Angeborene oder erworbene Herzfehler gehören zu den häufigeren Ursachen für eine beeinträchtigte Herzfunktion. Sie können bereits bei Neugeborenen auftreten oder sich im Laufe des Lebens entwickeln. Die moderne Herzchirurgie ermöglicht heute vielfältige Eingriffe zur Korrektur dieser Fehlbildungen – darunter sowohl minimalinvasive Verfahren als auch die Operation am offenen Herzen.

Bildlegende
1. Rechter Vorhof
2. Linker Vorhof
3. Rechte Kammer
4. Linke Kammer
5. Lungenarterie
6. Aorta
7. Obere und untere Hohlvene
8. Lungenvenen (Pulmonalvene)
9. Sinusknoten
10. AV-Knoten (Atriko-Ventikular-Knoten)
11. Trikuspidalklappe
12. Pulmonalklappe
13. Aortenklappe
14. Mitralklappe

Herzfehler im Überblick

In der Medizin unterscheidet man zwischen angeborenen und erworbenen Herzmissbildungen. Die häufigsten, erworbenen Herzmissbildungen betreffen die Herzklappenfehler. Die Behandlungsmöglichkeiten bei Herzklappenfehlern wird im Kapitel Operationen bei Herzklappenfehler beschrieben. Das Spektrum der angeborenen Missbildungen, medizinisch kongenitale Vitien genannt, ist weit und reicht von unbedeutenden Anlagestörungen ohne grosse Auswirkungen bis hin zu schwerwiegenden Missbildungen, die eine Herzoperation notwendig machen. Häufig werden angeborene Herzfehler erst im Erwachsenenalter entdeckt. Zu den häufigsten Missbildungen, die mit einer Operation korrigiert werden, gehören der Vorhofseptum-Defekt, der Ventrikelseptum-Defekt und die Lungenvenenfehlmündung. Je nach Herzfehler kommen verschiedene Verfahren wie Herzkatheterbehandlung, minimalinvasive Chirurgie oder offene Herzoperationen zum Einsatz.

Vorhofseptum-Defekt, Ventrikelseptum-Defekt

Das Herz besteht aus einem linken und rechten Teil, der durch die Herzscheidewand (Septum) getrennt ist. Vor der Geburt ist die Herzscheidewand im Bereich des Foramen ovale noch offen und das Blut fliesst durch die Herzscheidewand. Nach der Geburt wird das Foramen ovale verschlossen und das Blut fliesst durch die Lunge vom rechten zum linken Herzen. Schliesst sich das Foramen ovale nach der Geburt nicht vollständig oder sind die Herzscheidewände aus anderen Gründen nicht vollständig geschlossen, liegt ein sogenannter Septumdefekt vor. Je nach Lage handelt es sich dabei um einen Vorhofseptum-Defekt (ASD) – eine Öffnung zwischen den beiden Herzvorhöfen – oder um einen Ventrikelseptum-Defekt (VSD), der die beiden Herzkammern betrifft. Dies kann mit der Zeit zu einer Herzschwäche führen, die einen operativen Verschluss des Septum-Defekts notwendig macht. Je nach Lokalisation und Grösse des Loches in der Herzscheidewand erfolgt der Verschluss über eine Operation oder mittels einer Herzkatheterbehandlung.

Lungenvenenfehlmündung

Normalerweise münden die Lungenvenen, welche das von der Lunge mit Sauerstoff angereicherte Blut mit sich führen, in den linken Vorhof. Bei Fehlmündungen münden einzelne (partielle Fehlmündungen) oder alle vier Lungenvenen (totale Fehlmündung) in den rechten Vorhof.

Die totale anomale Lungenvenenfehlmündung (TAPVR), bei der alle Lungenvenen fälschlich in den rechten Vorhof oder verbundene Gefässe münden, ist besonders kritisch. Ohne chirurgische Korrektur kann das sauerstoffreiche Blut nicht in den systemischen Kreislauf gelangen – eine Situation, die ohne Operation rasch zum Tod führen kann. In der Regel ist bei TAPVR eine Operation in den ersten Lebenstagen des Neugeborenen zwingend erforderlich, um den normalen Blutfluss wiederherzustellen. Partielle anomale Fehlmündungen (PAPVR) müssen nur korrigiert werden, wenn sie Beschwerden verursachen oder in Kombination mit einem anderen Herzfehler vorliegen. Oft besteht gleichzeitig ein Vorhofseptum-Defekt. Im Vergleich zu den Vorhofseptum- und Ventrikelseptum-Defekten ist die Lungenvenenfehlmündung eine sehr seltene Herzmissbildung.

Ziel der Behandlung

Operationen bei Herzmissbildungen oder Herzfehlern werden durchgeführt, um Löcher in der Herzscheidewand wie Vorhofseptum-Defekt oder Ventrikelseptum-Defekt zu reparieren oder eine falsche Einmündung der Lungenvene im Herz zu korrigieren. Das Ziel besteht darin, den normalen Blutfluss im Herzen wiederherzustellen, die Sauerstoffversorgung zu verbessern und langfristige Schäden am Herzmuskel zu vermeiden. Ohne eine Behandlung kann ein Herzfehler langfristig zu einer chronischen Überlastung einzelner Herzkammern, einer Erweiterung (Dilatation) des Herzens und schliesslich zu einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) führen.

Ablauf der Operation

Operation bei Septum-Defekten

Für die Behandlung von Vorhof- und Ventrikelseptum-Defekten stehen heute verschiedene Verfahren zur Verfügung: je nach Lage, Grösse und Art des Defekts kommen eine Herzkatheterbehandlung, eine offene Herzoperation oder unter bestimmten Voraussetzungen eine minimalinvasive Operation infrage.

Herzkatheterbehandlung

Bei der Herzkatheterbehandlung führt der Herzchirurg oder die Herzchirurgin einen Katheter, der mit zwei Schirmchen bestückt ist, über die Leistenvene ein und schiebt diesen bis zum Septum-Defekt vor. Dort werden die Schirmchen, je eines links und rechts der Scheidewand, platziert und so der Defekt verschlossen. Beim Ventrikelseptum-Defekt wird der Katheter manchmal auch über eine Halsvene eingeführt. Zusätzlich ist ein arterieller Zugang von der Leiste her nötig.

Offene Herzoperation

Bei der offenen Herzoperation erfolgt der Zugang zum Herzen über die Durchtrennung des Brustbeins. Für diese chirurgische Behandlung wird das Herz mit Hilfe einer speziellen Lösung (Kardioplegie) stillgelegt und der Kreislauf wird mit der Herz-Lungen-Maschine aufrechterhalten. Der Defekt wird entweder durch den Herzchirurgen oder die Herzchirurgin zugenäht oder mit einem Flicken (Patch) verschlossen, der aus dem Herzbeutel gewonnen wird oder aus Kunststoff besteht. Nach Auswaschung der kardioplegischen Lösung beginnt das Herz selbständig wieder zu schlagen.

In den letzten Jahren ist unter bestimmten Voraussetzungen auch ein minimalinvasiver Zugang über eine Minithorakotomie ohne Durchtrennung des Brustbeins und Eröffnung des Brustkorbes möglich geworden.

Operation bei Lungenvenenfehlmündung

Bei der operativen Korrektur werden die Lungenvenen an ihren eigentlichen Bestimmungsort umgepflanzt, den linken Vorhof. Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose unter Anschluss an die Herz-Lungen-Maschine.

Nach der Behandlung können die Patienten in der Regel ein normales Leben führen. Sie benötigen aber regelmässige kardiologische Kontrolluntersuchungen und eine Vorsorge mit Antibiotika gegen eine Endokarditis (Herzinnenhautentzündung).

Vorbereitung und Vorsorge

Vor jeder Herzoperation wird der individuelle Herzfehler durch den behandelnden Arzt oder die behandelnde Ärztin sorgfältig abgeklärt. Mittels moderner bildgebender Verfahren wie der Echokardiographie (Herzultraschall), einer Herzkatheteruntersuchung oder der Magnetresonanztomographie (MRI) lassen sich Lage, Grösse und Auswirkungen der Missbildung präzise bestimmen. Auf dieser Grundlage wird entschieden, ob beispielsweise bei Septum-Defekten ein kathetergestützter Verschluss möglich ist oder ob eine Operation am offenen Herzen notwendig wird.

Operationen am offenen Herzen werden immer unter Vollnarkose durchgeführt. Bei kathetergestützten Eingriffen genügt bei Erwachsenen meist eine örtliche Betäubung der Einstichstelle in der Leiste. Bei Kindern erfolgt die Herzkatheterbehandlung hingegen in den meisten Fällen ebenfalls unter Vollnarkose. Ist eine Vollnarkose vorgesehen, müssen Patientinnen und Patienten am Tag des Eingriffs nüchtern sein. Das bedeutet: mindestens sechs Stunden vorher keine feste Nahrung und zwei Stunden vorher keine Flüssigkeiten mehr zu sich nehmen.

Nachsorge und Genesung

In der Heilungsphase nach einer Herz-OP sollten körperliche Belastungen wie schweres Heben oder intensive Anstrengungen möglichst vermieden werden. Nach der Operation wird die Herzfunktion über eine längere Zeit regelmässig nachkontrolliert.

Um die Bildung von Blutgerinnseln auf implantierten Materialien zu verhindern, ist in den ersten Monaten eine Nachbehandlung mit blutverdünnenden Medikamenten erforderlich. Zudem werden zunächst Antibiotika verabreicht, um Infektionen vorzubeugen. Auch langfristig sollte bei bestimmten Eingriffen mit erhöhtem Infektionsrisiko – etwa bei Zahnbehandlungen – vorsorglich eine Antibiotikagabe erfolgen, um bakterielle Entzündungen am Herzen zu vermeiden (Endokarditisprophylaxe).

Mögliche Komplikationen

Komplikationen nach Herzoperationen bei Herzmissbildungen sind insgesamt selten. Wie bei jedem chirurgischen Eingriff lassen sich Risiken jedoch nicht vollständig ausschliessen. Mögliche Komplikationen sind unter anderem:

Die moderne Herzchirurgie arbeitet mit standardisierten Abläufen und höchsten Sicherheitsstandards, um diese Risiken so gering wie möglich zu halten.

Fragen rund um Herzfehler

Welche Herzfehler müssen operiert werden?

Nicht alle Herzfehler sind behandlungsbedürftig. Eine Herz-OP wird notwendig, wenn:

  • der Blutfluss im Herzen gestört ist,
  • die Sauerstoffversorgung beeinträchtigt ist,
  • das Herz überlastet wird oder
  • sich Folgekomplikationen wie Rhythmusstörungen oder Lungenhochdruck entwickeln.

Sind Herzfehler immer angeboren?

Nein. Herzfehler können bereits vor der Geburt entstehen (kongenitale Herzfehler, angeborene Herzfehler) oder sich im Laufe des Lebens entwickeln.

Wie entstehen Herzfehler?

Angeborene Herzfehler entstehen meist während der frühen Embryonalentwicklung. Die Ursachen sind oft multifaktoriell – genetische Einflüsse, Einnahme bestimmter Medikamente, Alkohol- und Drogen während der Schwangerschaft, Virusinfektionen in der Schwangerschaft (z. B. Röteln) oder chronische Erkrankungen der Mutter (wie Diabetes) können eine Rolle spielen. Erworbenen Herzfehlern liegt meist eine degenerative, entzündliche oder strukturelle Veränderung zugrunde.

Wie gefährlich ist eine Herz-OP?

Die Risiken einer Herzoperation lassen sich heute dank modernster Medizin und spezialisierter Zentren deutlich minimieren. Dennoch handelt es sich um einen grösseren chirurgischen Eingriff, dessen Gefährlichkeit je nach Operationsmethode, Vorerkrankungen und individuellem Gesundheitszustand variiert.

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