel Vertrautes. Zugleich braucht es eine gewisse Stimulation, die etwa durch den Besuch der Spitex oder ein gemeinsames Einkaufen mit Angehörigen geschaffen wird. Aber auch sportliche Aktivitäten, die der betroffenen Person Spass machen oder ein gemütlicher Spaziergang können stimulierend wirken. Sinnvoll ist zudem für die nötigen Hilfsmittel wie etwa Handgriffe oder Notrufsysteme im Haus zu sorgen und Stolperfallen wie Teppiche zu entsorgen. Im Idealfall hat man rechtzeitig vorgesorgt und die Badewanne durch eine Dusche ersetzt. Förderlich sind zudem Spiele, Übungen oder auch Kunst- und Musiktherapien. "Eine strukturierte Beratung und ein ausgeklügeltes Programm für Patientinnen und Patienten sowie Angehörige bietet etwa die Organisation Alzheimer Schweiz an. Sich dort zu informieren, lohnt sich", sagt der Neurologe. 

Hoffnung mit neuer Therapie

Demenzerkrankungen sind bis heute nicht heilbar. Mit Medikamenten können die Symptome gemildert werden. Allerdings gibt es Grund zur Hoffnung. Mit modernen Antikörpertherapien könnte es erstmals gelingen, nicht nur die Symptome zu lindern, sondern das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Die Medikamente sind in den USA bereits zugelassen und dürften wohl Ende 2024 in der Schweiz verfügbar sein. "Wichtig zu wissen: Mit der Therapie kann nur das Frühstadium behandelt werden. Umso wichtiger sind deshalb frühzeitige Demenz-Abklärungen beim Spezialisten", betont Prof. Czaplinski. 

Prof. Dr. med. Adam Czaplinski
Facharzt für Neurologie am Neurozentrum Aarau und Belegarzt an der Hirslanden Klinik Aarau
Neurozentrum Aarau
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