Neurodermitis, medizinisch auch als atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis bekannt, ist eine chronische Hauterkrankung, die sich durch ausgeprägten Juckreiz, trockene Haut und wiederkehrende Entzündungsschübe auszeichnet. Sie kann das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen – umso wichtiger ist daher eine konsequente Basistherapie. Neben der geeigneten Hautpflege spielen auch vorbeugende Massnahmen eine zentrale Rolle, um Schübe zu vermeiden und die Haut langfristig zu stabilisieren. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit der Erkrankung hilft Betroffenen, ihren Alltag besser zu gestalten und das Wohlbefinden zu steigern.

Dermatitis, Rücken

Neurodermitis im Überblick

Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die in Schüben verläuft und meist mit starkem Juckreiz sowie trockener, empfindlicher Haut einhergeht. In der Schweiz sind 5 bis 15 Prozent der Menschen von atopischer Dermatitis betroffen. Oft tritt die Erkrankung schon im frühen Kindesalter auf. Bei einem grossen Teil der Betroffenen lassen die Symptome über die Jahre nach oder verschwinden ganz.

Im Erwachsenenalter kommen atopische Ekzeme seltener vor. Wer dennoch darunter leidet, bei dem zeigten sich oft bereits in der Kindheit erste Anzeichen der Erkrankung, die in manchen Fällen unerkannt blieben. Neurodermitis zählt zu den häufigsten Hautkrankheiten in der Schweiz und tritt häufig komorbid mit anderen atopischen Erkrankungen wie Heuschnupfen oder Asthma bronchiale auf.

Obwohl Neurodermitis nicht durch medizinische Intervetion heilbar ist, lässt sich die Erkrankung mit einer gezielten Behandlung gut kontrollieren. Ziel ist es, die Beschwerden zu lindern, Schübe zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern.

Ursachen und Risikofaktoren von Neurodermitis

Die genaue Ursache von Neurodermitis ist noch nicht vollständig geklärt. Die Erkrankung entsteht durch ein Zusammenspiel aus genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen. Eine zentrale Rolle spielt eine gestörte Hautbarriere, die das Eindringen von Reizstoffen und Allergenen erleichtert.

Zu den häufigsten Risikofaktoren zählen:

  • Genetische Veranlagung: Oft tritt Neurodermitis familiär gehäuft auf.
  • Allergien: Viele Betroffene reagieren empfindlich auf Pollen, Hausstaubmilben oder bestimmte Nahrungsmittel.
  • Umwelteinflüsse: Kalte Luft, trockene Heizungsluft, Schadstoffe oder hautreizende Pflegeprodukte können Schübe auslösen.
  • Reizende Kleidungsmaterialien: Stoffe wie Wolle oder synthetische Fasern können die empfindliche Haut zusätzlich strapazieren und Juckreiz verstärken.
  • Intensive Hautreinigung: Häufiges Waschen mit seifenhaltigen Produkten oder der regelmässige Kontakt mit Reinigungsmitteln kann die Hautbarriere schwächen und Entzündungen begünstigen.
  • Zigarettenrauch: Passives Rauchen sowie das Einatmen von Tabakrauch können das Hautbild verschlechtern und akute Schübe auslösen.
  • Psychische Belastung und Stress, die den Hautzustand zusätzlich verschlechtern können.
  • Infektionen oder hormonelle Schwankungen können ebenfalls eine Rolle spielen.

Symptome: Neurodermitis erkennen

Die Symptome der atopischen Dermatitis variieren je nach Alter und Ausprägung der Erkrankung. Typisch sind:

  • Starker Juckreiz, oft auch nachts, was zu Schlafstörungen führen kann
  • Trockene, schuppige Haut
  • Rötungen, Entzündungen und Ekzeme
  • Verdickte Hautbereiche durch häufiges Kratzen
  • In schweren Fällen: Nässen und Krustenbildung
  • Bei Säuglingen zeigt sich Neurodermitis meist im Gesicht (Milchschorf), bei älteren Kindern und Erwachsenen vor allem an den Armbeugen, Kniekehlen, Hals oder Händen.

Wichtig ist zudem, Neurodermitis sicher von anderen Hautkrankheiten mit ähnlichem Erscheinungsbild zu unterscheiden. Nicht jede gerötete, juckende oder trockene Hautstelle ist gleich ein atopisches Ekzem. Auch Hautkrankheiten wie Psoriasis (Schuppenflechte), allergische Kontaktekzeme oder parasitäre Infektionen wie Krätze können ähnliche Symptome verursachen. Eine sorgfältige, dermatologische Abklärung ist deshalb unabdingbar.

Diagnose

Die Diagnose von Neurodermitis erfolgt in der Regel durch eine dermatologische Untersuchung. Dabei beurteilt die Ärztin oder der Arzt das typische Erscheinungsbild der Haut und befragt die Patientin oder den Patienten zu Beschwerden, möglichen Ursachen und Vorerkrankungen.

Ergänzend können folgende Untersuchungen durchgeführt werden:

  • Allergietests (z. B. Prick-Test oder spezifische IgE-Blutuntersuchungen)
  • Hautabstriche bei Verdacht auf zusätzliche Infektionen
  • Selten: Hautbiopsie zur Abgrenzung von anderen Hauterkrankungen

Neurodermitis behandeln

Die Behandlung von Neurodermitis basiert auf mehreren Säulen und wird individuell auf den Schweregrad der Erkrankung abgestimmt. Ziel ist die Linderung der Beschwerden, das Vermeiden von Schüben und die Wiederherstellung der Hautbarriere.

Die wichtigsten Therapieansätze sind:

  • Basistherapie mit rückfettenden Cremes oder Salben, um die Hautbarriere zu stärken
  • Entzündungshemmende Medikamente wie Kortisonpräparate oder Calcineurininhibitoren
  • Antihistaminika zur Linderung des Juckreizes
  • Phototherapie (Lichttherapie) bei chronischen oder schweren Verläufen
  • Biologika oder Immunmodulatoren bei schweren, therapieresistenten Formen
  • Vermeidung von Auslösern und allergenarme Lebensweise

Behandlung von Neurodermitis mit Kortison

Kortison spielt eine zentrale Rolle in der Behandlung von Neurodermitis, da es Entzündungen wirksam hemmt und den quälenden Juckreiz deutlich lindert. Dabei wird es meist in Form von Cremes oder Salben äusserlich angewendet. Wichtig ist jedoch, dass Kortison nur bei einer klaren medizinischen Diagnose eingesetzt wird. Bei anderen Hauterkrankungen wie Akne, Rosazea oder Pilzinfektionen kann es die Beschwerden sogar verschlimmern.

 

Für eine sichere und effektive Anwendung ist die richtige Dosierung und Dauer der Behandlung entscheidend. Kortisonpräparate sollten nur so lange und in der Stärke verwendet werden, wie vom Arzt empfohlen. Bei unsachgemässer Anwendung ist das Risiko von Nebenwirkungen wie Hautverdünnung, Dehnungsstreifen oder Pigmentveränderungen deutlich erhöht. Besonders im Gesicht und bei Kindern ist Vorsicht geboten, da die Haut hier empfindlicher reagiert. In solchen Fällen werden in der Regel schwächer wirkende Präparate verwendet.

 

Obwohl Kortison bei Neurodermitis in der Regel äusserlich angewendet wird, kann in schweren oder besonders hartnäckigen Fällen auch eine systemische Therapie mit Kortison-Tabletten notwendig sein. Diese Form der Behandlung kommt zum Einsatz, wenn grossflächige oder stark entzündete Hautareale bestehen und eine äusserliche Behandlung allein nicht ausreicht.

 

Die Wirkung tritt meist schnell ein: Schwellungen, Rötungen und Juckreiz gehen deutlich zurück. Allerdings ist die systemische Anwendung mit einem höheren Risiko für Nebenwirkungen wie Stoffwechselveränderungen, Hautveränderungen, Osteoporose, Magen-Darm-Beschwerden oder hormonellen Veränderungen verbunden. Aus diesen Gründen werden Kortison-Tabletten bei Neurodermitis nur kurzfristig und in möglichst niedriger Dosis eingesetzt.  

Neurodermitis und seelisches Wohlbefinden

Auch psychosomatische Begleittherapien und Schulungen zum Umgang mit der Erkrankung können die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig verbessern, denn Neurodermitis wirkt sich nicht nur auf die Haut aus, auch das seelische Wohlbefinden kann schwer darunter leiden. Der permanente Juckreiz, sichtbare Hautveränderungen und der chronische Verlauf stellen für viele Betroffene eine grosse emotionale Herausforderung dar. In einer ganzheitlichen Behandlung sollte deshalb nicht nur die Haut, sondern auch die Psyche im Blick behalten werden.

Prävention von Neurodermitis

Um Neurodermitis-Schüben vorzubeugen, ist eine konsequente Hautpflege und die Vermeidung individueller Auslöser zentral. Der tägliche Einsatz milder, parfümfreier Pflegeprodukte hilft, die Hautbarriere zu stärken und Reizungen zu minimieren.

Besonders während der Heizperiode kann trockene Raumluft die Haut zusätzlich belasten. Hier schaffen Luftbefeuchter oder regelmässiges Lüften Abhilfe. Auch die Wahl der Kleidung spielt eine wichtige Rolle: Weiche, atmungsaktive Materialien wie Baumwolle sind besser verträglich als Wolle oder synthetische Stoffe, die Juckreiz fördern können. Darüber hinaus sollten Duftstoffe in Waschmitteln oder Kosmetika vermieden werden.

Stress gilt ebenfalls als ein häufiger Schubauslöser, deshalb können Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder gezielte Achtsamkeitsübungen helfen, den Hautzustand langfristig zu stabilisieren. Bei Neugeborenen mit familiärer Vorbelastung empfiehlt sich zudem möglichst langes Stillen in den ersten vier bis sechs Lebensmonaten, um das Risiko für eine atopische Erkrankung wie Neurodermitis zu senken. In dieser sensiblen Phase sollte möglichst auf die Gabe von fremdem Eiweiss verzichtet werden. Eine Alternative zum Stillen kann hypoallergene Säuglingsnahrung sein.

Häufig gestellte Fragen zur Neurodermitis

Wo tritt Neurodermitis bei Kindern am häufigsten auf?

Bei Säuglingen zeigt sich Neurodermitis meist zuerst im Gesicht, besonders an den Wangen, auf der Kopfhaut (Milchschorf) und auf der Stirn. Mit zunehmendem Alter verlagern sich die betroffenen Stellen oft auf die Streckseiten der Arme und Beine, später auch in die Ellenbeugen, Kniekehlen, am Hals und an den Handgelenken. Die Haut ist dort meist trocken, gerötet und stark juckend.

Wo tritt Neurodermitis bei Erwachsenen typischerweise auf?

Bei Erwachsenen zeigt sich die atopische Dermatitis meist an den Beugeseiten, also in den Ellenbeugen, Kniekehlen und am Hals. Auch Gesicht, Hände, Nacken, Brust und der obere Rücken können betroffen sein. In einigen Fällen treten die Ekzeme auch nur an einzelnen Stellen wie den Augenlidern oder den Händen auf.

Ist Neurodermitis heilbar?

Nein, Neurodermitis gilt als nicht heilbar. Mit einer passenden Therapie lässt sich die Krankheit jedoch gut kontrollieren. Viele Betroffene erleben mit zunehmendem Alter eine deutliche Besserung der Beschwerden.

Welche Lebensmittel sollte man bei Neurodermitis meiden?

Häufig zählen Milchprodukte, Eier, Nüsse, Weizen sowie bestimmte Gemüsesorten wie Sellerie und Paprika zu den Lebensmitteln, die Beschwerden bei Neurodermitis begünstigen können. Auch Zitrusfrüchte, Alkohol, koffeinhaltige Getränke und stark gewürzte Speisen können die Symptome bei manchen Betroffenen verstärken.

Wie wirkt sich Stress auf Neurodermitis aus?

Stress kann sowohl als Ursache für Neurodermitis-Schübe als auch als Verstärker bestehender Symptome verantwortlich sein. Er kann das Immunsystem aus dem Gleichgewicht bringen und Entzündungen in der Haut verstärken. Betroffene empfinden unter Stress oft stärkeren Juckreiz, was zu vermehrtem Kratzen und damit zu einer Verschlimmerung der Symptome führt. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Psychotherapie können die Hautgesundheit unterstützen.

Welche Pflegeprodukte sind bei Neurodermitis geeignet?

Für die tägliche Pflege eignen sich am besten parfümfreie, rückfettende Cremes oder Salben ohne reizende Zusatzstoffe. Sie helfen, die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen und die geschwächte Hautbarriere zu stabilisieren. In akuten Schüben kann zusätzlich eine kortisonhaltige Creme notwendig sein, um die Folgen von Entzündungen und starken Juckreiz schnell zu lindern. Kortison wird dabei nur unter Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin gezielt und zeitlich begrenzt eingesetzt.

Wie wird Neurodermitis bei Babys behandelt?

Bei der Behandlung von Neurodermitis bei Säuglingen steht eine sanfte Hautpflege mit rückfettenden, parfümfreien Salben, welche die Hautbarriere stärken und Juckreiz lindern, im Vordergrund. Wichtig ist ausserdem, das Baby möglichst in atmungsaktiver Kleidung aus Naturmaterialien wie Baumwolle zu kleiden und Überhitzung zu vermeiden. Auch das Vermeiden von potenziellen Reizstoffen, wie parfümierten Pflegeprodukten oder rauer Kleidung, spielt eine zentrale Rolle. In besonders ausgeprägten Fällen kann in Absprache mit dem Kinderarzt eine kurzfristige Behandlung mit niedrig dosierten Kortisonpräparaten notwendig sein.

Wie hängt Neurodermitis mit anderen allergischen Erkrankungen zusammen?

Neurodermitis gehört zu den sogenannten atopischen Erkrankungen. Dabei reagiert das Immunsystem überempfindlich auf eigentlich harmlose Umwelteinflüsse. Wer bereits an einer atopischen Krankheit wie Heuschnupfen, Asthma oder einer Nahrungsmittelallergie leidet, hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, auch an Neurodermitis zu erkranken. Umgekehrt können bei bestehender Neurodermitis im Laufe des Lebens weitere atopische Beschwerden hinzukommen. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang vom „atopischen Formenkreis“, der auf einer gemeinsamen genetischen Veranlagung beruht.