Die Endokarditis ist eine Entzündung der Herzinnenhaut. Am häufigsten sind entweder Bakterien (Bakterielle Endokarditis) oder zu starke Immunreaktionen (Rheumatische Endokarditis) für die Entzündung verantwortlich. Die Endokarditis kann zu Vernarbungen und Verwachsungen der Herzinnenhaut führen und die Herzklappen schädigen.

Infografik Endokarditis

Endokarditis im Überblick

Die Herzinnenhaut, auch bekannt als Endokard, ist die innerste Schicht des Herzens. Sie besteht aus einer dünnen Gewebeschicht, die die inneren Hohlräume des Herzens auskleidet und die Herzklappen bedeckt. Das Endokard ist sehr glatt, was den reibungslosen Blutfluss durch das Herz unterstützt und die Bildung von Blutgerinnseln verhindert.

Endokarditis ist eine Entzündung des Endokards, dabei wird zwischen einer infektiösen und einer nicht-infektiösen Endokarditis unterschieden.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen der Endokarditis können von unterschiedlicher Natur sein und unterscheiden sich je nachdem, ob es sich um eine infektiöse oder nicht-infektiöse Form handelt.

Ursachen und Risikofaktoren einer infektiösen Endokarditis

Infektiöse Endokarditis wird hauptsächlich durch Infektionen mit Mikroorganismen, vor allem Bakterien, verursacht, die in den Blutkreislauf gelangen und sich am Endokard, insbesondere an den Herzklappen, ansiedeln. Seltener können auch Pilze oder Viren die Infektion auslösen. Folgende Risikofaktoren können die Entstehung einer infektiösen Herzinnenhautentzündung begünstigen:

Herzklappenerkrankungen

Herzklappenerkrankungen stellen ein Risiko für die Entwicklung von Endokarditis dar. Durch die Schädigung oder Fehlfunktion der Herzklappen können diese anfällig für die Besiedelung mit Mikroorganismen werden, was zur Entzündung des Endokards führt.

Prothetische Herzklappen

Künstliche Herzklappen, die zur Behandlung von Klappenerkrankungen eingesetzt werden, stellen ein höheres Risiko für Endokarditis dar, da sie als Fremdkörper leichter von Bakterien besiedelt werden können.

Intravenöser Drogenkonsum

Intravenöser Drogenkonsum ist ein Risikofaktor für die Entwicklung einer infektiösen Endokarditis, insbesondere der bakteriellen Form. Durch das Einspritzen von Drogen direkt in die Blutbahn können Bakterien und andere Mikroorganismen leicht in den Körper gelangen. Oftmals werden unsaubere Nadeln oder kontaminierte Substanzen verwendet, was die Gefahr von Infektionen erhöht. Aber auch bei Patienten, die auf eine intravenöse Injektion angewiesen sind, ist es wichtig, dass die Injektionsmaterialien steril sind, um das Infektionsrisiko zu minimieren.

Geschwächtes Immunsystem

Menschen mit geschwächtem Immunsystem, sei es durch HIV/AIDS, Krebsbehandlung, Diabetes oder andere Erkrankungen, sind anfälliger für Infektionen und haben somit ein erhöhtes Risiko an Endokarditis zu erkranken.

Medizinische Eingriffe

Chirurgische Eingriffe, vor allem am Herzen, aber auch zahnärztliche Behandlungen oder andere invasive Prozeduren können Bakterien in den Blutkreislauf einführen.

Ursachen einer nicht-infektiöse Endokarditis

Nicht-infektiöse Endokarditis entsteht ohne den Einfluss von Mikroorganismen und kann durch rheumatisches Fieber, angeborene Herzfehler oder durch eine Autoimmunerkrankung hervorgerufen werden. Sie tritt auf, wenn sich auf geschädigten Herzklappen fibröse Blutgerinnsel ohne Mikroorganismen (sterile Vegetationen) entwickeln.

Systemischer Lupus erythematodes (SLE)

SLE ist durch eine übermässige Immunantwort gekennzeichnet, bei der das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift und entzündliche Reaktionen verursacht. Diese Entzündungen können auch das Endokard betreffen und zur Bildung von sterilen Vegetationen auf den Herzklappen führen, auch als Libman-Sacks-Endokarditis bekannt.

Rheumatoide Arthritis

Die rheumatische Endokarditis entsteht durch eine übermässige Immunreaktion des Körpers nach einer Infektion mit Streptokokken-Bakterien (rheumatoide Arthritis). Diese Immunreaktion, als rheumatisches Fieber bekannt, führt dann zu Entzündungen an der Herzinnenhaut oder in den Nieren.

Herz-Patient mit Angina Pectoris

Krankheitsverlauf

Der Krankheitsverlauf von einer Herzinnenhautentzündung kann stark variieren, abhängig von der Art der Infektion und der individuellen Reaktion des Körpers. Typischerweise beginnt die infektiöse Endokarditis mit der Besiedelung der Herzklappen durch Bakterien, Pilze oder seltener Viren. Dies oder die Bildung fibröser Blutgerinnsel ohne Mikroorganismen bei nicht-infektiöser Endokarditis führt zu einer Entzündungsreaktion im Endokard und zur Bildung von vegetativen Ablagerungen. Bei der akuten Form treten Beschwerden wie Febris, Schüttelfrost, starke Schwäche und Herzgeräusche oft schnell und intensiv auf. In der subakuten Form entwickeln sich die Symptome allmählich und können weniger ausgeprägt sein. Unbehandelt kann Endokarditis zu schwerwiegenden Komplikationen führen, die im schlimmsten Fall tödlich verlaufen können, darunter Herzklappeninsuffizienz, septische Embolien wie Schlaganfall oder Lungenembolie, sowie Sepsis.

Symptome von Endokarditis

Die Symptome einer Endokarditis sind vielfältig und variieren je nach Art der Erkrankung, ob infektiös oder nicht-infektiös. Zudem unterscheidet man zwischen akuter und subakuter Endokarditis, da die Beschwerden je nach Verlauf unterschiedlich ausgeprägt sein können.

Akute Endokarditis

Die akute Endokarditis ist durch plötzlich auftretende Symptome und einen schnellen Krankheitsverlauf gekennzeichnet. Betroffene weisen häufig die folgenden Beschwerden auf:

  • Hohes Fieber (häufig über 39 Grad Celsius)
  • Schüttelfrost
  • Müdigkeit und Schwäche
  • ungewöhnliche Herzgeräusche
  • Atemnot
  • Ödeme
  • Gewichtsverlust
  • Appetitlosigkeit
  • Herzrasen (Tachykardie)

Subakute Endokarditis

Die subakute Endokarditis ist durch einen langsameren, eher schleichenden Krankheitsverlauf gekennzeichnet und die Beschwerden können weniger ausgeprägt sein. Betroffene berichten häufig von den folgenden Beschwerden:

  • leichtes Fieber (meist jedoch unter 39 Grad Celsius)
  • leichte Erhöhung der Herzfrequenz
  • Gliederschmerzen
  • Nachtschweiss
  • Allgemeines Krankheitsgefühl

Die subakute Endokarditis kann leichter übersehen werden, da die Beschwerden weniger spezifisch und weniger dramatisch sind als bei der akuten Form. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind dennoch entscheidend, um schwerwiegende Komplikationen wie Herzklappeninsuffizienz oder Embolien zu vermeiden.

Diagnose

Die Diagnose einer Endokarditis wird normalerweise von einem Kardiologen, häufig in Zusammenarbeit mit einem Infektiologen, gestellt und umfasst in der Regel klinische Untersuchungen, Labortests und bildgebende Verfahren:

Klinische Untersuchung

Der Arzt erfasst zunächst die Krankengeschichte des Patienten und erkundigt sich nach Symptomen wie Fieber, Herzgeräuschen oder anderen Anzeichen einer möglichen Endokarditis. Zusätzlich wird eine Auskultation durchgeführt, bei der das Herz mit einem Stethoskop abgehört wird, um ungewöhnliche Herzgeräusche zu erkennen.

Blutuntersuchungen

Dem Patienten wird in der Regel eine Blutprobe entnommen, um Bakterien oder andere Mikroorganismen im Blut nachzuweisen. Dies hilft bei der Identifizierung des Erregers und der Auswahl geeigneter Antibiotika für die Therapie.

Echokardiographie

Die Echokardiographie (Herzultraschall) ist ein wesentliches bildgebendes Verfahren zur Diagnose einer Herzinnenhautentzündung. Sie ermöglicht es, Vegetationen auf den Herzklappen zu identifizieren, ihre Grösse und Position zu bestimmen sowie die Herzklappenfunktionen zu bewerten.

Behandlung

Die Behandlung der Endokarditis hängt davon ab, ob es sich um eine infektiöse oder nicht-infektiöse Form handelt, welcher Erreger der Krankheit zugrunde liegt und wie schwer die Symptome sind. Generell umfasst die Therapie folgende Massnahmen:

Antibiotika-Therapie

Bei der bakterielle Endokarditis wie auch bei der rheumatische Endokarditis ist eine langfristige Antibiotika-Behandlung notwendig.  Die Auswahl der Antibiotika richtet sich nach dem identifizierten Erreger und den Ergebnissen der Blutproben. Allenfalls werden zusätzlich entzündungshemmende Medikamente eingesetzt.

Chirurgische Eingriffe

Bei Schädigung der Herzklappen und Herzklappenfehler können chirurgische und interventionelle Behandlungsmöglichkeiten zum Einsatz kommen, um infizierte Herzklappen zu reparieren oder zu ersetzen.

Symptomatische Therapie

Zur Linderung von Beschwerden wie Febris oder Schmerzen können unterstützende Massnahmen wie fiebersenkende Medikamente eingesetzt werden.

Prävention

Die Prävention von Endokarditis zielt darauf ab, das Risiko einer Infektion des Endokards zu reduzieren, insbesondere bei Personen mit erhöhtem Risiko aufgrund von prädisponierenden Faktoren wie Herzklappenfehlern oder invasiven medizinischen Eingriffen.

Prophylaktische Antibiotika (Endokarditisprophylaxe)

Bei Risikopatienten soll vor bestimmten invasiven medizinischen Eingriffen, die das Risiko einer Bakteriämie erhöhen können, vorbeugenden Antibiotika verabreicht werden. Dies gilt bei Operationen im Mund- und Rachenbereich, aber auch für Zahnbehandlungen. Folgende Voraussetzungen machen Sie zum Risikopatienten:

  • frühere Endokarditis Erkrankung
  • schwerer angeborener Herzfehler
  • Herzklappenersatz oder rekonstruierte Herzklappen
  • Herztransplantation mit Klappenkrankheit

Weitere Präventionsmassnahmen

Weitere präventive Massnahmen umfassen eine gute Mundhygiene, um das Risiko von Bakteriämien durch Zahnfleischentzündungen oder zahnärztliche Eingriffe zu reduzieren. Bei Patienten, die auf intravenöse Injektionen angewiesen sind, ist es wichtig, dass die Injektionsmaterialien steril sind, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Regelmässige ärztliche Untersuchungen sind ebenfalls entscheidend für Patienten mit bekannten Risikofaktoren wie früheren Endokarditis-Fällen oder angeborenen Herzfehlern, um potenzielle Infektionsquellen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

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