Borreliose (Lyme-Borreliose), auch als Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit bekannt, ist die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit in der Schweiz. Sie wird durch das Bakterium Borrelia burgdorferi, auch Borrelien genannt, ausgelöst und kann unbehandelt schwerwiegende Folgen für Haut, Gelenke, Nerven und Herz haben. Da es derzeit keine Borreliose-Impfung gibt, sind Zeckenschutz, frühe Diagnose und eine gezielte Therapie entscheidend.

Die Borreliose im Überblick

Die Lyme-Borreliose ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die in Europa vor allem durch den Stich des gemeinen Holzbocks (Ixodes ricinus) übertragen wird. In der Schweiz sind schätzungsweise 5 bis 30 Prozent der Zecken – in manchen Regionen sogar bis zu 50 Prozent – mit Borrelia burgdorferi infiziert. Da verschiedene Borrelien-Arten existieren, können im Krankheitsverlauf unterschiedliche Organe betroffen sein. Laut Bundesamt für Gesundheit erkranken in der Schweiz jedes Jahr rund 10’000 Menschen an Borreliose.

Die ersten Symptome der Borreliose zeigen sich meist wenige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich, typischerweise als Wanderröte (Erythema migrans). Ohne frühzeitige Behandlung kann die Erkrankung fortschreiten und zu chronischen Beschwerden wie Gelenkentzündungen, Nerven- oder Herzproblemen führen.

Zecke steckt in der Haut fest

Ursachen

Die Ursache der Borreliose ist eine Infektion mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi, das durch den Stich einer infizierten Zecke (meist Ixodes ricinus, der gemeine Holzbock) auf den Menschen übertragen wird. Die Borrelien sitzen im Darm der Zecke und gelangen in der Regel erst nach längerer Saugdauer in die Blutbahn. Nicht jeder Zeckenstich (umgangssprachlich auch Zeckenbiss genannt) führt daher automatisch zu einer Ansteckung. Je länger die Zecke am Körper verbleibt, desto höher ist das Risiko einer Infektion.

Krankheitsverlauf

Der Krankheitsverlauf der Lyme-Borreliose ist sehr variabel und hängt stark vom Zeitpunkt der Diagnose und Behandlung ab. Unbehandelt entwickelt sich die Erkrankung schrittweise in verschiedenen Stadien, die jeweils unterschiedliche Beschwerden mit sich bringen. Während die Infektion im frühen Stadium meist noch gut heilbar ist, kann eine verschleppte Borreliose zu schwerwiegenden Spätfolgen führen, welche die Lebensqualität dauerhaft beeinträchtigen.

Stadium I – Frühes lokales Stadium

Das frühe Stadium der Borreliose entwickelt sich in der Regel wenige Tage bis Wochen nach einem Zeckenstich. In dieser Phase treten die ersten Anzeichen der Erkrankung auf, die sich sowohl an der Haut als auch durch allgemeine Beschwerden bemerkbar machen können.

Hautveränderungen (Wanderröte, Borrelien-Lymphozytom)

Die Lyme-Borreliose macht sich in der frühen Phase oft durch eine typische Wanderröte (Erythema migrans) bemerkbar. Diese zeigt sich in mehr als der Hälfte der Fälle als ringförmige Hautrötung, die sich langsam um die Einstichstelle ausbreitet. In selteneren Fällen kann sich auch ein Borrelien-Lymphozytom entwickeln, eine hellrote, knotige Schwellung in der Nähe des Zeckenstichs.

Allgemeinsymptome

Da Hautveränderungen nicht immer auftreten, ist es wichtig, auch allgemeine Beschwerden ernst zu nehmen. Typisch sind grippeähnliche Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, leichtes Fieber sowie Muskel- und Gelenkschmerzen. Diese Symptome sind zwar unspezifisch, können aber frühe Hinweise auf eine Borreliose sein – insbesondere nach dem Stich einer Zecke.

Stadium II – Frühes disseminiertes Stadium

Wenn sich die Borrelien Wochen bis wenige Monate nach dem Zeckenstich über den Blutkreislauf im Körper ausbreiten, kann es zu vielfältigen Beschwerden in unterschiedlichen Organen kommen.

Nervensystem (frühe Neuroborreliose)

Eine frühe Neuroborreliose zeigt sich häufig durch starke, wandernde Nervenschmerzen, Entzündungen der Nervenwurzeln und der Hirnhäute sowie Ausfälle einzelner Hirnnerven. Diese Symptomkonstellation wird auch als sogenanntes Bannwarth-Syndrom bezeichnet. Besonders charakteristisch ist eine Lähmung der Gesichtsmuskulatur (Fazialisparese), die nicht selten beidseitig auftritt und zu einem schiefen oder maskenhaften Gesichtsausdruck führt.

Gelenke (Lyme-Arthritis)

Die Erreger können auch in die Gelenke eindringen und dort schmerzhafte Entzündungen verursachen. Meist ist das Knie betroffen, wobei es zu Schwellung, Rötung und Bewegungseinschränkungen kommt. In manchen Fällen bildet sich ein ausgeprägter Gelenkerguss, der ärztlich punktiert werden muss.

Herz (Lyme-Karditis)

Wird das Herz in Mitleidenschaft gezogen, entwickeln sich Reizleitungsstörungen, die Herzrhythmusstörungen auslösen können. Daneben sind Entzündungen des Herzmuskels (Myokarditis) oder des Herzbeutels (Perikarditis) möglich, die mit Brustschmerzen, Schwindel oder Luftnot einhergehen können.

Augen

Selten, aber möglich, sind durch Borrelien ausgelöste entzündliche Veränderungen am Auge. Diese reichen von einer einfachen Bindehautentzündung bis hin zu schwereren Formen wie Entzündungen der Regenbogenhaut (Uveitis) oder der Hornhaut (Keratitis), die unbehandelt das Sehvermögen beeinträchtigen können.

Stadium III – Spätes Stadium

Wenn die Borreliose über Monate bis Jahre unbehandelt bleibt oder nicht vollständig ausheilt, kann sie in das späte Stadium übergehen. In dieser Phase treten chronische oder wiederkehrende Beschwerden auf, die mehrere Organe betreffen und die Lebensqualität stark einschränken können.

Haut (Acrodermatitis chronica atrophicans)
Eine typische Hautmanifestation im Spätstadium ist die Acrodermatitis chronica atrophicans. Zunächst kommt es zu Rötungen und Schwellungen, später wird die Haut dünner, pergamentartig und verfärbt sich bläulich. Mit der Zeit zeichnen sich die Venen deutlich ab. Diese Veränderungen treten häufig an den Streckseiten der Arme und Beine auf und können dauerhaft bestehen bleiben.

Nervensystem (späte Neuroborreliose)
Im Nervensystem kann sich eine chronisch-entzündliche Beteiligung von Gehirn und Rückenmark entwickeln. Die Betroffenen leiden unter vielfältigen neurologischen Beschwerden wie Gefühlsstörungen, Lähmungen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen oder auch psychischen Veränderungen. Die Symptomatik ist sehr variabel und kann über Jahre hinweg fortschreiten.

Gelenke (späte Lyme-Arthritis)
Im Bereich der Gelenke kommt es häufig zu einer wiederkehrenden oder chronischen Arthritis, die bevorzugt die Knie, manchmal aber auch andere grosse Gelenke betrifft. Typisch sind Schwellungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, die in Schüben auftreten und über längere Zeit bestehen bleiben können.

 

Symptome der Borreliose

Die Symptome der Borreliose sind sehr unterschiedlich und entwickeln sich je nach Krankheitsstadium. Typisch in der Frühphase ist die Wanderröte (Erythema migrans), eine sich ausbreitende Hautrötung um die Einstichstelle. Auch grippeähnliche Beschwerden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Fieber oder Muskel- und Gelenkschmerzen können früh auftreten.

Breitet sich die Infektion weiter aus, können Nervenentzündungen, Gesichtslähmungen, Gelenkschmerzen oder Herzrhythmusstörungen hinzukommen. Im Spätstadium kommt es bei unbehandelter Erkrankung häufig zu chronischen Gelenkentzündungen, neurologischen Störungen oder Hautveränderungen, welche die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen können.

Wanderröte, Symptome einer Borreliose

Diagnose

Die Diagnose der Borreliose orientiert sich zunächst stark an den klinischen Zeichen. Besonders die Wanderröte (Erythema migrans) gilt als eindeutiger Hinweis auf eine Infektion. Bei unspezifischen Beschwerden nach dem Stich einer Zecke kann eine weiterführende Abklärung durch Labortests notwendig sein.

Die Labordiagnostik erfolgt in zwei Schritten: Zunächst wird ein Suchtest (meist ELISA-Test) durchgeführt, bei positivem oder grenzwertigem Ergebnis folgt ein Immunoblot zur Bestätigung. Bei speziellen Manifestationen wie einer Neuroborreliose kann eine Lumbalpunktion notwendig sein, um das Nervenwasser (Liquor) auf borrelien-spezifische Antikörper und Entzündungszeichen zu untersuchen. Auch Proben aus Haut oder Gelenkflüssigkeit können in Einzelfällen für einen direkten Erregernachweis herangezogen werden.

Behandlung

Eine rechtzeitig erkannte Lyme-Borreliose lässt sich in den meisten Fällen erfolgreich behandeln. Antibiotika sind dabei das Mittel der Wahl: Sie stoppen die Vermehrung der Borrelien und verhindern so, dass sich die Infektion weiter im Körper ausbreitet. Je früher die Therapie beginnt, desto höher ist die Chance auf eine vollständige Heilung ohne bleibende Schäden.

Im frühen Stadium genügt in der Regel eine Behandlung mit Tabletten, meist mit Doxycyclin oder Amoxicillin. Sind Organe betroffen oder befindet sich die Erkrankung bereits in einem späteren Stadium, reicht eine Tablettentherapie nicht mehr aus. In diesen Fällen wird auf eine intravenöse Antibiotikatherapie umgestellt. Dabei kommen Präparate wie Ceftriaxon, Cefotaxim oder Penicillin G zum Einsatz, die über mehrere Wochen verabreicht werden.

In seltenen Fällen kann eine erneute oder verlängerte Antibiotikakur erforderlich sein, wenn die Symptome trotz Therapie fortbestehen. Besonders bei einer Neuroborreliose ist häufig eine anschliessende Rehabilitation notwendig, da die Erkrankung mitunter schwer verläuft und das Nervensystem nachhaltig beeinträchtigen kann.

Prävention

Eine Impfung gegen Borreliose ist derzeit nicht verfügbar. Umso wichtiger ist der Schutz vor Zeckenstichen: Empfehlenswert sind lange, geschlossene Kleidung in Wald und Wiese, das Auftragen von Insektenschutzmitteln sowie das gründliche Absuchen des Körpers nach Aufenthalten im Freien.

Wird eine Zecke entdeckt, sollte sie möglichst rasch und korrekt entfernt werden. Da sich die Borrelien im Darm der Zecke befinden und erst nach längerer Saugdauer übertragen werden, senkt eine frühzeitige Entfernung das Infektionsrisiko erheblich.

 

FAQs

Welche Symptome treten bei Borreliose auf?
Zu den häufigsten frühen Anzeichen gehören die Wanderröte (Erythema migrans) sowie grippeähnliche Beschwerden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Gelenkschmerzen. In späteren Stadien können auch das Nervensystem, die Gelenke, das Herz oder die Haut betroffen sein.

Verschleppte Borreliose: Welche Beschwerden treten auf?
Bei einer unbehandelten oder zu spät erkannten Infektion können chronische Gelenkentzündungen, neurologische Probleme wie Lähmungen oder Gedächtnisstörungen, anhaltende Müdigkeit sowie dauerhafte Hautveränderungen auftreten.

Wie wird eine Lyme-Borreliose behandelt?
Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika. Im frühen Stadium genügen meist Tabletten über zwei bis drei Wochen. Bei Organbeteiligung oder fortgeschrittenen Verläufen sind Infusionen über mehrere Wochen notwendig.

Gibt es eine Impfung gegen Borreliose?
Derzeit ist in Europa keine Impfung gegen Borreliose verfügbar. Der beste Schutz ist die Vorbeugung von Zeckenstichen und das rasche Entfernen von Zecken.

Ist Borreliose heilbar?

Ja, Borreliose ist in vielen Fällen vollständig heilbar, vor allem wenn die Infektion frühzeitig erkannt und mit Antibiotika behandelt wird. Die Heilungschancen sind dann sehr hoch, und Spätfolgen treten nur selten auf. Wird die Erkrankung jedoch nicht rechtzeitig behandelt, kann sie chronisch verlaufen und zu bleibenden Beschwerden führen.