Blut kann vieles – auch heilen. Bei der Blutstammzelltransplantation werden dem Krebspatienten Zellen transplantiert, die geschädigte Blutzellen im Knochenmark ersetzen und sein Immunsystem reparieren können. Dabei wird zwischen autologer (Behandlung mit Eigenblut) und allogener (Blut aus Fremdspende) Therapie unterschieden.

Eine Blutstammzelltransplantation stellt den Bestand der Zellen im Blut nach einer Krebserkrankung wieder her. Das geschieht entweder durch eine Fremd- oder eine Eigenspende. Dabei werden intakte Blutstammzellen entnommen und einem Empfänger transplantiert. So können kranke Zellen durch gesunde beziehungsweise nach einer intensiven Chemotherapie die zerstörten Stammzellen ersetzt werden, denn die Stammzellen vermehren sich durch Teilung und reproduzieren sich selbst.

Welche Vorbereitungen werden getroffen?

Um eine Fremdspende empfangen zu können, müssen zunächst alle Behandlungen abgeschlossen sein, die die Produktion gesunder Blutstammzellen beeinflussen könnten.

Vorab wird ausserdem überprüft, ob Spender und Empfänger kompatibel sind: Um die Zellen annehmen zu können, müssen die Gewebemerkmale – sogenannte HLA-Merkmale – beider Beteiligten möglichst identisch sein.

Wie wird die Behandlung durchgeführt?

Die Blutstammzellen können mit zwei unterschiedlichen Methoden entnommen werden: Bei der peripheren Stammzellentnahme wird Blut aus einer Vene gewonnen. Zwar befinden sich immer einige Blutstammzellen direkt im Blut, doch damit die für eine Spende nötige Anzahl erreicht wird, erhält der Spender vorher ein anregendes Medikament.

Mitunter sind die Venen jedoch zu dünn, um die nötige Fliessgeschwindigkeit zu erreichen, die für die venöse Entnahme von ausreichend Stammzellen nötig ist.

Deshalb werden die Zellen in 20 % der Fälle Stammzellen über einen Venenkatheter am Hals entnommen. Ganz selten müssen Stammzellen über eine Knochenmarkentnahme gewonnen werden. Unter Vollnarkose wird hierbei an mehreren Stellen des Beckens Knochenmarksblut entnommen. Nach dem Eingriff bleibt der Spender zur Beobachtung noch einige Tage im Krankenhaus. Sein Knochenmark bildet sich innerhalb von etwa zwei Wochen nach.

Alle Entnahmemethoden kommen sowohl für die Eigenspende (autologe Transplantation) als auch für die Fremdspende (allogene Transplantation) infrage.

Autologe Transplantation

Bei der autologen Transplantation ist der Spender gleichzeitig der Empfänger. Da eine Chemotherapie nicht nur Krebszellen, sondern auch lebenswichtige Blutstammzellen zerstört, werden dem Patienten vor der Behandlung Stammzellen aus dem Blut oder Knochenmark entnommen.. Diese Blutstammzellen können dann mittels Zentrifugierung des Bluts getrennt und abgesaugt werden. Die Zellen werden nun eingefroren, sodass sie dem Patienten nach Abschluss der Chemotherapie wieder zugeführt werden können. Auf diese Weise kann sich der Bestand an Blutstammzellen wieder normalisieren. Da bei dieser Variante alle HLA-Merkmale identisch sind, ist das Risiko einer Abstossung sehr gering.

Allogene Transplantation

An der allogenen Transplantation sind zwei Personen beteiligt, wobei die Gewebemerkmale des Spenders möglichst stark mit denen des Empfängers übereinstimmen. Eine völlige Übereinstimmung haben nur eineiige Zwillinge. In etwa einem Viertel der Fälle eignen sich Geschwister als Spender. Immer grösser werdende Datenbanken erleichtert inzwischen die Suche nach einem Fremdspender.

Wie sieht die Erfolgsquote der Behandlung aus?

Wie erfolgreich die Transplantation verläuft, hängt immer vom individuellen Gesundheitszustand, der Krebsart und dem Fortschritt der Erkrankung ab. Bei Lymphomen (Krebs im lymphatischen System) beispielsweise liegt die Heilungsquote mit einer Blutstammzelltransplantation zwischen 40 % und 50 % sehr hoch. Weniger wahrscheinlich ist eine vollständige Heilung bei Myelomen (Knochenmarkkrebs). Eine Blutstammzellentransplantation kann die Krankheit aber länger hinauszögern und die Lebensqualität verbessern.

Was sind die Komplikationen oder Risiken der Behandlung?

Vor der Transplantation wird der Patient über mögliche Risiken und Komplikationen aufgeklärt und auf den Eingriff vorbereitet. Aufgrund der Chemotherapie, die der Transplantation vorausgeht, sind Körper und Immunsystem entsprechend geschwächt. Das macht den Empfänger anfälliger für Infektionen.

Ausserdem besteht nach einer autologen Transplantation das Risiko, dass mit dem eigenen Blut kranke Zellen erneut in den Körper gelangen, was eine Wiedererkrankung zur Folge haben könnte. Bei der allogenen Transplantation kann es zu einer Abwehrreaktion des Körpers kommen, wobei das gespendete Blut beziehungsweise Immunsystem abgestossen wird. Hier gilt: Je mehr übereinstimmende HLA-Werte, desto geringer das Risiko einer Abstossung. Die Transplantat-gegen-Wirt-Erkrankung ist ebenfalls eine Reaktion des Abwehrsystems: Die neuen Immunzellen stellen sich gegen den Körper, was bei Nichtbehandlung lebensbedrohlich werden kann.

Bei jeder Blutstammzellentransplantation bleibt ausserdem immer ein Restrisiko, dass die Spende nicht «anwächst», sich also keine neuen Blutstammzellen bilden.

Wie geht es nach der Behandlung weiter?

Bis der Körper nach der Transplantation beginnt, neue Blutstammzellen zu bilden, dauert es etwa ein bis zwei Wochen. In dieser Zeit bleibt der Patient in der Klinik, um mögliche Risiken und Komplikationen früh erkennen und behandeln zu können. Während des ersten Jahres nach der Entlassung sind regelmässige ambulante Nachkontrollen nötig. Medikamente schützen das Abwehrsystem und verhindern ein Abstossen des Transplantats

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