Divertikel sind Ausstülpungen im Darm, die vor allem mit zunehmendem Alter auftreten. Häufig verursachen sie keinerlei Beschwerden. Entzünden sie sich jedoch, können heftige Schmerzen im Bauch, Fieber, Übelkeit und Durchfall die Folge sein. Sofern kein Notfall vorliegt, wird die so genannte Divertikulitis konservativ bzw. medikamentös behandelt. Tritt sie jedoch wiederholt auf, kann eine Operation die Behandlungsmethode der Wahl sein.

Ich (m, 67) habe mehrere Divertikulitisschübe hinter mir, die auch schon einen Spitalaufenthalt nötig machten. Zwar konnte medikamentös eine Besserung erreicht werden, aber der Arzt meint, dass bei mir eine Operation sinnvoll sein könnte.

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Illustration Darmdivertikel
Darmdivertikel sind Ausstülpungen in der äusseren Darmwand

Sie sprechen ein Problem an, von welchem mit zunehmendem Alter viele Menschen betroffen sind. Während sich bei unter 50-Jährigen nur etwa bei jedem Zehnten Divertikel bilden, treten diese bei jedem zweiten 70-Jährigen auf. Viele wissen allerdings nichts davon, denn Divertikel verursachen mehrheitlich keine Symptome. Entdeckt werden sie oft nur durch einen Zufallsbefund, etwa im Rahmen einer Dickdarmspiegelung. Divertikel sind Ausstülpungen der äusseren Wand von verschiedenen Hohlorganen wie etwa der Speiseröhre, des Magens oder der Blase. Mit Abstand am häufigsten sind wie bei Ihnen Divertikel des Dickdarms. Sie treten oft in grösserer Zahl auf, man spricht dann von Divertikulose. Speziell betroffen ist jener Dickdarmabschnitt, der wegen seines S-förmigen Verlaufs "Sigma" genannt wird und im linken Unterbauch liegt. Divertikulose kann aber den gesamten Dickdarm befallen.

Präventiver Einfluss der Ernährung ist unsicher

Weshalb genau Divertikel entstehen, ist nicht restlos geklärt. Als Risikofaktoren gelten eine erblich bedingte Anfälligkeit, geschwächtes Bindegewebe, starkes Übergewicht, Bewegungsarmut, sitzende Tätigkeiten und Rauchen. Nicht ganz klar ist der Einfluss der Ernährung, aber auch wenn ein präventiver Effekt nicht gesichert ist, empfiehlt sich allgemein eine ballaststoffreiche Kost. 

Diagnostiziert werden Divertikel mittels Ultraschall und/oder Computertomografie sowie Darmspiegelung. Der Krankheitswert von Divertikeln ist relativ gering, aber rund 20 Prozent der Betroffenen bekommen Probleme. Am häufigsten ist die Entzündung der Divertikel, in der Fachsprache Divertikulitis genannt, seltener kommt es zu Blutungen. Teils heftige Schmerzen am linken Unterbauch, Fieber, Übelkeit, Blähungen und Durchfall oder Verstopfung sind typische Symptome einer akuten Divertikulitis. 

Behandelt wird diese nach Möglichkeit zunächst konservativ, das heisst insbesondere mit Antibiotika, krampflösenden Medikamenten und auch Schonkost. Mit Divertikulitis verbundenen Komplikationen wie Abszesse, Darmeinengungen oder lebensbedrohliche Perforationen (Durchbrüche) können eine notfallmässige Operation nötig machen, die auch bei Blutungen häufig unumgänglich ist.

Erkranktes Stück des Dickdarms wird entfernt

Bei Ihnen wird eine Operation in Erwägung gezogen, weil sie offenbar wiederholt an Schüben leiden. Das ist ein übliches Vorgehen. Ob ein solcher Eingriff wirklich angezeigt ist, wird bei uns an der Hirslanden Klinik Aarau sorgfältig abgeklärt. Hier arbeiten Gastroenterologen und Viszeralchirurgen eng zusammen, und gemeinsam mit dem Patienten wird nach der bestmöglichen Therapie gesucht. Stellt sich die Operation als erfolgversprechendste Variante heraus, wird das erkrankte Stück des Dickdarmes entfernt, und die verbleibenden Teile des Darmes werden wieder zusammengenäht. Dass danach ein Stück Darm fehlt, wirkt sich nicht nachteilig aus. Wenn immer möglich, wird der Eingriff minimal-invasiv gemacht ("Schlüsselloch-Technik"). Das verspricht eine schnellere Heilung, und auch das kosmetische Ergebnis ist besser. Von einem erfahrenen Facharzt ausgeführt, ist die Operation risikoarm.

Operation in entzündungsfreiem Intervall

Der Eingriff erfolgt unter einer Vollnarkose. Ausgeführt von einem geübten Team, dauert er 1 bis 2 Stunden. Der gesamte Spitalaufenthalt beträgt meist 5 bis 7 Tage, bei einer offenen Operation etwas mehr. Der Eingriff soll wenn immer möglich in einem entzündungsfreien Intervall geplant werden. Nur in einer Notfallsituation oder bei Komplikationen kann es notwendig werden, vorübergehend für wenige Monate einen künstlichen Darmausgang (Stoma) anzulegen. Wir empfehlen Ihnen bei Beschwerden eine frühzeitige Abklärung, damit die Diagnose gesichert und andere Darmerkrankungen ausgeschlossen werden können.

Prof. Dr. med. Stephan Teyssen
Facharzt für Gastroenterologie und Allgemeine Innere Medizin sowie Leiter des Instituts für Gastroenterologie und Interventionelle Endoskopie
Dr. med. Jürgen Leinweber
Facharzt für Viszeralchirurgie am Viszeral Zentrum der Hirslanden Klinik Aarau