Häufig wird ein Herzklappenproblem eher zufällig im Rahmen einer hausärztlichen Routineuntersuchung entdeckt. Aufgrund möglicher Folgeerscheinungen sollte eine verkalkte Herzklappe zwingend behandelt werden, entweder mit offener Operation oder Katheter-Eingriff. Bei Patientinnen und Patienten mit niedrigem Risiko ist die Operation am offenen Herzen aufgrund ihrer Vorteile die Standardtherapie, obwohl die Erholungszeit länger ist.

Bei mir (w, 67) hat ein Check beim Hausarzt ergeben, dass ich eine verkalkte Herzklappe (Aortenklappe) habe. Ich fühle mich aber eigentlich fit und gesund. Muss ich die Klappe wirklich flicken lassen? Und wenn ja, wie?

Ein Herzklappenproblem macht sich öfter durch Luftnot bei Belastung, Herzstolpern, Engegefühl in der Brust oder Schwindel bemerkbar. Doch gerade bei fitten Menschen treten solche Symptome teilweise erst später auf. Vermutlich war bei Ihnen beim hausärztlichen Check ein Herzgeräusch zu hören, und eine Ultraschalluntersuchung hat anschliessend gezeigt, dass eine Verengung (Stenose) der Aortenklappe vorliegt, bedingt durch eine Verkalkung.

Herzklappen sorgen für einen geordneten Blutfluss. Der Mensch hat vier Herzklappen, zwei auf der linken und zwei auf der rechten Seite. Von Störungen sind im Erwachsenenalter oft die beiden linken Herzklappen betroffen, die Aortenklappe (Verbindung Herz–Hauptschlagader) häufiger als die Mitralklappe (Vorhof–Herzkammer). Problematisch wird es, wenn die Klappe verkalkt oder undicht oder gar beides ist. Die verkalkte Aortenklappe tritt altersbedingt am häufigsten auf.

Sie fragen, ob man das behandeln muss. Die Antwort ist klar ja. Weil die Klappe eingeengt ist, wird das Herz mit jedem Schlag überbelastet. Es muss mehr Kraft aufbringen, um das Blut über die Engstelle zu transportieren. Unbehandelt führt das auf Dauer zu einer verdickten Herzwand, zu Herzrhythmusstörungen, im Extremfall zum plötzlichen Herztod. Oder die Herzfunktion nimmt wegen der Überbelastung kontinuierlich ab, was zu einer lebensbedrohlichen Herzschwäche führen kann.

Katheter-Eingriff oder Operation am offenen Herzen

Als Therapie kommen 2 Verfahren infrage:

  1. Operation am offenen Herzen: Dabei wird die defekte Herzklappe ersetzt.
  2. Katheter-Eingriff: Meist über die Leiste wird eine neue Klappe zum Herzen vorgeschoben und dort innerhalb der defekten Klappe platziert. 

Obwohl der Katheter-Eingriff als schonender gilt und eine kürzere Erholungszeit benötigt, ist die offene Operation für unter 75-Jährige und sogar darüber hinaus die empfohlene Therapie. Zumindest dann, wenn die Patientin oder der Patient wie Sie "zwäg" ist, nicht an anderen Erkrankungen leidet und deshalb ein niedriges Operationsrisiko mitbringt. Dass der Gedanke an eine Operation am offenen Herzen Unbehagen auslöst, ist völlig verständlich. Sie werden von uns jedoch eng begleitet.

Offene Operation mit nachhaltigem Ergebnis

Der Vorteil der Operation: Weil die defekte Herzklappe entfernt und ersetzt wird, ist das Ergebnis nachhaltig. Die Langzeitergebnisse sind überzeugend, hält doch eine biologische Herzklappe mindestens 12 bis 15 Jahre. Zudem erlaubt die offene Operation, parallel bestehende Erkrankungen des Herzens (z. B. eine eingeengte Herzkranzarterie) auch gut zu behandeln. 

Für die Operation kommt der Patient am Vortag in die Klinik. Der eigentliche Eingriff dauert rund 2 Stunden. Dabei wird das Brustbein eröffnet, der Kreislauf vorübergehend an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen und dann die neue Klappe eingesetzt. Sie besteht aus biologischem Material, seltener aus mechanischem. In der Regel verwenden wir Klappen, die aus dem Rinderherzbeutel gefertigt wurden. Nach der Operation kommt der Patient sicherheitshalber einen Tag auf die Intensivstation, am 6. oder 7. Tag kann er meist aus der Klinik entlassen werden.

Spürbare Besserung tritt meist schnell ein

Es folgt ein Aufbautraining (Reha), ambulant oder 3 Wochen stationär in einer spezialisierten Einrichtung wie der Klinik Barmelweid. Dass es ihnen besser geht als vor der Operation, verspüren die meisten Patienten häufig bald nach dem Eingriff. Selbstverständlich wird bei uns an der Hirslanden Klinik Aarau jeder Fall individuell beurteilt. Das Herz-Team der Klinik, bestehend aus Kardiologen, invasiven Kardiologen (sie führen Katheter-Eingriffe aus), Herzchirurgen (sie operieren) und Herzanästhesisten, sucht gemeinsam nach der für Sie bestmöglichen Therapie. Der Vorschlag des Herz-Teams wird dann mit Ihnen ausführlich besprochen und nachfolgend wird der Eingriff gemeinsam mit Ihnen sorgfältig geplant.

Prof. Dr. med. Lars Englberger
Facharzt für Herzchirurgie und thorakale Gefässchirurgie