Bei der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) besteht ein Mangel an Schilddrüsenhormonen. Dieser Mangel führt zu verschiedenen Beschwerden wie Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit, Verstopfung oder Muskelschwäche. Behandelt wird die Schilddrüsenunterfunktion mit der Gabe von Schilddrüsenhormonen in Form von Medikamenten.

AndreasKlinik - Schilddrüse

Die Schilddrüse im Überblick

Die Schilddrüse ist ein kleines, schmetterlingsförmiges Organ im Halsbereich, welches für die Produktion lebenswichtiger Hormone verantwortlich ist. Diese Hormone steuern den Metabolismus des Körpers und beeinflussen unter anderem das Wachstum und die Entwicklung.

Für was ist die Schilddrüse wichtig?

Die Schilddrüsenhormone regulieren die Herzfrequenz, die Verdauung, den mentalen Zustand sowie die Körpertemperatur. Ein Gleichgewicht dieser Hormone ist für die Gesundheit und das alltägliche Wohlbefinden essentiell.

Definition und Erklärung der Schilddrüsenunterfunktion

Eine Schilddrüsenunterfunktion liegt vor, wenn die Schilddrüse nicht genug von diesen kritischen Hormonen produziert. Dies führt zu einem verlangsamten Stoffwechsel und anderen Symptomen.

Die Schilddrüse produziert drei kritische Hormone, die für die Regulierung verschiedener Körperfunktionen essentiell sind:

  • Thyroxin (T4): Das Hauptprodukt der Schilddrüse, welches in grösseren Mengen produziert wird. Es spielt eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Stoffwechsels und beeinflusst Wachstum und Entwicklung.
  • Triiodthyronin (T3): Dieses Hormon ist aktiver als T4 und wirkt schneller auf den Körper. Es entsteht grösstenteils durch die Umwandlung von T4 in T3 in peripheren Geweben.
  • Calcitonin: Beteiligt an der Regulierung des Calcium- und Phosphatspiegels im Blut und spielt somit eine wichtige Rolle bei der Knochengesundheit.

Ursachen und Risikofaktoren von Hypothyreose

Es gibt verschiedene Formen der Hypothyreose, die von zahlreichen Ursachen herrühren können.

Primäre Hypothyreose

Diese resultiert direkt aus Problemen mit der Schilddrüse selbst.

Die primäre Hypothyreose kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, die direkt die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen. Ein häufiger Grund ist die autoimmune Schilddrüsenentzündung, Hashimoto-Thyreoiditis genannt, bei der das Immunsystem fälschlicherweise Schilddrüsenzellen angreift und beschädigt. Weitere Ursachen sind jodarme Ernährung, Schilddrüsenchirurgie, Bestrahlung im Halsbereich oder angeborene Schilddrüsenanomalien und -störungen

Sekundäre Hypothyreose

Sie ist oft die Folge einer Dysfunktion der Hypophyse, welche die Schilddrüse stimuliert.

Eine sekundäre Hypothyreose entsteht, wenn die Hypophyse nicht genügend Thyreotropin (TSH) produziert, um die Schilddrüse zur Hormonproduktion anzuregen. Ursachen sind Tumore der Hypophyse oder des Hypothalamus, Kopfverletzungen, schwere Erkrankungen, Strahlentherapie im Kopfbereich und bestimmte Medikamente, die die Hypophysenfunktion beeinträchtigen. Genetische Faktoren spielen auch eine Rolle.

Tertiäre Hypothyreose

Eine seltene Form, die von einer Störung im Hypothalamus ausgeht.

Die tertiäre Hypothyreose ist eine seltene Erkrankung, die durch Dysfunktion im Hypothalamus verursacht wird. Tumore, Traumata oder Entzündungen im Hypothalamus können Ursachen sein. Auch genetische Erkrankungen oder Defekte in den Signalwegen zwischen Hypothalamus, Hypophyse und Schilddrüse können diese Form der Hypothyreose verursachen. Oft entsteht sie durch unzureichende Produktion von TRH im Hypothalamus, was zu vermindertem TSH durch die Hypophyse und folglich zu reduzierter Hormonproduktion führt.

Symptome Schilddrüsenunterfunktion

Die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion unterscheiden sich deutlich zwischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, da der Mangel an Schilddrüsenhormonen je nach Lebensphase unterschiedliche Auswirkungen hat.

Symptome bei Erwachsenen

Müdigkeit, Kälteintoleranz, Gewichtszunahme trotz unverändertem Essverhalten, trockene Haut, Haarverlust, Verlangsamung der Herzfrequenz, kognitive Beeinträchtigungen wie Gedächtnisstörungen oder verminderte Konzentrationsfähgkeit.

Symptome bei Jugendlichen

Verlangsamte Pubertätsentwicklung, unregelmässige Menstruationszyklen bei Mädchen, generelle Erschöpfungszustände.

Symptome bei Kindern

Verzögerungen in der körperlichen Entwicklung, eingeschränkte Wachstumsgeschwindigkeit, späte Pubertät, intellektuelle Beeinträchtigungen oder Lernschwierigkeiten.

Eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion kann zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen führen. Zunächst kann sie sich in den beschriebenen Symptomen manifestieren, welche die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Langfristig kann eine unbehandelte Hypothyreose jedoch zu ernsteren Komplikationen führen, wie Herzkrankheiten, peripherer Neuropathie und in seltenen Fällen sogar zu einem lebensbedrohlichen Myxödemkoma. Die verlangsamte Herzfrequenz kann das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen, während ein niedriger Stoffwechsel zu einer Anhäufung von LDL-Cholesterin im Blut führen kann. Daher ist es von grösster Bedeutung, eine Schilddrüsenunterfunktion frühzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln, um schwerwiegendere Gesundheitsprobleme zu vermeiden.

Myxödem und Myxödem-Koma

Schwere Formen der Hypothyreose können zum Myxödem führen, ein Zustand gekennzeichnet durch Schwellungen im Gewebe. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Myxödem-Koma kommen, einem lebensbedrohlichen Zustand, der sofort medizinischer Behandlung bedarf.

Diagnose Schilddrüsenunterfunktion

Die Diagnose basiert auf einer Kombination aus Patientengeschichte, körperlicher Untersuchung und Laborwerten.

Anamnese und körperliche Untersuchung

Körperliche Untersuchung für eine Schilddrüsenunterfunktion

Der Arzt oder die Ärztin wird nach Symptomen fragen und eine körperliche Untersuchung durchführen.  Dabei wird er besonders auf Schilddrüsenvergrösserungen oder trockene, raue Haut achten. Auch die Reflexe und Herztöne werden überprüft.

Bluttests (TSH, T4, T3)

Bluttests sind entscheidend zur Messung der Schilddrüsenfunktion. Der TSH-Wert, das von der Hypophyse freigesetzte Hormon, gibt Aufschluss über die Schilddrüsenaktivität. Bei einer Unterfunktion ist dieser Wert erhöht. Auch die Werte für T4 und T3 werden gemessen, da sie direkt auf die Funktion der Schilddrüse hinweisen.

Ultraschall der Schilddrüse

Ultraschalluntersuchung bei einer Schilddrüsenunterfunktion

Eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) kann helfen, die Ursache der Schilddrüsenunterfunktion besser zu identifizieren.  Es können z.B. Veränderungen wie Entzündungen, Zysten oder Knoten sichtbar gemacht werden.

Behandlung

Die Standardbehandlung besteht meist aus der Ersatztherapie mit synthetischen Schilddrüsenhormonen, wie Levothyroxin.

Die Behandlung einer Hypothyreose zielt darauf ab, den Mangel an Schilddrüsenhormonen auszugleichen und so die normalen Stoffwechselaktivitäten des Körpers wiederherzustellen. Dies erfolgt in der Regel durch eine lebenslange Hormonersatztherapie mit Levothyroxin, einem synthetischen Schilddrüsenhormon, das identisch mit dem vom Körper produzierten Thyroxin (T4) ist. Die Dosierung von Levothyroxin wird individuell angepasst, basierend auf dem Alter, Gewicht, den Symptomen des Patienten sowie den Blutwerten der Schilddrüsenfunktionstests. Regelmässige Kontrollen sind erforderlich, um die Dosis gegebenenfalls anpassen zu können. In einigen Fällen, insbesondere bei sekundärer oder tertiärer Hypothyreose, kann auch die Behandlung der zugrundeliegenden Ursache notwendig sein.

Informationen zu alternativen und ergänzenden Behandlungsmethoden

Einige Patienten können auch von alternativen oder ergänzenden Behandlungen profitieren.  Diese beinhalten oft eine Kombination aus Lifestyle-Änderungen, wie einer gesunden Ernährung und regelmässiger Bewegung, sowie Ergänzungspräparate, die bestimmte Nährstoffe enthalten, welche für eine optimale Schilddrüsenfunktion wichtig sind. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Methoden nicht als Ersatz für die Hormonersatztherapie dienen, sondern eher als unterstützende Massnahmen betrachtet werden sollten.